BÖRSIANER HÄNGEN AN DER FLASCHE

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klecks1:

BÖRSIANER HÄNGEN AN DER FLASCHE

 
03.05.01 09:45
Börsianer hängen an der Flasche
 
Von Bernd Niquet
Wenn man sich derzeit einmal die ganzen Meinungen der Börsianer und Börsenkommentatoren über die Zinsentscheidungen - beziehungsweise Nichtentscheidungen - der Federal Reserve sowie der EZB anschaut, dann kann man sich lebhaft vorstellen, wie so eine Sitzung bei den Nicht-Anonymen Alkoholikern ausschaut:

Die Sitzung

Der Süchtige: "Hey Ede, gib mir mal die Flasche rüber - ich muss noch etwas nachlegen."

Daraufhin der Pfleger: "Ich bitte Dich, Du solltest doch eigentlich wissen, dass Alkohol nichts zum Guten bewegen kann."

"Hast Du eine Ahnung: Wenn Du wüsstest, wie schön das zeckt."

"Aber je mehr Du jetzt nachlegst, umso mehr brauchst Du morgen. Wäre es da nicht besser, Dein Leben grundlegend in Ordnung zu bringen?!"

Doch da war die Pulle schon angesetzt: "Gluck, gluck, gluck ..."

Dieser Dialog ist natürlich naiv, doch gerade deshalb ganz besonders gut in der Lage, die gegenwärtige Wirklichkeit abzubilden. Denn die Parallelität von Alkohol und Zinssenkungen ist überall anzutreffen. Allerdings nur dann, wenn man ein wenig hinter die Äußerlichkeiten schaut.

Ziele der Notenbankpolitik

Was wird nicht alles von der Notenbank verlangt? Sie soll die Preise in Schach halten, den Außenwert der Währung sichern - und gleichzeitig auch noch die Wirtschaft stimulieren, Arbeitsplätze sichern und die Aktienkurse zum Steigen bringen. Doch mit diesem "magischen Fünfeck" ist jede Notenbankpolitik vollkommen überfordert. Und sollte sie es daher versuchen, alle diese Ziele zu erreichen, dann wird ihr Schicksal - und damit das Schicksal der Währung und des Landes beziehungsweise der Länder, die sie vertritt - nicht unähnlich dem des Pflegers sein, der in der Konsequenz auch nur gezwungen ist, seinem Schützling doch immer wieder die Flasche zu geben.

Die ersten Anzeichen des um sich greifenden Rausches kann man derzeit natürlich bestens in den USA sehen. Wobei die US-Zentralbank natürlich einen unübertreffbaren "Standort"-Vorteil aufweist. Denn um den Außenwert ihrer Währung braucht sich die Fed kaum Sorgen zu machen: Der Dollar ist unangefochten die Weltwährung Nummer eins, und das bedeutet, dass alle Marktteilnehmer aus allen anderen Währungsräumen diese Währung nachfragen müssen.

Die Politik der EZB

Ganz anders jedoch die Situation der EZB: Das primäre Ziel der EZB muss (!) es sein, Vertrauen in die eigene Währung zu schaffen. Und alle (!) anderen Ziele sind diesem Punkt unterzuordnen. Und Vertrauen in die eigene Währung schafft man nur dadurch, indem man die Zinsen höher hält als in konkurrierenden Währungen und damit eine Knapphaltung des eigenen Geldes vermittelt.

Konkret heißt das: Die einzige Aufgabe einer seriösen Notenbankpolitik ist es, die Funktionsbedingungen der von ihr betreuten Wirtschaft in möglichst effizienter Weise zu gewährleisten. Und das bedeutet - übertragen auf die Alkoholikermetapher am Anfang - dass es durchaus einmal einen Anlass zum Feiern geben kann, an dem dann auch ausgiebig gebechert werden darf, doch dass man den Alkohol nicht zum Funktionsprinzip des Lebens machen darf.

In diesem Sinne bin ich der Meinung, dass die EZB eine hervorragende, langfristig ausgerichtete Geldpolitik macht. Dass sie damit die Flaschen-Babys an der Börse zum Schreien bringt, sollte man eher positiv bewerten. Denn die wirksamste Medizin, das wusste man auch schon vor der Einführung der New Economy, ist stets diejenige, die richtig schön bitter ist. Ganz so also, als ob man Brennspiritus in die Maibowle gekippt hätte.

Dr. Bernd Niquet ist Buchautor. Seine beiden aktuellen Neuerscheinungen "1000 Prozent Gewinn" und "Die Welt der Börse" handeln über den Crash der Hightech-Aktien.


02.05. - 11:06 Uhr
klecks1:

Warum dreht Nasdaq???

 
03.05.01 09:59
Heute gibt es doch keine wichtigen Zahlen. Gewinnmitnahmen/Charttechnik/überkaufter Markt???
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