Lichtenstein (aktiencheck.de AG) - Die Experten von "TradeCentre.de" raten nicht investierten Anlegern, die Tipp24-Aktie (ISIN DE0007847147/ WKN 784714) bei Kursschwächen weiterhin zu kaufen.
Das Internetunternehmen mit Fokus auf den Lotteriebereich habe nach vorläufigen Zahlen einen Umsatz von circa 104 Millionen Euro und ein EBIT von voraussichtlich 30 Millionen Euro erzielt. Die im August reduzierte Prognose eines Umsatzes von 90 Millionen Euro sowie einem EBIT von 20 Millionen Euro sei sodann merklich übertroffen worden.
Wie Firmenchef Hans Cornehl den Experten im Hintergrundgespräch erläutert habe, sei für das Übertreffen ein sehr starkes Q4 verantwortlich. Beispielsweise seien keine nennenswerten Gewinnauszahlungen bei der vollkonsolidierten Minderheitsbeteiligung MyLotto24 mit Sitz in UK angefallen. Ein größerer Jackpot, der im Dezember mit einem Volumen von mehr als 20 Millionen Euro ausgespielt worden sei, führe stets zu einem höheren Andrang und einem hohen Spielvolumen.
Die Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs Anfang September, der das deutsche Glücksspielmonopol für unanwendbar erklärt habe, da es gegen europäische Grundfreiheiten verstoße, habe ebenfalls zu einem positiven Effekt und einem höheren Interesse seitens der Lottospieler geführt. Zudem seien bereits für das Schlussquartal Marketingaufwendungen eingeplant gewesen, die aufgrund von Verzögerungen beim Markteintritt in Deutschland nicht realisiert worden seien.
Unterm Strich würden die Hamburger das Rekordjahr 2010 mit einem Überschuss von circa 19 Millionen Euro oder einem Gewinn je Aktie von 2,46 Euro beenden. In der Kasse würden konsolidiert per Jahresende mehr als 90 Millionen Euro Cash schlummern. Der Löwenanteil des Geldes liege bei der MyLotto24, auf welches die Tipp24 SE keinen direkten Zugriff habe. Erst bei Überweisung von Dividenden könne die Holdinggesellschaft Tipp24 SE auf das Geld zurückgreifen. Ausschüttungen plane MyLotto24 derzeit nicht. Direkten Zugriff dürfte der CEO aktuell auf circa 20 Millionen Euro haben.
Eine Dividende an die Anteilseigner werde das Unternehmen für 2010 voraussichtlich nicht ausschütten. "Wir haben durch den Verkauf eigener Aktien Geld eingesammelt, um das Geschäft in Deutschland wieder aufzubauen. Damit wollen wir so schnell wie möglich starten. Ohne dass die Tipp24 SE wieder Zuflüsse aus ihren Beteiligungen erhält, erscheint die Auszahlung einer Dividende derzeit weniger sinnvoll", so Cornehl.
Prinzipiell könne durch das Urteil des Europäischen Gerichtshofs das Geschäft der Vermittlung staatlicher Lotterien in Deutschland wieder aufgerollt werden. Nächster wichtiger Termin für das Unternehmen seitens der Regulierung sei der 10. März. Dort würden die Ministerpräsidenten eine Konferenz über das Lottomonopol und die Zulassung von Anbietern wie Tipp24 abhalten. Cornehl hoffe nun auf vernünftige und zukunftsweisende Rahmenbedingungen für die Internetvermittlung von Lottoscheinen. Erhalte das Unternehmen grünes Licht und kooperiere mit einer Landeslotterie, an die Scheine vermittelt werden könnten, sei Tipp24 startklar für die Wiederaufnahme des Geschäfts in heimischen Gefilden.
Nach eigenen Angaben sollten jährlich circa mindestens zehn Millionen Euro ins Marketing investiert werden. Je nach Startschuss in 2011, wirke sich dies entsprechend auf die Prognose der Firma für dieses Jahr aus. "Wir werden wieder im März mit dem Geschäftsbericht eine aktuelle Prognose abgeben."
Im Rahmen einer Prognose für zwei Jahre, die im Jahre 2009 abgegeben worden sei, habe der Vorstand für 2010 und 2011 jährlich ein EBIT von circa 40 Millionen Euro angekündigt. Diese Gewinnprognose unterstelle ein stabiles Geschäft bei MyLotto24 ohne außerordentlich hohe Gewinnausschüttungen. Da Marketingausgaben die Gewinn-und Verlust-Rechnung belasten würden, erwarte man 2011 eine Gewinnrange im EBIT zwischen 30 und 40 Millionen Euro. Auf der Umsatzseite würden sich die Marketingaufwendungen bemerkbar machen und für Zuwächse sorgen.
Tipp24 habe große Erwartungen für das Vermittlergeschäft in Deutschland. "In Europa werden jährlich 65 Milliarden Euro für Lotto ausgegeben. Das ist ein riesiger Wachstumsmarkt für uns. Daran wollen und werden wir partizipieren, da der Online-Markt für Lotto noch am Anfang der Entwicklung steht", sage Cornehl.
Ob MyLotto24 bei einer vollständigen Regulierung das Buchmacher-Modell weiterverfolgen werde, respektive könne, sei offen und abhängig von der gemeinschaftsrechtlichen Konformität des entsprechenden Gesetzes. Wer wisse, welchen Unfug sich die Politik in der Zukunft in Bezug auf die Lottieren noch alles einfallen lasse.
Im Feuer stehe unverändert ein Prozess mit einem Rückversicherer über die Zahlung von 21 Millionen Euro. Ein Kunde habe im September 2009 bei MyLotto24 gespielt und den Jackpot geknackt. Die Summe habe ausbezahlt werden müssen. Für dieses Szenario sei die Gesellschaft versichert gewesen, jedoch habe sich die Versicherung geweigert, das Geld auszuzahlen. Einen ersten Gerichtstermin in dieser Sache solle nunmehr im Laufe dieses Jahres stattfinden. Die Experten seien der Auffassung, dass zumindest ein Teil des Geldes einbringlich sei. Das Geld fließe dann allerdings nicht an die Tipp24 SE, sondern wiederum an MyLotto24.
Die mehrfachen Kaufempfehlungen der Experten für Tipp24 hätten sich glänzend bezahlt gemacht. Bei Kursen von knapp 32 Euro notiere das Papier auf einem Rekordhoch. Grundsätzlich sei die Wachstumsstory, Lottospielen im Internet, sehr sexy. Davon werde die Firma massiv profitieren. Eine lediglich stabile EBIT-Prognose für 2011 vor dem Hintergrund von Marketingaufwendungen könnte kurzfristig den einen oder anderen Investor enttäuschen.
Kursschwächen der Tipp24-Aktie sind indes nach Ansicht der Experten von "TradeCentre.de" weitere Kaufchancen für nicht investierte Anleger. (Analyse vom 10.02.2011) (10.02.2011/ac/a/nw)
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