Chinesen lieben deutsche Autos
Seit einem halben Jahr ist Yiming Lu stolzer Besitzer eines himmelblauen VW-Polos. Der Finanzcontroller träumt von einem BMW, was auf Chinesisch "kostbares Pferd" heißt. Keine Frage, dass sein Wagen aus dem fernen Deutschland kommen muss. "Deutsche Autos sind solide und halten lange", sagt der frischgebackene Autobesitzer. "Deutsche Autos haben gute Qualität." In Scharen stürmen in diesen Tagen autobegeisterte Chinesen auf der Automesse in Schanghai die Stände der deutschen Autoindustrie.
Wer in China ein Auto kauft, der gehört zur Elite - und die schmückt sich gern mit westlichen Statussymbolen. Nur vier Prozent der Chinesen verdienen genug Geld für ein Auto. Die Marken BMW, Audi oder Mercedes gelten bei Preisen um die 40.000 Euro als Ausweis des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Erfolgs. "Deutsche Autos verbrauchen weniger", sagt die Angestellte Rebecca Han aus Schanghai. "Ein Land, das so viele bekannte Autos herstellt, muss einen technologischen Vorsprung haben." Ihr Kollege Xin Gang Zhang fügt hinzu: "Die Deutschen sind offen und nett, und so sind auch die Autos. Wir lieben Deutschland."
Auto als Statussymbol
Die Küstenregion Chinas hat sich zu einem Land der Autoliebhaber entwickelt, in dem das Fahrzeug von der Bedeutung in der Familie her gleich hinter dem Einzelkind kommt. Auf der Automesse in Schanghai müssen die Hersteller ihre Stände von der Polizei bewachen lassen, da das Gedränge sonst leicht in Tumulte ausartet. Probesitzen ist wegen des Andrangs verboten, alle Fahrzeuge sind verschlossen.
"Autos sind in China nicht nur ein Transportmittel", sagt August Joas von der Managementberatung Mercer. "Status ist ganz wichtig. Man will zeigen, was man hat." Chinesische Autokäufer überspringen deshalb gerne das Einstiegsmodell. Ganz im Gegensatz zu Deutschland seien die Chinesen nicht PS-verliebt. "Die Leute wollen große Autos mit allem Schnickschnack." In Fahrzeugen gehören Lederpolster, Regensensor und aufwendige Soundanlagen zur Serienausstattung. Wohlhabende Chinesen haben einen Chauffeur und verlangen Beinfreiheit auf den Sitzen hinten.
Weiß und silbern bevorzugt
Auch bei den Farben haben die Chinesen ganz klare Vorlieben. Weiß und silber sind gefragt. Ehefrauen wohlhabender Chinesen bekommen auch schon mal ein Auto in leuchtendem Rot. "Out" dagegen sind schwarz und dunkelblau. Lange Jahre war das Auto ein Privileg der kommunistischen Parteifunktionäre - und die Partei bevorzugte stets schwarze Limousinen mit dunkel getönten Seitenscheiben. "Wir bieten hier eine ganz andere Farbpalette an", sagt BMW-Sprecher Eckhard Wannieck. "Weiß ist in Europa nahezu unverkäuflich."
Und dann wäre da noch das Problem mit der Form. "Der Golf sieht aus wie ein Hahn ohne Schwanz", amüsiert sich Yiming Lu. Der chinesische Mehrheitsgeschmack ist klar definiert: Ein Auto muss drei Teile haben: Motor, Innenraum und Heck. Im Fachjargon heißt das Drei-Schachtel-Auto. Sonst sieht ein Wagen nicht wie ein Auto aus, sondern wie der verhasste Xiali. Dieser "chinesische Trabbi" war einst das Nicht-Kaderauto der Volksrepublik. Der Xiali hatte aber lange Zeit eine Heckklappe.