Guten Morgen !
Ich bin heute Morgen offenbar etwas spät dran - aber ich habe mir die Zahlen erst einmal ausgiebig angeschaut. Diesmal kann man das auch machen ohne Gefahr zu laufen, depressiv zu werden - das war bisher ja keineswegs immer so, wenn Bastei Lübbe Quartalszahlen veröffentlicht hat...
Wenn man es zusammenfassen will, dann hat Bastei Lübbe mit den vorgelegten Zahlen zum Q3 eindeutig und eindrücklich bestätigt, dass es mit dem Unternehmen nach den wirklich traurigen letzten Jahren nun wieder bergauf geht.
Schaut man nur einmal auf das letzte Quartal (bei einem Verlagsunternehmen natürlich wegen des Weihnachtsgeschäfts immer das beste im Jahr) dann hat der Kölner Verlag aus einem Umsatz von 25,7 Mio Euro ein Ebit von 2,1 Mio Euro erzielt - macht eine Marge von über 8%.
Aber auch im Gesamtjahr ist der Ergebnisturnaround mMn eindrucksvoll gelungen: Bei einem Umsatz von 72,2 Mio Euro lag das Ebit bei 2,1 Mio Euro. Das sieht erst einmal nicht nach so wirklich viel aus - die ausgewiesene Marge liegt bei knapp 3%.
ABER: In den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres sind insgesamt 2 Mio Euro Sonderaufwendungen angefallen (insbesondere für die Implementierung des Programms zur Effizienzsteigerung). Lässt man diese Einmalaufwendungen außer Betracht, kommt man auf ein Ebit von gut 4 Mio Euro und damit einer Marge von etwa 5,5% !
Und das ohne einen ausgesprochenen Topbestseller im laufenden Programm und ohne die Auswirkungen des Effizienzsteigerungsprogramms, die ja laut Präsentation auf der HV alleine schon zu einer Steigerung der Ebitmarge um etwa 3% sorgen soll.
Anders gesagt: Wäre das Programm schon implementiert und voll wirksam würde Bastei Lübbe - ohne ausgesprochene Blockbuster (und unter Einbeziehung von Daedalic, die ja auch nach neun Monaten im laufenden Geschäftsjahr keinen positiven Ergebnisbeitrag geliefert haben - das Ebit lag bei -0,235 Mio Euro, wobei es natürlich sehr erfreulich ist, dass Daedalic im Weihnachtsgeschäft nun doch ein messbares positives Ebit von 0,4 Mio Euro abgeliefert hat - was immerhin darauf hindeuten könnte, dass Daedalic das Ergebnis des Konzerns zukünftig nicht mehr negativ belastet - laut eigener Aussage des Daedalicvorstands soll dort ja das "ökonomisch beste Jahr der Firmengeschichte" vor der Tür stehen), läge die Ebitmarge nach neun Monaten bei 8,5% (wobei man natürlich schon berücksichtigen sollte, dass das letzte Quartal bei Bastei Lübbe (also die ersten drei Monate 2019) traditionell nicht grade stark sein dürften, so dass man da keinen weiteren positiven Ergebnisbeitrag erwarten sollte).
Btw: Rechnet man im dritten Quartal die Einmalaufwendungen aus dem Ergebnis heraus, läge dieses sogar bei knapp 2,8 Mio Euro - was einer Marge von (nur auf das Quartal bezogen) sehr guten 10,5% entsprechen würde.
Nimmt man die Prognose des Vorstands für das Gesamtjahr - 90 Mio Euro Umsatz bei einem Ebit von 0,5 Mio Euro plus Einmalaufwendungen von 2,5 Mio Euro -, würde die Marge im Gesamtjahr auch schon bei 3,3 Mio Euro liegen. Rechnet man die Margensteigerung von 3% durch das Programm hinzu, kommt man auch schon auf eine bereinigte Marge von knapp 6,5%. Liegt das Ebit etwas höher (der Vorstand geht ja von mindestens 0,5 Mio Euro Ebit im Gesamtjahr aus), würde die bereinigte Marge sich ebenfalls erhöhen.
Alles in allem hoffe ich (und die Zahlen unterstützen diese Hoffnung mMn eindrucksvoll), dass auch die Analysten und der "Markt" anerkennen, dass Bastei Lübbe wirklich auf einem sehr guten Weg ist, die für das nächste Jahr angepeilte Zielmarge von zwischen 6 und 8% zu erreichen - dies wurde ja bisher von der Mehrzahl der Analysten und auch ausweislich des Aktienkurses vom Markt stark angezweifelt. Ich bin mal gespannt, ob der ein oder andere Analyst nun auch etwas optimistischer in die Zukunft von BL blickt und ob sich die Aktie, entgegen meiner eigenen Prognose nun auch etwas nachhaltiger nach oben bewegt.
Was mich persönlich auch sehr freut ist, dass es immer offensichtlicher wird, dass diejenigen, die hier vor ein paar Monaten noch den "feststehenden Untergang" des Unternehmens verkündet (und teilweise abgefeiert) haben, nicht Recht behalten werden.
Die Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten sind Ende des letzten Quartals nominell von 38,1 Mio Euro auf nunmehr 26,9 Mio Euro zurückgegangen, die Zahlungsmittel sind in den neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres von 0,9 auf 2,1 Mio Euro angestiegen und der Vorstand hat sein Ziel für die Nettoverschuldung am Ende des Geschäftsjahres von bisher 30 Mio Euro auf nunmehr 25 Mio Euro geändert. Die Selbstfinanzierungskraft im Unternehmen ist also, entgegen einiger Unkenrufe vorhanden. Der aktuelle Vorstand macht also etwas, was früher in Köln nicht ganz so häufig vorgekommen ist - er übertrifft seine Prognose und zeigt damit auf, dass die Zeiten der gebrochenen Versprechen in Köln endgültig vorbei sind (und das ist auch gut so).
Ebenfalls erfreulich (weil ja auch häufig angezweifelt) ist, dass im Geschäftsjahr 2018/2019 bisher lediglich gut 1 Mio Euro an Zinsen gezahlt werden mussten - weniger noch als im letzten Jahr. Die Vermutung, BL würde von den Banken die Daumenschrauben derart angelegt bekommen, dass man von den Zinsen aufgefressen werden würde, erweist sich damit ebenfalls als falsch.
Und last but not least lassen sich zwei weitere Aspekte mMn nur positiv interpretieren:
Einmal die Tatsache, dass man bei Bastei Lübbe durchaus erkannt hat, dass der Buchbereich in weiten Teilen noch Optimierungsbedarf hat. Ich hatte ja schon in einem meiner letzten Beiträge darauf verwiesen, dass der Kauf von LYX eine gute Idee von Herrn Schierack war. LYX produziert deutlich mehr Bestseller als die eigentliche "Marke" Bastei Lübbe. Dass sich nunmehr der früher für LYX Verantwortliche, Herr Simon Decot, die Gesamtprogrammstrategie anschaut und überarbeitet - insbesondere was die Zielgruppenansprache angeht, halte ich dementsprechend für eine ausgezeichnete Idee. Immerhin hat es Herr Decot mit seiner Positionierung der Marke LYX geschafft eine Gruppe nicht grade als "Häufigleser" bekannter, nämlich die jungen Frauen, gezielt anzusprechen und doch in großer Zahl zu Buchkäuferinnen (und idealerweise auch Buchleserinnen) zu machen. LYX ist meiner Überzeugung nach jedenfalls zusammen mit dem Kinderbuchbereich extrem erfolgreich - sicher auch gemessen an den Zahlen - und es wäre sehr erfreulich, wenn sich die anderen Labels ebenfalls ähnlich erfolgreich zeigen würden - dann würden wir hier noch einmal von anderen Zahlen sprechen (es soll ja auch immer aufgezeigt werden, wo denn noch Potentiale für die Aktie stecken können, die man heben will).
Zweiter Aspekt ist der Ausblick von Herrn Halff: "Nach diesem Übergangsjahr gehen wir jetzt aktiv an unsere Strategie- und Wachstumsplanung. Wir sehen in unserem Markt mittelfristig interessante Optionen, die wir jetzt gezielt angehen" Das heißt für mich ganz klar, dass Bastei Lübbe nun die meisten (wenn auch noch nicht alle) Brocken aus dem Weg geräumt hat und sich wieder um die Zukunft Gedanken machen kann - ich schreibe das mal so, weil es ja vor ein paar Monaten ausschließlich darum ging, das Unternehmen wieder vom Kopf auf die Füße zu stellen. Ich lese das so, dass man sich nun auch verstärkt um Zukäufe kümmern wird, um die Rechtebasis zu verbreitern (neben der Überarbeitung der Programmstrategie ein weiteres Wachstumsfeld).
Als Aktionär (aber auch als jemand, der sich "auch so" für Bücher interessiert) freut mich die Entwicklung natürlich außerordentlich und ich denke, dass es nur fair ist, den Mitarbeitern, die ja auch ihre Opfer gebracht und trotzdem in einer nicht leichten Zeit ausgezeichnete Arbeit geleistet haben und dem Vorstand, den Herren Halff, Kluge und Zimmermann, für Ihre sehr gute Arbeit zu danken.
Dank dieser Arbeit hat Bastei Lübbe meiner Überzeugung nach als Verlag wieder eine Zukunft - und zwar auch an der Börse!
Einen angenehmen Tag allerseits!
EDIT: Ich vermute einmal, dass es nicht allzuviele Aktionäre geben dürfte, die mit dem Unternehmen durch das wirklich tiefe Tal der Tränen marschiert sind, um dann, wenn sich abzeichnet, dass es wieder bergauf geht, die Aktien verhältnismäßig "billig" einem Übernehmer anzudienen. Meine Aktien möchte ich jedenfalls nicht auf diese Art loswerden :-).
Ich glaube auch, ähnlich wie @shuntifumi, dass die Familienaktionäre aus ähnlichen Gründen auf absehbare Zeit kein Interesse an einem Verkauf haben dürften...