Bausparen steht wieder hoch im Kurs

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Bausparen steht wieder hoch im Kurs

 
05.08.01 13:31
Sonntag, 05. August 2001     Berlin, 13:29 Uhr
         

Bausparen steht wieder hoch im Kurs  

Nach dem Ende der Aktieneuphorie besinnen sich Anleger auf Bewährtes

Von Robert Ummen


Berlin - Das zuweilen als altmodisch oder überkommen abqualifizierte Bausparen erlebt in Deutschland offenbar eine Renaissance. "Nach den schmerzhaften Erfahrungen auf den Aktienmärkten besinnen sich die Anleger zunehmend auf den soliden und sicheren Weg in die eigenen vier Wände", sagte LBS-Verbandsdirektor Hartwig Hamm bei der Vorstellung des Jahresberichts der Landesbausparkassen in Berlin.

Nach einem Rückgang des Neugeschäfts um 11,9 Prozent im vergangenen Jahr verzeichnen die zur Sparkassen-Finanzgruppe gehörenden Bausparkassen demnach wieder kräftige Zuwächse. In den ersten fünf Monaten dieses Jahres stieg die Zahl der neuen Verträge gegenüber dem Vorjahreszeitraum um neun Prozent auf über 548 000 an, die Bausparsumme kletterte bis Ende Mai um acht Prozent auf 20,5 Mrd. DM. Der LBS-Marktanteil sei damit auf zuletzt über 35 Prozent gestiegen, sagte Hamm.

Die Diskussion um die "Riester-Rente" habe bislang keinen nachhaltigen Einfluss auf die Bausparneigung. Für eine weiterhin stabile Neugeschäftsentwicklung bestehen nach Einschätzung Hamms gute Chancen, "wenn die Bevölkerung erkenne, dass die Riester-Rente weitergehende Sparanstrengungen überhaupt nicht ersetzen kann".

Denn die mit Abstand wichtigste Altersvorsorge sei auch "nach Riester" die Bildung von Wohneigentum, meinte Hamm. Sie werde - beginnend mit dem Bausparvertrag - unverändert hoch gefördert. Die ersparte Miete im Alter bedeute eine Zusatzrente von durchschnittlich 30 Prozent - "ein Vielfaches dessen, was die neue Privatrente zu leisten vermag", erklärte der LBS-Verbandsdirektor.

Das von der Bundesregierung in letzter Sekunde in die private Altersvorsorge eingeführte Entnahmemodell sei keine Lösung für den typischen Wohneigentumserwerber. Dieser sei zum Kaufzeitpunkt auf "echtes" Eigenkapital angewiesen, um seine Finanzierungskosten in erträglichen Grenzen zu halten. Entnommenes Kapital aus einem Altersvorsorgekonto müsse dagegen ratenweise zurückgezahlt werden und führe unweigerlich zu zusätzlichen Belastungen.

Hamm warnte deshalb davor, das Thema Altersvorsorge jetzt auf die neue "Riester-Rente" - privat oder betrieblich organisiert - zu verkürzen. Damit könne allenfalls die Einschränkung der gesetzlichen Rente aufgefangen werden. Der Weg ins Wohneigentum bliebe dann aber den meisten verwehrt.

Dabei sei die Nachfrage nach einer eigenen Immobilie nach Angaben der Landesbausparkassen nach wie vor hoch. "Deutschland darf sich politisch nicht mit einer Wohneigentumsquote von 40 Prozent abgeben, die nur noch von der Schweiz unterboten wird", sagte der Verbandsdirektor. Alle Umfragen zeigten, dass 70 bis 80 Prozent der Bevölkerung am liebsten in den eigenen vier Wänden wohnen würden. Und immer mehr - nämlich aktuell rund 65 Prozent - hielten den Wohneigentumserwerb auch für machbar.

Diese Umfrageergebnisse spiegeln laut Hamm die derzeit günstigen Rahmenbedingungen für den Immobilienerwerb wider: stabile Bau- und Immobilienpreise seit Mitte der 90er Jahre, anhaltend niedrige Zinsen und die Wohneigentumsförderung mit der Eigenheimzulage. "Trotz des Rückgangs der Baugenehmigungszahlen für Ein- und Zweifamilienhäuser seit April vergangenen Jahres ist der Eigenheimbau die einzige noch tragende Säule des Wohnungsneubaus", sagte Hamm. Der einst dominierende Mietwohnungsbau sei bis auf eine Restgröße geschrumpft.

Selbstnutzer, so der Verbandsdirektor weiter, dürften auch in den nächsten Jahren die prägende Käufergruppe sein, wobei das eigene Haus, egal ob einzeln, doppelt oder in Reihe, eindeutiger Favorit bleibe. Dies gelte auch für Ostdeutschland, wo zwar viele Geschosswohnungen leer stünden, bei Eigenheimen aber noch lange keine Marktsättigung erreicht sei.

Die Bausparkassen sind nach diesen Angaben die größten Kreditgeber für den Wohnungsbau. Während die übrigen Finanzierungsinstitute im vergangenen Jahr durchweg Rückgänge von 20 Prozent hinnehmen mussten, seien die Kapitalauszahlen der LBS mit 20,8 Mrd. DM sogar noch einmal leicht gestiegen (plus 0,7 Prozent). Das Bausparsystem habe damit eine stützende Wirkung nicht nur für die Bau- und Wohnungswirtschaft, sondern letztlich auch für die übrigen Anbieter von Finanzdienstleistungen, so Hamm. Denn Bausparer benötigten in aller Regel für den Eigentumserwerb zusätzliche Hypothekendarlehen.

Die Landesbausparkassen betreuen etwa neun Millionen Kunden mit 11,2 Millionen Bausparverträgen, die ein Volumen von 418 Mrd. DM haben.

www.welt.de/daten/2001/07/04/0704ip265230.htx





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