auf dem jetzt niedriegeren Niveau
22.03.2007 - 11:50 Uhr
FTD: Verbios Kursdesaster belastet Banken
Der spektakuläre Kurseinbruch des Börsenneulings Verbio belastet den Beginn der Emissionssaison. Die Aktie des Biospritherstellers brach nach einer Gewinnwarnung um mehr als 45 Prozent auf unter 7 Euro ein.
Werbung
Der Ausgabepreis von 14,50 Euro bewertete das Eigenkapital von Verbiobeim Handelsstart am 16. Oktober mit 914 Mio. Euro. Am Mittwoch war das Unternehmen an der Börse weniger als 430 Mio. Euro wert. In einem halben Jahr hat Verbio somit fast eine halbe Milliarde Marktwert vernichtet.
Durch den Kurseinbruch droht ein Imageschaden für die Konsortialführer Credit Suisse und Dresdner Kleinwort. Die Banken hatten ursprünglich sogar bis zu 1,2 Mrd. Euro Marktwert für Verbio angepeilt: Bevor das Konsortium auf Druck der Investoren die Preisspanne senkte, hatte eine Aktie 17 bis 19 Euro kosten sollen Beide Banken nahmen nach Verbios Gewinnwarnung vom Montag ihre Kaufempfehlungen zurück und stuften die Titel auf "Neutral" oder "Halten" herab. Die Institute wollten dies auf Anfrage nicht kommentieren.
Verbio-Chef Claus Sauter hatte am Montag gewarnt, dass der Gewinn vor Steuern und Zinsen (Ebit) im laufenden Jahr auf einen einstelligen Millionenbetrag fallen könne, falls die Geschäftsentwicklung seit Jahresbeginn sich fortsetze -
nach 55,5 Mio. Euro im vergangenen Jahr. Verbio stellt Biodiesel und den Benzinersatz Bioethanol her.
Marktbeobachter bereits beim Börsengang skeptisch
"Mich hat besonders die absolut schleppende Abnahme bei Ethanol überrascht", sagte Sauter am Mittwoch der FTD. Als Grund dafür nannte er, dass die Bundesregierung den seit Jahresanfang vorgeschriebenen Anteil von Ethanol in Benzin von ursprünglich zwei Prozent auf 1,2 Prozent gesenkt und die Erfüllung der Quote auf die kommenden zwei Jahre gestreckt hatte. Außerdem sei durch eine Gesetzesänderung in Polen die Nachfrage dort für Verbio zusammengebrochen. Auf den Terminmarktpreisen für Ethanol laste zudem der Import von Ethanol aus Brasilien, der durch den unerwartet starken Anstieg der Getreidepreise in Europa profitabel geworden sei.
Bereits beim Börsengang im vergangenen Oktober hatten Marktbeobachter vor Überkapazitäten bei Biodiesel und Bioethanol gewarnt.
Sauter hatte dies beim Start der Werbetour für den Börsengang als höchst unwahrscheinlich bezeichnet. "Vor allem ich war sehr euphorisch, was das Ethanolgeschäft betrifft", sagte Sauter. Einen Anstieg der Getreidepreise hatte der Verbio-Chef langfristig ebenfalls in Aussicht gestellt - und sich sogar als Fürsprecher der Landwirte gegeben. "65 Euro pro Tonne Roggen war zu wenig, davon müssen wir weg. Aber 150 Euro pro Tonne ist das andere Extrem", sagte Sauter nun; der kurzfristige Anstieg sei exorbitant.
Die nicht am Debüt beteiligte US-Bank Merrill Lynch bezeichnete den Ausverkauf bei Verbio am Mittwoch als übertrieben und sprach von "einem guten Einstiegspunkt für Investoren". Gemessen am Kursziel der Bank von 11 Euro trifft dies für den Ausgabepreis der Aktie allerdings nicht zu, denn der lag 25 Prozent über diesem Zielwert.
Biokraftstoffunternehmen mit schlechter Performance
Auch der Vergleich mit Konkurrenten legt nahe, dass die Aktie mit einem zu hohen Kurs an den Markt gekommen ist. Der Rivale Cropenergies ist noch stärker vom Ethanolmarkt abhängig als Verbio. Seit dem Debüt Ende September verlor Cropenergies aber nur 13 Prozent zum Ausgabepreis von 8 Euro. Verbios Aktie gab dagegen um über 50 Prozent nach. "Wir kommen von einem anderen Niveau. Denn wir waren zur Zeit des Börsengangs das profitabelste Biokraftstoffunternehmen", sagte Sauter dazu.
Von den vier Börsenkandidaten, die Credit Suisse seit Anfang 2005 betreute, wurden zuletzt drei unterhalb des Ausgabekurses gehandelt: Verbio, der Finanzdienstleister HCI und der Bezahlsender Premiere.
Das beschert der Bank die schlechteste Quote unter den zehn größten Konsortialbanken in Deutschland nach anteiligem Emissionsvolumen. Die Allianz-Tochter Dresdner Kleinwort gehört zu den drei Banken, bei denen derzeit mehr als ein Drittel der Aktien unter Ausgabepreis notieren. Für das Geschäft mit Börsengängen und den Aktienhandel insgesamt sind Investmentbanken auf gute Beziehungen zu den Investoren angewiesen. Da sind Kursverluste bei zuvor den Investoren angepriesenen Börsenneulingen höchst unwillkommen - besonders wenn sie so drastisch ausfallen wie bei Verbio.
Autor/Autoren: Mark Böschen (Frankfurt)