Hans Bernecker: Weltmeister
Mails/Nachrichten vom 25.09.2002, Bernecker & Cie.
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Guten Morgen, meine Damen und Herren,
die Deutschen schafften zwar nicht die Weltmeisterschaft im Fußball, dafür aber im Börsenspiel. Einwandfreier Sieg und Spitze. DAX-Verlust 20 % in zwei Wochen, 45 % seit dem Jahresanfang und damit Weltmeister unter allen relevanten Vergleichsbörsen. Das klingt wie schwarzer Humor und ist es auch. Schauen Sie ruhig nach Berlin, da gilt eine andere Farbe.
Börse und Politik haben gelegentlich eine starke Verbindung. Ich nehme es nicht auf die leichte Schulter, wenn die Amerikaner ihre eigenen Konsequenzen daraus ziehen, wenn Berlin sich eine Außenpolitik erlaubt, die bedenklich erscheint. Auch wenn sie nach typischer Manier der Betroffenen 24 Stunden nach der Wahl wieder alles zu flicken versuchen. Wer die Amerikaner kennt, weiß dies anders zu würdigen. Der „deutsche Weg“ ist der falsche Weg.
Welche Konsequenzen dies konkret hat, gilt seit Montag mittag: Eine der größten Investmentbanken der Welt hat ihren Mitarbeitern eindeutig untersagt, in deutschen Aktien „long“ zu gehen und sämtliche „shorts“ offen zu lassen. Mehr sage ich dazu nicht, aber Sie können es definitiv hinnehmen. Die Konsequenzen erlebten Sie in den vergangenen zwei Tagen. Dazu kommt:
Der Technologiehorror ist noch nicht zu Ende. Das gilt global. Meine gestrige Befürchtung für die großen Technologieaktien wurden schon beinahe bestätigt. IBM unterschritt 62 $, GENERAL ELECTRIC hat nur noch 2 $ Luft und MICROSOFT noch 4 $. INTEL unterschritt 14 $ kurzfristig und hat ein Risiko bis 10/11 $, was auch für CISCO gilt, wenn 11 $ unterboten werden. Bitte den Ticker von gestern nachlesen. Das hat deshalb Gewicht, weil in diesem Fall der Dow Jones ein neues Tief erreicht, was gestern während des Tages mit 7.666 schon touchiert wurde.
Schauen Sie jetzt nicht auf einzelne Kurse, sondern auf den Gesamttrend. Hier gibt es folgendes Problem und dies gilt beiderseits des Atlantiks: Zur Liquiditätsbeschaffung werden nicht mehr die Aktien „verwendet“, die fundamental einzuschätzen sind, sondern jene, die das meiste Geld bringen. Dann sind die Titel dran, die erstklassige Zahlen präsentieren und dennoch unter Druck geraten. Ich hatte Ihnen dies für die deutschen Autoaktien schon in der letzten Woche avisiert.
Die Wall Street zeigt dies recht exemplarisch. Bei höheren Umsätzen lag die Nyse gestern in der Relation Upside- zu Downside-Volume bei 1:1,7. Die Nasdaq aber bei 1:1. In der ersten Zahl sind die Aktien enthalten, die ich meine. Also die Großen. Das ist in der Regel die Schlußphase einer Baisse und ich erinnere daran, wie es in den letzten drei Wochen des Februar 2000 in die andere Richtung lief. Erinnern Sie sich daran?
Was folgt: Dem Ausverkauf, dem ich noch ein paar Tage gebe, vielleicht 20 Börsentage (nicht Wochentage), folgt eine rasante Rally, die wahrscheinlich eine Jahresendrally werden wird und über die demnächst zu diskutieren ist. Dazu mehr in der AB, in der kommenden, nicht in dieser Woche. Die Ausgangsbasis können Sie in der nächsten AB schon einmal überprüfen.
Wichtig: Ich habe den Eindruck, daß die massiven Depotreduzierungen bei den Banken und Versicherungen per 30.09. terminiert sind. Das hatte ich schon gestern erwähnt. Es gibt mehrere Belege dafür. Das würde schon in der kommenden Woche eine neue Situation schaffen, die nichts mit Zinsen, Konjunktur und Irak zu tun haben.
Insbesondere gilt dies für alle europäischen Versicherer. Hier wird maßlos überzogen, aber aus durchsichtigem Grund. Solche Dinge haben kurze Beine und keine Langzeitwirkung.
Der VDAX hat gestern mit 55,40 einen neuen Rekord erreicht. Das bedeutet, daß auch aus diesem Grund eine technische Kehrtwende im Rohr ist. Sie läßt sich auf zwei, drei Tage nicht exakt fixieren.
Mich würde es nicht wundern, wenn am Ende dieser Superbaisse eine große Finanzadresse kaputt geht. Das heißt nicht Insolvenz, aber „Beinahe-Insolvenz“. Das wäre der übliche Schlußpunkt, wie er zu allen Zeiten am Ende einer Baisse nachzuvollziehen ist. Das gilt mindestens seit 1967. Ob dies eine deutsche Adresse ist oder eine andere, bleibt gleichgültig, sie sollte aber Europamaßstab haben. Sie würde wie ein reinigendes Gewitter wirken und der finale Schlußpunkt sein. Übrigens muß das nicht zwingend eine Bank, es kann auch ein Finanzjongleur sein. Davon gibt es zwei bis drei Adressen, sogar im DAX 100.
Kurz zu XEROX: Ermittlungen der Staatsanwaltschaft betreffen alte Dinge. Mithin gegen alte Manager, aber nicht gegen das Unternehmen, woraus auch keine zivilrechtlichen Folgen entstehen. Ein Rückzug aus XEROX kommt nicht in Frage. Siehe nächste AB.
Am Goldmarkt bleibe ich auf Kurs. Gestern 326 $ die Unze. Daraufhin zogen die Goldminen um 2 - 3 % an. Bitte lesen Sie die letzte AB, die damit im Timing richtig liegt. Konzentrieren Sie sich weiter auf die drei oder vier wichtigsten Aktien. Der Breakpunkt liegt meines Erachtens bei 332/336 $ und die absolute Spitze bei 339 $. Werden diese Linien geknackt, heißt das neue Kursziel 400/420 $, aber nicht kurzfristig, worauf ich ausdrücklich hinweise.
These für heute: Ab 2.700 im DAX gehen Sie in die akute Beobachterposition, ab 2.500 sehr wahrscheinlich in die Kaufposition. Das ist in den nächsten zwei bis drei Tagen zu konkretisieren. Es geht darum, diesen Tiefstpunkt möglichst exakt zu treffen. Das ist das Thema des Oktobers 2002. Er beginnt am Dienstag.
Bis morgen, herzlichst Ihr
Hans A. Bernecker
füxlein
Mails/Nachrichten vom 25.09.2002, Bernecker & Cie.
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Guten Morgen, meine Damen und Herren,
die Deutschen schafften zwar nicht die Weltmeisterschaft im Fußball, dafür aber im Börsenspiel. Einwandfreier Sieg und Spitze. DAX-Verlust 20 % in zwei Wochen, 45 % seit dem Jahresanfang und damit Weltmeister unter allen relevanten Vergleichsbörsen. Das klingt wie schwarzer Humor und ist es auch. Schauen Sie ruhig nach Berlin, da gilt eine andere Farbe.
Börse und Politik haben gelegentlich eine starke Verbindung. Ich nehme es nicht auf die leichte Schulter, wenn die Amerikaner ihre eigenen Konsequenzen daraus ziehen, wenn Berlin sich eine Außenpolitik erlaubt, die bedenklich erscheint. Auch wenn sie nach typischer Manier der Betroffenen 24 Stunden nach der Wahl wieder alles zu flicken versuchen. Wer die Amerikaner kennt, weiß dies anders zu würdigen. Der „deutsche Weg“ ist der falsche Weg.
Welche Konsequenzen dies konkret hat, gilt seit Montag mittag: Eine der größten Investmentbanken der Welt hat ihren Mitarbeitern eindeutig untersagt, in deutschen Aktien „long“ zu gehen und sämtliche „shorts“ offen zu lassen. Mehr sage ich dazu nicht, aber Sie können es definitiv hinnehmen. Die Konsequenzen erlebten Sie in den vergangenen zwei Tagen. Dazu kommt:
Der Technologiehorror ist noch nicht zu Ende. Das gilt global. Meine gestrige Befürchtung für die großen Technologieaktien wurden schon beinahe bestätigt. IBM unterschritt 62 $, GENERAL ELECTRIC hat nur noch 2 $ Luft und MICROSOFT noch 4 $. INTEL unterschritt 14 $ kurzfristig und hat ein Risiko bis 10/11 $, was auch für CISCO gilt, wenn 11 $ unterboten werden. Bitte den Ticker von gestern nachlesen. Das hat deshalb Gewicht, weil in diesem Fall der Dow Jones ein neues Tief erreicht, was gestern während des Tages mit 7.666 schon touchiert wurde.
Schauen Sie jetzt nicht auf einzelne Kurse, sondern auf den Gesamttrend. Hier gibt es folgendes Problem und dies gilt beiderseits des Atlantiks: Zur Liquiditätsbeschaffung werden nicht mehr die Aktien „verwendet“, die fundamental einzuschätzen sind, sondern jene, die das meiste Geld bringen. Dann sind die Titel dran, die erstklassige Zahlen präsentieren und dennoch unter Druck geraten. Ich hatte Ihnen dies für die deutschen Autoaktien schon in der letzten Woche avisiert.
Die Wall Street zeigt dies recht exemplarisch. Bei höheren Umsätzen lag die Nyse gestern in der Relation Upside- zu Downside-Volume bei 1:1,7. Die Nasdaq aber bei 1:1. In der ersten Zahl sind die Aktien enthalten, die ich meine. Also die Großen. Das ist in der Regel die Schlußphase einer Baisse und ich erinnere daran, wie es in den letzten drei Wochen des Februar 2000 in die andere Richtung lief. Erinnern Sie sich daran?
Was folgt: Dem Ausverkauf, dem ich noch ein paar Tage gebe, vielleicht 20 Börsentage (nicht Wochentage), folgt eine rasante Rally, die wahrscheinlich eine Jahresendrally werden wird und über die demnächst zu diskutieren ist. Dazu mehr in der AB, in der kommenden, nicht in dieser Woche. Die Ausgangsbasis können Sie in der nächsten AB schon einmal überprüfen.
Wichtig: Ich habe den Eindruck, daß die massiven Depotreduzierungen bei den Banken und Versicherungen per 30.09. terminiert sind. Das hatte ich schon gestern erwähnt. Es gibt mehrere Belege dafür. Das würde schon in der kommenden Woche eine neue Situation schaffen, die nichts mit Zinsen, Konjunktur und Irak zu tun haben.
Insbesondere gilt dies für alle europäischen Versicherer. Hier wird maßlos überzogen, aber aus durchsichtigem Grund. Solche Dinge haben kurze Beine und keine Langzeitwirkung.
Der VDAX hat gestern mit 55,40 einen neuen Rekord erreicht. Das bedeutet, daß auch aus diesem Grund eine technische Kehrtwende im Rohr ist. Sie läßt sich auf zwei, drei Tage nicht exakt fixieren.
Mich würde es nicht wundern, wenn am Ende dieser Superbaisse eine große Finanzadresse kaputt geht. Das heißt nicht Insolvenz, aber „Beinahe-Insolvenz“. Das wäre der übliche Schlußpunkt, wie er zu allen Zeiten am Ende einer Baisse nachzuvollziehen ist. Das gilt mindestens seit 1967. Ob dies eine deutsche Adresse ist oder eine andere, bleibt gleichgültig, sie sollte aber Europamaßstab haben. Sie würde wie ein reinigendes Gewitter wirken und der finale Schlußpunkt sein. Übrigens muß das nicht zwingend eine Bank, es kann auch ein Finanzjongleur sein. Davon gibt es zwei bis drei Adressen, sogar im DAX 100.
Kurz zu XEROX: Ermittlungen der Staatsanwaltschaft betreffen alte Dinge. Mithin gegen alte Manager, aber nicht gegen das Unternehmen, woraus auch keine zivilrechtlichen Folgen entstehen. Ein Rückzug aus XEROX kommt nicht in Frage. Siehe nächste AB.
Am Goldmarkt bleibe ich auf Kurs. Gestern 326 $ die Unze. Daraufhin zogen die Goldminen um 2 - 3 % an. Bitte lesen Sie die letzte AB, die damit im Timing richtig liegt. Konzentrieren Sie sich weiter auf die drei oder vier wichtigsten Aktien. Der Breakpunkt liegt meines Erachtens bei 332/336 $ und die absolute Spitze bei 339 $. Werden diese Linien geknackt, heißt das neue Kursziel 400/420 $, aber nicht kurzfristig, worauf ich ausdrücklich hinweise.
These für heute: Ab 2.700 im DAX gehen Sie in die akute Beobachterposition, ab 2.500 sehr wahrscheinlich in die Kaufposition. Das ist in den nächsten zwei bis drei Tagen zu konkretisieren. Es geht darum, diesen Tiefstpunkt möglichst exakt zu treffen. Das ist das Thema des Oktobers 2002. Er beginnt am Dienstag.
Bis morgen, herzlichst Ihr
Hans A. Bernecker
füxlein