Guten Tag !
Der Geschäftsbericht 2018/2019 ist nun da und kann auf der Homepage des Unternehmens heruntergeladen werden
www.luebbe.com/web/downloads/module/..._FINAL_geschuetzt_.pdf
Dass das abgelaufene Geschäftsjahr deutlich über den Planzahlen liegt, war ja schon bekannt.
Die Highlights noch einmal in Kurzform:
- Das Ebit liegt bei 2,7 Mio Euro - deutlich mehr als man für das Übergangsjahr erwartet hatte
- Die Eigenkapitalquote konnte von 31,8% auf nunmehr 42 % gesteigert werden
- Die Nettoverschuldung liegt nach fast 42 Mio Euro im Geschäftsjahr 2016/2017 und 30,1 Mio Euro im vorigen Geschäftsjahr nur noch bei 17,8 Mio Euro - das entspricht bei einem EBIDA von 7,6 Mio Euro im Vorjahr noch einem Multipel von 2,3 und bewegt sich damit im absolut üblichen Rahmen
(kleine Anmerkung meinerseits zu den letzten beiden Punkten: Angesichts der Tatsache, dass das Unternehmen vor etwa 1,5 Jahren sehr nahe am Abgrund stand, eine viel zu hohe Nettoverschuldung und daraus resultierend einen extrem hohen und gefährlichen Verschuldungsgrad hatte, ist ein EK von 42% und ein Verschuldungsgrad von "nur noch" 2,3 als Leistung gar nicht hoch genug einzuschätzen - hier gebührt mMn insbesondere dem Finanzvorstand - aber auch allen Mitarbeitern ein großer Dank der Aktionäre für diese herausragende Leistung - innerhalb von sehr kurzer Zeit hat man es geschafft, ein Unternehmen in Schräglage zu sanieren und den Turnarround zu schaffen!!)
- Der Konsortialkreditvertrag, der bisher bis 2020 lief, wurde bis 2022 verlängert
- Der Cashflow aus laufender Unternehmenstätigkeit lag im abgelaufenen Geschäftsjahr bei sehr guten 14,4 Mio Euro - ein Hinweis auf die sehr große Refinanzierungskraft des Unternehmens, die hier ja auch von vielen Teilnehmern, die das Unternehmen auf dem sicheren Weg in die Insolvenz gesehen haben, einfach übersehen worden ist.
Alles in allem war das Geschäftsjahr 2018/2019 ein voller Erfolg. Dies ist wesentlich den strategischen Entscheidungen des (neuen) Vorstands zu verdanken. Man hat sich von diversen Randaktivitäten getrennt, die nur Verluste gemacht haben und sich auf das Buchgeschäft konzentriert - wie man sieht, war das die richtige Entscheidung, die das Unternehmen mMn gerettet hat.
Wie man aber sehen kann (es ist ja nicht alles Gold was glänzt und es wäre albern so zu tun, als ob das anders wäre), hat man bei Bastei Lübbe aber auch noch einiges an Arbeit vor sich. Das Unternehmen ist mMn nicht mehr im Bestand gefährdet aber man muss noch Arbeit leisten, um das Ergebnis zu verbessern. Die internen Strukturen wurden verschlankt und der neuen Konzernstruktur angepasst. Das war richtig und wichtig. Nun muss man aber eben noch daran arbeiten, die Buchsparte, die ja das Kerngeschäft des neuen/alten Unternehmens sein soll auch umsatzseitig wieder flott zu bekommen.
Die Prognose für das laufende Geschäftsjahr wird den ein oder anderen sicher etwas ernüchtern (nicht grade enttäuschen aber eben auch nicht zu Höhenflügen Anlass geben).
Schaut man genauer in die Prognose, liegt das vor allem am Buchbereich, wo der Vorstand selber das kommende Programms als "weniger attraktiv" einschätzt und daher in diesem Bereich von sinkenden Umsätzen yoy ausgeht (laut Prognose soll der Umsatz im Bereich Buch von knapp 76 auf gut 67 Mio Euro sinken soll - das Ebit soll dabei zwischen 1,5 und 2,6 Mio Euro liegen. Das zeigt mMn einerseits die grundsätzliche Herausforderung im Buchbereich deutlich auf. Man kann nie wissen, wie erlches Buch im Markt abschneidet. Trifft ein Buch den sich ständig ändernden Geschmack des Marktes oder nicht. In der Vergangenheit (insbesondere in den Jahren vor dem Börsengang) hat Bastei Lübbe es sehr häufig verstanden, den Nerv der Zeit zu treffen. Seit dem Börsengang gelingt das mMn nicht mehr so ohne Weiteres (es sei denn die Großen der Branche geben sich die Ehre und BL kann ein neues Buch von Follett oder Brown auf den Markt bringen).
Daher muss man bei BL mMn sehr intensiv daran arbeiten, im Buchbereich wieder präsenter und besser zu werden - bei LYX ist dies ja schon eindrucksvoll gelungen - der restliche Belletristikbereich muss da aber noch einiges an Arbeit investieren. So wie sich das im GB anhört, sieht man das bei BL aber exakt genauso und will daran arbeiten, die Profitabilität zu verbessern und die Geschäfte auszuweiten. Das Ziel, einen Umsatz von um die 100 Mio Euro und dabei eine Ebitmarge von zwischen 6 und 8% zu erreichen bleibt bestehen.
ABER: Im laufenden Jahr wird der Umsatz eben nur bei (im Mittel der Prognose) 86 Mio Euro liegen und die Marge entsprechend (im Mittel) bei etwa 5%.
Das ist etwas weniger als ich persönlich erwartet hätte - das liegt dann aber daran, dass der Buchbereich mit der Ausnahme von LYX nicht so gut voran kommt, wie von mir erhofft (die Marge im Bereich Buch alleine soll im Mittel der Schätzungen nur bei 3% liegen).
Vollkommen neu zu bewerten ist mMn derzeit der Bereich "Games", sprich Daedalic. Im laufenden Jahr (der Vorstand der Daedalic hat ja vom voraussichtlich erfolgreichsten Geschäftsjahr der Unternehmensgeschichte gesprochen) wird man einen guten Ergebnisbeitrag zum Konzernergebnis abliefern (wenn alles einigermaßen normal läuft). Die erwartete Marge liegt bei (wieder im Mittel der Prognosen) gut 13% liegen und damit deutlich höher als die im Bereich Buch (der Vollständigkeit halber: Für den Bereich Roman, der nach dem Verkauf der Rätselheftsparte für einen Umsatz von etwa noch 7 Mio Euro steht, soll die Marge weiter zweistellig bleiben - bei gut 11%)
Daher hat der Vorstand auch beschlossen, den Verkaufsprozess für das Unternehmen Daedalic erst einmal auf Eis zu legen. Dies erscheint mir angesichts der im GB mehrfach geäußerten Absicht, sich auf das Geschäftsfeld Buch zu konzentrieren ein wenig inkonsistent und mit einem gewissen Risiko behaftet zu sein. Die Idee dahinter dürfte klar sein: Solange Daedalic Gewinne macht, kann man damit die derzeit noch hinterherhinkenden Margen im Bereich Buch kaschieren und wenn Daedalic dann auch noch das "Herr der Ringe" Spiel erfolgreich launchen kann, kann man für das Unternehmen wahrscheinlich einen besseren Preis erzielen und bis dahin ist dann auch der Buchbereich margentechnisch gesehen wieder deutlich besser geworden.
Das kann aber eben auch nach hinten losgehen. Einmal wird für die Auflegung des Herr der Ringe Spiels schon eine Menge Geld benötigt und zum zweiten hat man ja auch schon am Spiel zum Follett Bestseller Säulen der Erde gesehen, dass auch ein angeblicher Blockbuster floppen kann.
Mir wäre es daher nach wie vor lieber, wenn man Daedalic zeitnah veräußern würde und sich sofort und ausschließlich auf den Buchbereich konzentrieren würde (um dort an frühere Erfolge auch wieder anknüpfen zu können).
Zusammengefasst kann man mMn sagen, dass das Unternehmen sehr viel schneller wieder auf die Beine gekommen ist als man eigentlich hätte annehmen dürfen. Die Zahlen sind sehr erfreulich und mMn wird man im laufenden Jahr mit dem Schuldenabbau auch noch einmal weiter vorankommen können bzw. genügend Geld zur Verfügung haben, um strategische Zukäufe zu tätigen. Da der Buchmarkt kein Wachstumsmarkt ist, sollte es auch genügend Gelegenheiten geben, sein Geld in diesem Markt sinnvoll auszugeben.
Die Prognose ist dagegen wegen der größer als erwarteten Schwierigkeiten im Bereich Buch eher weniger gut ausgefallen als (von mir) erwartet. Man muss im laufenden Jahr noch einen (mMn bisher ungeplanten) Zwischenschritt einlegen, auf dem Weg zur Erreichung des Ziels 100 Mio Euro Umsatz bei 6-8 Mio Euro Ebit. Man kommt diesem Ziel näher - und mir persönlich ist es um einiges lieber, wenn man vorsichtig kalkuliert und die Kalkulation übertrifft als zu otpimistisch zu planen und die Ziele krachend zu verfehlen.
MMn besteht dann für das nächste Jahr eine gute Chance, die o.g. Ziele zu erreichen - Rentabilität und Geschäft im Buchbereich sollen ja ausdrücklich angegangen werden (und bisher hat der Vorstand seine Ziele ja auch erreicht) und zudem kommt mWn im kommenden GJ auch wieder ein neuer Follett, der Zusatzumsatz bringen dürfte.
Wenn man, wie ich, bei der Anlage längerfristig orientiert ist, stört es wenig, wenn ein Ziel ein Jahr später als gedacht erreicht wird. Für mich persönlich ist es wichtig, dass die Richtung, die das Unternehmen nimmt, stimmig ist und es ist, grade nach der traurigen Vorgeschichte bei Bastei Lübbe, ebenfalls wichtig, dass die handelnden Personen den Plänen und Prognosen dann auch Taten folgen lassen. Das hat der aktuelle Vorstand aber sehr eindrucksvoll gemacht.
Für das laufende Jahr dürfte sich das EpS (immer das Erreichen der Mitte der Prognose vorausgesetzt) bei einem Ebit von 4,4 Mio Euro, einer Zinslast von maximal 1 Mio Euro und einem Steuersatz von 35% bei etwa 16 Cent liegen - bei einem Kurs von 2,90 Euro würde das auf ein KGV von 18 hinauslaufen. Würde man die 7 Mio Euro Ebit erreichen (wofür es mMn durchaus gute Chancen gibt), würde das EpS bei dann (gleiche Rechnung) bei ca. 29 Cent liegen, was einem KGV von 10 entsprechen würde. Wie man dies persönlich einschätzt, überlasse ich jedem Teilnehmer hier selber - interessant ist dabei vielleicht noch der Hinweis, dass aktuell das EK je Aktie bei gut 2,60 Euro liegt - der Kurs also von daher durchaus abgesichert sein könnte.
Einen angenehmen Tag noch allerseits.