Börsenausblick: Die Luft an den Aktienmärkten wird dünner
Von Wolfram Trost, Meike Schreiber und Christian Schwalb
Wirtschaftsdaten aus den USA werden in dieser Woche die Impulse liefern. Da nach Ansicht von Analysten schon eine Menge Konjunkturoptimismus in den Kursen steckt, wird die Luft an den Börsen dünner.
Die Strategen rechnen im Schnitt mit einer Konsolidierung des Dax zwischen 3500 und 3580 Punkten in dieser Woche. An den Bondmärkten droht ein weiterer Renditeanstieg, wenn auch nicht in starkem Ausmaß. Der Euro befindet sich kurzfristig auf Erholungskurs.
Heute sind in den USA die Märkte wegen des "Labor Day" geschlossen. Der Feiertag beendet gleichzeitig die Sommersaison, so dass ab morgen wieder mehr Liquidität fließen dürfte. Am Dienstag steht auch einer der wichtigsten Impulsgeber für diese Woche auf der Agenda. Das Institut für Angebotsmanagement (ISM) veröffentlicht den US-Einkaufsmanagerindex für August.
Konjunkturdaten im Blickpunkt
Der ISM-Index dürfte nach Schätzungen der Volkswirte von 51,8 auf 53,5 Punkte anziehen und damit zum zweiten Mal in Folge den Sprung über die wichtige 50-Punkte-Marke schaffen. Der Index für das Dienstleistungsgewerbe (Mittwoch) dürfte hingegen im August von 65,1 leicht auf 63 Punkte zurück gehen. Am Freitag war der Einkaufsmanagerindex aus der Region Chicago stärker als von Analysten erwartet angestiegen. Die Aktien reagierten hierauf aber nur kurz mit steigenden Kursen. In der vergangenen Woche stieg der Dow Jones um 0,7 Prozent, der Nasdaq Composite um 2,6 Prozent, und in Tokio legte der Nikkei 225 um 0,6 Prozent zu. Dax und Stoxx 50 verloren hingegen 1,8 Prozent und 2,0 Prozent.
"Die meisten konjunkturellen Verbesserungen hat der Markt bereits eingepreist, deswegen hat die 'Verkaufe die guten Nachrichten'-Mentalität Fuß fassen können", sagte Barry Ritholtz von Maxim Group in New York. "Mittelfristig bleiben wir positiv, aber vorerst erwarten wir eine Fortsetzung der Konsolidierung."
US-Konsumenten sind ein Risiko für die US-Wirtschaft
"Wichtig sind am Freitag die Zahlen zum US-Arbeitsmarkt, weil das Verhalten der amerikanischen Verbraucher im Augenblick als Risiko für die Konjunktur angesehen wird", sagte Stefan Mitropoulos, Aktienstratege bei der Bankgesellschaft Berlin. Die US-Volkswirte erwarten die Arbeitslosenquote unverändert bei 6,2 Prozent. Der US-Dachverband der Verarbeitenden Industrie sieht die Quote trotz der jüngsten Entspannung bei den Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe erst im nächsten Jahr wieder unter die 6 Prozent-Marke rutschen. Seine neueste Statistik spricht von mittlerweile 2,7 Millionen Jobs, die die US-Wirtschaft in den vergangenen drei Jahren verloren hat.
Außerdem auf dem Konjunkturkalender: Die Auftragseingänge in der Industrie im Juli (Donnerstag), für die ein leichter Rückgang erwartet wird, die Auto-Verkäufe im August (Dienstag) und die Ausgaben in der Bauwirtschaft (Mittwoch). Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) legt am Mittwoch ihr "Beige Book" mit ihrer Einschätzung der Wirtschaft vor. Davon erwarten sich die Investoren Fingerzeige auf die nächste Fed-Sitzung am 16. September.
SAP dürfte in Stoxx 50 aufsteigen
Auch in Europa sind die Strategen vorsichtig. "Der Dax wird in dieser Woche keine neuen Jahreshöchststände erreichen", sagte Carsten Klude, Chefvolkswirt bei M. M. Warburg. Der Stoxx 50 werde sich parallel zum Dax leicht nach oben arbeiten. "Es wird etwas Wirbel um die Zusammensetzung des Stoxx 50 geben." Spannend sei, ob es der deutsche Softwarekonzern SAP in den europäischen Auswahlindex schaffe. Nach Berechnungen der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) dürfte das so gut wie sicher sein, denn die nach Marktkapitalisierung 40 größten Unternehmen kommen nach den Regeln des Indexanbieters Stoxx in jedem Fall in den Index. "Nach unseren Berechnungen wäre SAP bei einem Schlusskurs von 109 Euro auf Rang 40", sagte Berndt Fernow, Stratege bei der LBBW. SAP stiegen am Freitag in den letzten 15 Handelsminuten von 108,75 auf 109,30 Euro.
Für Bewegung dürften auch die zahlreichen Konjunkturdaten aus der Euro-Zone sorgen. Am Montag veröffentlicht die Nachrichtenagentur Reuters ihre Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe in der Euro-Zone, am Mittwoch folgen die Indizes für das Dienstleistungsgewerbe. Am Donnerstag werden das Verbrauchervertrauen in Italien und in Deutschland die Arbeitsmarktdaten und Auftragseingänge in der Industrie veröffentlicht. Am Freitag steht die deutsche Industrieproduktion auf der Agenda.
Daumen hoch für Deutschland
"Für Deutschland zeigen die Indikatoren nach oben, aber das ist noch kein klarer Umschwung – die Datenreihen schwanken noch stark, weil die strukturellen Probleme noch zu groß sind", sagte Volker Borghoff, Aktienstratege bei HSBC Trinkaus & Burkhardt. Der Experte rechnet mit weiterhin stabilen Börsen.
An den Bondmärkten sind die Investoren sehr vorsichtig geworden. Angesichts der vielen Konjunkturdaten, von denen die meisten erst ab Mitte kommender Woche veröffentlicht werden, erwarten viele Strategen vorerst keine großen Kursausschläge bei den Anleihen. Ein klarer Trend zeichnet sich noch nicht ab.
"Es ist schon eine Menge an Konjunkturoptimismus in den Kursen enthalten", sagte Ian Douglas, Rentenstratege bei UBS Warburg. Die Anleger seien zudem noch skeptisch, ob der Wirtschaftsaufschwung von Dauer sein wird. Erst eine Erholung am US-Arbeitsmarkt würde dafür sprechen und die Anleihen stärker unter Druck setzen, sagte Douglas.
Investoren ohne genaue Positionierung
Da die Arbeitsmarktdaten erst am Freitag veröffentlicht werden, dürften sich die Investoren mit einer klaren Positionierung aber vorerst zurück halten. "In diesem Umfeld wird das steigende Bondangebot eine Belastungsprobe für den Markt sein, besonders im langfristigen Bereich", sagte Christoph Rieger, Rentenstratege bei der Commerzbank. Am Donnerstag stockt Spanien zehn- und 30-jährige Papiere um insgesamt etwa 4 Mrd. Euro auf. "Nachdem zuletzt bereits die italienischen 30-jährigen Titel auf den Verkaufslisten standen, dürften es die spanischen Papiere schwer haben", sagte Rieger.
Im Blickpunkt steht aber vor allem die Auktion der neuen zehnjährigen OAT aus Frankreich am Donnerstag. Das Volumen wird nur 5,5 bis 6 Mrd. Euro betragen, da das Schatzamt gleichzeitig die zehn- und 30-jährigen inflationsgebundenen Anleihen um 1,2 bis 1,7 Mrd. Euro aufstocken will.
Yen-Korrektur in Sicht
Am Devisenmarkt rückt der Yen immer mehr in den Vordergrund. Am Freitag hat er sich noch einmal deutlich verteuert und notierte bei 116,65 Yen pro Dollar. "Da es noch zu früh ist, in Japan auf eine Erholung der Binnenwirtschaft zu hoffen und der Arbeitsmarkt noch keine Fortschritte macht, wird die japanische Regierung bemüht sein, den Yen bei Erreichen kritischer Marken zu schwächen", sagte Eugen Keller, Devisenstratege beim Bankhaus Metzler.
Spätestens dann, wenn der Yen seine langfristige Aufwärtstrendlinie bei 116,10 berührt, dürfte das Finanzministerium die Bank von Japan veranlassen, Yen zu verkaufen, sagte Keller. Auch wegen dieser Gefahr rechnet der Experte mit einer kurzfristigen Korrektur der japanischen Währung. "Der Yen dürfte sich in den kommenden Tagen wieder Richtung 117,50 bis 118 Yen pro Dollar bewegen", sagte Keller.
Beim Euro rechnen die Strategen zunächst mit einer anhaltenden Erholung, nachdem die Einheitswährung die Widerstandsmarke bei 1,0930 $ klar überschritten hat. Am Freitag ist der Euro auf 1,0984 $ gestiegen, das ist im Wochenvergleich ein Plus von 1,07 Cent.
Ftd.de
Von Wolfram Trost, Meike Schreiber und Christian Schwalb
Wirtschaftsdaten aus den USA werden in dieser Woche die Impulse liefern. Da nach Ansicht von Analysten schon eine Menge Konjunkturoptimismus in den Kursen steckt, wird die Luft an den Börsen dünner.
Die Strategen rechnen im Schnitt mit einer Konsolidierung des Dax zwischen 3500 und 3580 Punkten in dieser Woche. An den Bondmärkten droht ein weiterer Renditeanstieg, wenn auch nicht in starkem Ausmaß. Der Euro befindet sich kurzfristig auf Erholungskurs.
Heute sind in den USA die Märkte wegen des "Labor Day" geschlossen. Der Feiertag beendet gleichzeitig die Sommersaison, so dass ab morgen wieder mehr Liquidität fließen dürfte. Am Dienstag steht auch einer der wichtigsten Impulsgeber für diese Woche auf der Agenda. Das Institut für Angebotsmanagement (ISM) veröffentlicht den US-Einkaufsmanagerindex für August.
Konjunkturdaten im Blickpunkt
Der ISM-Index dürfte nach Schätzungen der Volkswirte von 51,8 auf 53,5 Punkte anziehen und damit zum zweiten Mal in Folge den Sprung über die wichtige 50-Punkte-Marke schaffen. Der Index für das Dienstleistungsgewerbe (Mittwoch) dürfte hingegen im August von 65,1 leicht auf 63 Punkte zurück gehen. Am Freitag war der Einkaufsmanagerindex aus der Region Chicago stärker als von Analysten erwartet angestiegen. Die Aktien reagierten hierauf aber nur kurz mit steigenden Kursen. In der vergangenen Woche stieg der Dow Jones um 0,7 Prozent, der Nasdaq Composite um 2,6 Prozent, und in Tokio legte der Nikkei 225 um 0,6 Prozent zu. Dax und Stoxx 50 verloren hingegen 1,8 Prozent und 2,0 Prozent.
"Die meisten konjunkturellen Verbesserungen hat der Markt bereits eingepreist, deswegen hat die 'Verkaufe die guten Nachrichten'-Mentalität Fuß fassen können", sagte Barry Ritholtz von Maxim Group in New York. "Mittelfristig bleiben wir positiv, aber vorerst erwarten wir eine Fortsetzung der Konsolidierung."
US-Konsumenten sind ein Risiko für die US-Wirtschaft
"Wichtig sind am Freitag die Zahlen zum US-Arbeitsmarkt, weil das Verhalten der amerikanischen Verbraucher im Augenblick als Risiko für die Konjunktur angesehen wird", sagte Stefan Mitropoulos, Aktienstratege bei der Bankgesellschaft Berlin. Die US-Volkswirte erwarten die Arbeitslosenquote unverändert bei 6,2 Prozent. Der US-Dachverband der Verarbeitenden Industrie sieht die Quote trotz der jüngsten Entspannung bei den Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe erst im nächsten Jahr wieder unter die 6 Prozent-Marke rutschen. Seine neueste Statistik spricht von mittlerweile 2,7 Millionen Jobs, die die US-Wirtschaft in den vergangenen drei Jahren verloren hat.
Außerdem auf dem Konjunkturkalender: Die Auftragseingänge in der Industrie im Juli (Donnerstag), für die ein leichter Rückgang erwartet wird, die Auto-Verkäufe im August (Dienstag) und die Ausgaben in der Bauwirtschaft (Mittwoch). Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) legt am Mittwoch ihr "Beige Book" mit ihrer Einschätzung der Wirtschaft vor. Davon erwarten sich die Investoren Fingerzeige auf die nächste Fed-Sitzung am 16. September.
SAP dürfte in Stoxx 50 aufsteigen
Auch in Europa sind die Strategen vorsichtig. "Der Dax wird in dieser Woche keine neuen Jahreshöchststände erreichen", sagte Carsten Klude, Chefvolkswirt bei M. M. Warburg. Der Stoxx 50 werde sich parallel zum Dax leicht nach oben arbeiten. "Es wird etwas Wirbel um die Zusammensetzung des Stoxx 50 geben." Spannend sei, ob es der deutsche Softwarekonzern SAP in den europäischen Auswahlindex schaffe. Nach Berechnungen der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) dürfte das so gut wie sicher sein, denn die nach Marktkapitalisierung 40 größten Unternehmen kommen nach den Regeln des Indexanbieters Stoxx in jedem Fall in den Index. "Nach unseren Berechnungen wäre SAP bei einem Schlusskurs von 109 Euro auf Rang 40", sagte Berndt Fernow, Stratege bei der LBBW. SAP stiegen am Freitag in den letzten 15 Handelsminuten von 108,75 auf 109,30 Euro.
Für Bewegung dürften auch die zahlreichen Konjunkturdaten aus der Euro-Zone sorgen. Am Montag veröffentlicht die Nachrichtenagentur Reuters ihre Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe in der Euro-Zone, am Mittwoch folgen die Indizes für das Dienstleistungsgewerbe. Am Donnerstag werden das Verbrauchervertrauen in Italien und in Deutschland die Arbeitsmarktdaten und Auftragseingänge in der Industrie veröffentlicht. Am Freitag steht die deutsche Industrieproduktion auf der Agenda.
Daumen hoch für Deutschland
"Für Deutschland zeigen die Indikatoren nach oben, aber das ist noch kein klarer Umschwung – die Datenreihen schwanken noch stark, weil die strukturellen Probleme noch zu groß sind", sagte Volker Borghoff, Aktienstratege bei HSBC Trinkaus & Burkhardt. Der Experte rechnet mit weiterhin stabilen Börsen.
An den Bondmärkten sind die Investoren sehr vorsichtig geworden. Angesichts der vielen Konjunkturdaten, von denen die meisten erst ab Mitte kommender Woche veröffentlicht werden, erwarten viele Strategen vorerst keine großen Kursausschläge bei den Anleihen. Ein klarer Trend zeichnet sich noch nicht ab.
"Es ist schon eine Menge an Konjunkturoptimismus in den Kursen enthalten", sagte Ian Douglas, Rentenstratege bei UBS Warburg. Die Anleger seien zudem noch skeptisch, ob der Wirtschaftsaufschwung von Dauer sein wird. Erst eine Erholung am US-Arbeitsmarkt würde dafür sprechen und die Anleihen stärker unter Druck setzen, sagte Douglas.
Investoren ohne genaue Positionierung
Da die Arbeitsmarktdaten erst am Freitag veröffentlicht werden, dürften sich die Investoren mit einer klaren Positionierung aber vorerst zurück halten. "In diesem Umfeld wird das steigende Bondangebot eine Belastungsprobe für den Markt sein, besonders im langfristigen Bereich", sagte Christoph Rieger, Rentenstratege bei der Commerzbank. Am Donnerstag stockt Spanien zehn- und 30-jährige Papiere um insgesamt etwa 4 Mrd. Euro auf. "Nachdem zuletzt bereits die italienischen 30-jährigen Titel auf den Verkaufslisten standen, dürften es die spanischen Papiere schwer haben", sagte Rieger.
Im Blickpunkt steht aber vor allem die Auktion der neuen zehnjährigen OAT aus Frankreich am Donnerstag. Das Volumen wird nur 5,5 bis 6 Mrd. Euro betragen, da das Schatzamt gleichzeitig die zehn- und 30-jährigen inflationsgebundenen Anleihen um 1,2 bis 1,7 Mrd. Euro aufstocken will.
Yen-Korrektur in Sicht
Am Devisenmarkt rückt der Yen immer mehr in den Vordergrund. Am Freitag hat er sich noch einmal deutlich verteuert und notierte bei 116,65 Yen pro Dollar. "Da es noch zu früh ist, in Japan auf eine Erholung der Binnenwirtschaft zu hoffen und der Arbeitsmarkt noch keine Fortschritte macht, wird die japanische Regierung bemüht sein, den Yen bei Erreichen kritischer Marken zu schwächen", sagte Eugen Keller, Devisenstratege beim Bankhaus Metzler.
Spätestens dann, wenn der Yen seine langfristige Aufwärtstrendlinie bei 116,10 berührt, dürfte das Finanzministerium die Bank von Japan veranlassen, Yen zu verkaufen, sagte Keller. Auch wegen dieser Gefahr rechnet der Experte mit einer kurzfristigen Korrektur der japanischen Währung. "Der Yen dürfte sich in den kommenden Tagen wieder Richtung 117,50 bis 118 Yen pro Dollar bewegen", sagte Keller.
Beim Euro rechnen die Strategen zunächst mit einer anhaltenden Erholung, nachdem die Einheitswährung die Widerstandsmarke bei 1,0930 $ klar überschritten hat. Am Freitag ist der Euro auf 1,0984 $ gestiegen, das ist im Wochenvergleich ein Plus von 1,07 Cent.
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