Bernecker: 178 Quartalsberichte

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Bernecker: 178 Quartalsberichte

 
16.04.02 10:24
178 Quartalsberichte  

Hans Bernecker: 178 Quartalsberichte
Mails/Nachrichten vom 16.04.2002, Bernecker & Cie.

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Guten Morgen, meine Damen und Herren,

in dieser Woche kommen insgesamt 178 Quartalsberichte des S&P 500 und 17 von 30 Dow-Titeln heraus. Das sagt alles. GE kippte gestern um 5 % ab, weil die erwarteten Zahlen unterschritten worden waren. Jetzt wird es ganz knapp. Dabei ging es nur um wenige Cents Gewinn je Aktie. Nicht entscheidend ist die objektive Zahl, sondern die subjektive Meinung. Vor diesem Hintergrund ist klar:

In den nächsten vier Wochen wird sich entscheiden, wie die weitere Tendenz für das laufende Jahr aussehen kann. Machen Sie sich darin nichts vor. Es lohnt auch nicht, im einzelnen zu spekulieren. Nachdem gestern einige bessere Akzente aus der Chipindustrie zu hören waren, wurde in diesen Titeln ein wenig gespielt. Aussagefähig ist auch dies nicht. Dennoch bin ich über die Entwicklung sehr froh.

Mit den Quartalszahlen wird klar werden, ob die Kurse vom September letzten Jahres verteidigt werden können. Werden sie es, ist der Boden sehr interessant, wenn auch nicht zwingend solide. Die Aktien, die oberhalb dieses Crashtiefs den zweiten Boden finden, sind noch etwas besser dran. Beides wäre jedenfalls der markttechnische Boden für einen weitergehenden Rally-Ansatz. Daß dieser nicht zu den Kursen von 2000 führt, ist gleichfalls klar. Es geht weiterhin lediglich um das Erholungspotential, das sich auf der genannten Basis darstellt. Gut 80 % aller relevanten Titel stehen vor dieser Konstellation.

Wegweiser für den großen Markt sind die drei Aktien GENERAL ELECTRIC, IBM und MICROSOFT. GE fehlen nur noch 3 $, bei IBM sind es etwa 3,50 $ und für MICROSOFT wahrscheinlich 5 $. Ich habe dies schon mehrfach beschrieben. Wenn aus diesen drei Kursen die letzte spekulative Luft heraus ist, ist der Markt auf gutem Boden. Darauf warte ich und meine, daß wir dies in den nächsten zwei Wochen erleben werden. Das bedeutet aber auch: Hält sich die erste Gruppe wie beschrieben, würde auch vom Big Board her eine deutliche Unterstützung entstehen. Daraus wird dann eine „Meinungsbörse“ für den Sommer.

Wall Street konkret: Gestern leicht verschlechtertes Bild in den bekannten technischen Indikatoren, aber immer noch „außerhalb der Gefahrenzone“. Beachtlich: Das Volumen hinter den gestiegenen Kursen ist am Big Board geringer als dasjenige der gefallenen Kurse. Obwohl die Relation new high/new low unverändert bei 9:1 liegt. An der Nasdaq ist es umgekehrt: Das Advance-Volume liegt gut 20 % über dem Decline-Volume und die Relation new high/new low bei 6:1. Damit kann ich leben.

Zu den einzelnen Titeln: APPLE COMPUTER sieht am spannendsten aus. Gestern 25 $, und bei 27 $ liegt die Breaklinie. Aufpassen. Umgekehrt: Gibt es bei MICRON TECH eine Enttäuschung der Analysten, geht das Risiko bis auf 22 $ gegen aktuell 28 $. Ebenfalls aufpassen und Stops legen. EASTMAN KODAK versuchte es gestern zum zweiten Mal. Schlußkurs 34 $, und das müßte bis 42 $ reichen. Allerdings über mehr als 3 - 4 Monate. Einkauf lag bei 28 $. Die Gewinnwarnung von E. LILLY trifft die Pharmatitel. Es bleibt bei meiner absoluten Abstinenz nach dem totalen Rückzug.

Die Großbanken schneiden beeindruckend gut ab. Das kleine Wachstum im Gewinn, welches heute teilweise negativ kommentiert wurde, berücksichtigt Einmalabschreibungen in Argentinien. Zum Beispiel 837 Mio $ bei CITIGROUP, aber dennoch Gewinnplus von 2,5 %. Das finde ich schon recht beeindruckend. Somit bleibt es bei meiner bisherigen Einschätzung.

Die Ölspekulation hat zwei Seiten. Sie kennen die Dreiteilung des Marktes. Während die Upstreams und Downstreams gestern verloren, legten die Ölservicetitel zu. Die Hintergründe hatte ich in der AB schon beschrieben. Bei SCHLUMBERGER war mein Limit von 52 $ schon erfolgreich. Gestern bis 54,52 $. BAKER HUGHES übrigens bis 35,30 $ und sogar HALLIBURTON überwand 17 $. Alle anderen zogen in diesem Trend mit. Auch hier: Öl ist ein besonderer Saft und deshalb ist die Ölspekulation auch etwas ganz anderes als etwa Technologie oder Finanzen.

In Frankfurt fehlten gestern die Anstöße. Es ist erstaunlich, wie man mit dem Thema E.ON/DEGUSSA umgeht. Hier haben die Analysten offensichtlich Probleme, weil es in diesem Fall um sehr komplexe industrielle Themen geht, die sich nicht auf einen Blick erschließen. So manches kommt auch aus der Vergangenheit. Ich werde das in der AB präzisieren. Vorab für Sie: Sollte dieser Deal genehmigt werden, sind beide Aktien, insbesondere E.ON, ein neuer Kauf. Aber bitte auf die Bedingungen achten.

Die Abfindung bei KAMPS war schon seit Januar im Rohr. Ich hatte davon Kenntnis, konnte mich aber nicht zu einer Empfehlung entschließen. Die letzte Entscheidung fiel bei einem Großaktionär in der vergangenen Woche, der sich bisher gesträubt hatte, seine Titel abzugeben. Ob die Italiener den Abfindungskurs anheben, möchte ich bezweifeln. Ich wäre schon zufrieden, wenn mein ursprünglicher Einkauf bei 16 E. gerade herauskommt oder aber mit einem blauen Auge. In der Tiefflugphase bis 4/6 E. hatte ich einfach nicht den Mut zu verbilligen. Sei es drum: Abfindungsofferten akzeptieren, denn anschließend geht KAMPS aus dem MDAX. Dafür bitte sofort ins Visier nehmen:

LEONI, die ich vor zwei Wochen noch ausdrücklich empfohlen hatte. Inzwischen 32 nach 30 E. und LEONI erklärt soeben die klare Absicht, in den MDAX marschieren zu wollen. Bitte AB Nr. 14 noch einmal nachlesen. Wahrscheinlich muß das Kursziel auf zunächst 36/37 E. angehoben werden. Apropos Automotive: Die negative Kommentierung des Abschlusses von CONTINENTAL ging ins Leere. Inzwischen wieder knapp 19 E. Was ich dazu in der AB Nr. 05 geschrieben hatte, ist unverändert gültig. Die vorsichtig anziehenden Kurse für KOLBENSCHMIDT PIERBURG und gleichzeitig RHEINMETALL verfolgen Sie bitte täglich. Die Hintergründe kennen Sie. Und KOLBENSCHMIDT ist dabei das erste Objekt, welches zur Disposition steht.

Zu den Terminen: Wie schon gestern bemerkt, kommen heute GENERAL MOTORS, INTEL und MOTOROLA heraus. Jeder für sich als besonderer Leading Indicator für den jeweiligen Markt. Morgen erwarte ich dann PHILIP MORRIS und APPLE COMPUTER (siehe oben), sowie FORD und IBM.

Leitlinie für Sie: Kein Handlungszwang, aber höchste Aufmerksamkeit darauf, wie der Markt die Quartalszahlen „einordnet“ und daraus eine brauchbare Markttechnik entsteht.

Letzte Meldung: PHILIPS meldet soeben: „Die größte Marktgefahr ist überwunden. Wir erwarten deutlich bessere Resultate im laufenden Jahr“. Soweit ergänzend zur AB Nr. 15.

Herzlichst Ihr

Hans A. Bernecker

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