Unbekannte AVW
Beteiligungsgesellschaft ist Getriebene des Erfolgs
Die Situation ist kurios: Namen wie die einstigen Neuen-Markt-Werte Pankl, EMS New Media oder D+S Europe sind am Aktienmarkt noch immer ein Begriff. Und die im österreichischen ATX-Index notierte RHI-Aktie – ein Spezialist für Feuerfest-Materialien – ist wegen des fulminanten Turnarounds im vergangenen Jahr auch in Deutschland inzwischen bekannt. Mit der AVW Invest, der Beteiligungsgesellschaft von Wolfgang Auer von Welsbach, kann indes kaum ein Anleger etwas anfangen.
FRANKFURT/M. Dabei ist die börsennotierte Holding mit Sitz am idyllischen Wörthersee an all den genannten Unternehmen beteiligt. Teilweise in nicht unerheblichem Ausmaß und mit steigender Tendenz. Und weil die Kärntner seit der Gründung im Jahr 1991 mit der Auswahl ihrer Beteiligungen stets ein glückliches Händchen bewiesen haben, gilt AVW inzwischen als eines der wachstumsstärksten österreichischen Unternehmen und als aussichtsreiches Investment.
Aufgefallen ist das erst in den vergangenen Wochen, als sich die Meldungen über aufgestockte und neue Beteiligungen häuften. Bei Pankl, dem High-Tech-Zulieferer für die Formel 1, wurde der Anteil von 18 auf 20 Prozent erhöht. 25 Prozent könnten es bald werden. Auch bei RHI und der australischen Equigold wurde gerade aufgestockt. D+S Europe und EMS New Media kamen neu ins Portfolio, weil AVW inzwischen wie viele andere Stockpicker nach unentdeckten Perlen des einstigen Neuen Marktes sucht.
Im vergangenen Jahr steigerte das Unternehmen den Gewinn so um 35 Prozent und in diesem Jahr strebt das Management ein Plus von 40 Prozent an. Dass es so kommt, daran zweifeln nur wenige, schließlich gibt er in diesem Jahr einen schönen Nebeneffekt: Das Nachbarland hat zu Jahresbeginn die Körperschaftsteuer von 34 auf 25 Prozent gesenkt, so dass der Gewinn der börsennotierten Gesellschaften fast automatisch deutlich höher ausfallen wird als im letzten Jahr. Schon im ersten Quartal konnte AVW seinen Gewinn um rund 60 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum steigern.
Für uneingeschränkte Euphorie gegenüber der in Wien gehandelten Aktie und dem in Frankfurt notierten, aktienähnlichen Genussschein ist es dennoch zu früh. Auch wenn das Management momentan überall die Werbetrommel rührt: AVW ist nur deshalb ein Wachstumswert, weil die Holding selbst in Wachstumswerte investiert. Auf diese Weise ist die Aktie nach einen Kursplus von über 30 Prozent im vergangenen Jahr inzwischen bei einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von beachtlichen 50 angekommen. Dabei gehen von der AVW-Aktie im Schnitt pro Tag nur wenig mehr 1 000 Stücke um. Kein Wunder, dass noch immer kein Analyst die Aktie beobachtet.
Das könnte sich allerdings schnell ändern, wenn die AVW-Aktie in den österreichischen Auswahlindex ATX aufgenommen wird. Die Weichen dafür sind gestellt, seitdem Stamm- und Vorzugsaktien zusammen gelegt wurden. Nun hat AVW einen Marktwert von knapp 200 Mill. Euro und darf sich berechtigte Hoffnungen auf den Aufstieg machen. Allerdings: Der Aktienkurs hat bereits viel an Gewinnphantasie vorweggenommen. Dies muss Schritt für Schritt auch mit Substanz unterlegt werden.
Die große Gefahr an der insgesamt attraktiven AVW-Story ist, dass die Erfolge der Vergangenheit nichts zählen, weil diese bereits zur Gänze eingepreist sind. Vielmehr müssen die zukünftigen Ergebnisse noch größer ausfallen, damit die Aktie bei den Anlegern attraktiv bleibt.
Wer trotzdem sein Geld in den Titel investiert, der geht davon aus, dass dies auch in Zukunft so bleibt. Chancen dafür gibt es genug. Aber auch immer mehr Risiken.
Quelle: HANDELSBLATT, Montag, 30. Mai 2005, 07:04 Uhr
...be invested
Der Einsame Samariter
Beteiligungsgesellschaft ist Getriebene des Erfolgs
Die Situation ist kurios: Namen wie die einstigen Neuen-Markt-Werte Pankl, EMS New Media oder D+S Europe sind am Aktienmarkt noch immer ein Begriff. Und die im österreichischen ATX-Index notierte RHI-Aktie – ein Spezialist für Feuerfest-Materialien – ist wegen des fulminanten Turnarounds im vergangenen Jahr auch in Deutschland inzwischen bekannt. Mit der AVW Invest, der Beteiligungsgesellschaft von Wolfgang Auer von Welsbach, kann indes kaum ein Anleger etwas anfangen.
FRANKFURT/M. Dabei ist die börsennotierte Holding mit Sitz am idyllischen Wörthersee an all den genannten Unternehmen beteiligt. Teilweise in nicht unerheblichem Ausmaß und mit steigender Tendenz. Und weil die Kärntner seit der Gründung im Jahr 1991 mit der Auswahl ihrer Beteiligungen stets ein glückliches Händchen bewiesen haben, gilt AVW inzwischen als eines der wachstumsstärksten österreichischen Unternehmen und als aussichtsreiches Investment.
Aufgefallen ist das erst in den vergangenen Wochen, als sich die Meldungen über aufgestockte und neue Beteiligungen häuften. Bei Pankl, dem High-Tech-Zulieferer für die Formel 1, wurde der Anteil von 18 auf 20 Prozent erhöht. 25 Prozent könnten es bald werden. Auch bei RHI und der australischen Equigold wurde gerade aufgestockt. D+S Europe und EMS New Media kamen neu ins Portfolio, weil AVW inzwischen wie viele andere Stockpicker nach unentdeckten Perlen des einstigen Neuen Marktes sucht.
Im vergangenen Jahr steigerte das Unternehmen den Gewinn so um 35 Prozent und in diesem Jahr strebt das Management ein Plus von 40 Prozent an. Dass es so kommt, daran zweifeln nur wenige, schließlich gibt er in diesem Jahr einen schönen Nebeneffekt: Das Nachbarland hat zu Jahresbeginn die Körperschaftsteuer von 34 auf 25 Prozent gesenkt, so dass der Gewinn der börsennotierten Gesellschaften fast automatisch deutlich höher ausfallen wird als im letzten Jahr. Schon im ersten Quartal konnte AVW seinen Gewinn um rund 60 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum steigern.
Für uneingeschränkte Euphorie gegenüber der in Wien gehandelten Aktie und dem in Frankfurt notierten, aktienähnlichen Genussschein ist es dennoch zu früh. Auch wenn das Management momentan überall die Werbetrommel rührt: AVW ist nur deshalb ein Wachstumswert, weil die Holding selbst in Wachstumswerte investiert. Auf diese Weise ist die Aktie nach einen Kursplus von über 30 Prozent im vergangenen Jahr inzwischen bei einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von beachtlichen 50 angekommen. Dabei gehen von der AVW-Aktie im Schnitt pro Tag nur wenig mehr 1 000 Stücke um. Kein Wunder, dass noch immer kein Analyst die Aktie beobachtet.
Das könnte sich allerdings schnell ändern, wenn die AVW-Aktie in den österreichischen Auswahlindex ATX aufgenommen wird. Die Weichen dafür sind gestellt, seitdem Stamm- und Vorzugsaktien zusammen gelegt wurden. Nun hat AVW einen Marktwert von knapp 200 Mill. Euro und darf sich berechtigte Hoffnungen auf den Aufstieg machen. Allerdings: Der Aktienkurs hat bereits viel an Gewinnphantasie vorweggenommen. Dies muss Schritt für Schritt auch mit Substanz unterlegt werden.
Die große Gefahr an der insgesamt attraktiven AVW-Story ist, dass die Erfolge der Vergangenheit nichts zählen, weil diese bereits zur Gänze eingepreist sind. Vielmehr müssen die zukünftigen Ergebnisse noch größer ausfallen, damit die Aktie bei den Anlegern attraktiv bleibt.
Wer trotzdem sein Geld in den Titel investiert, der geht davon aus, dass dies auch in Zukunft so bleibt. Chancen dafür gibt es genug. Aber auch immer mehr Risiken.
Quelle: HANDELSBLATT, Montag, 30. Mai 2005, 07:04 Uhr
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Der Einsame Samariter