Guten Morgen !
Auch der hier ja sehr bekannte Herr Buschmann hat sich noch einmal zu Bastei Lübbe geäußert, insbesondere zu den Verwerfungen im alten AR.
www.wiwo.de/unternehmen/handel/...tei-luebbe/20621938-all.html
Wenn man das alles so liest, muss man natürlich zu dem Schluss kommen, dass da früher einiges schief gelaufen ist in den Gremine des Unternehmens.
Natürlich würde es die Fairness gebieten, auch Herrn Nelles und vor allem Herrn Schierack zu den angerissenen Themen zu hören - so bekommt man nur ziemlich einseitig die Version des neuen AR mit.
Aber einiges spricht schon dafür, dass diese nicht so falsch ist - zu viel passt da auch zusammen.
Ich beschränke mich in meiner Wertung mal auf das operative Geschäft (die Vorgänge im AR kann ich nicht wirklich beurteilen).
Ich vermute, dass man sich in Köln gesagt hat, dass man mit der Aussage "Ein Verlag für Bücher und Romane geht an die Börse" zu wenig attraktiv empfunden hat, zu wenig spannend. Gähn! Ein Verlag, der Bücher macht - also auf einem stagnierenden Markt unterwegs ist - wie langweilig.
Also hat man versucht, die Story zu "pimpen": Es geht nicht ein Verlag an die Böre sondern ein internationaler Medienkonzern. Hui! Spannend!
Und dann hat man eben versucht, diese Kommunikation auch mit Beteiligungen und Aktivitäten zu unterfüttern. Wer erinnert sich z.B. noch an den Ableger den BL in den USA gegründet hat, der irgendwie Drehbücher entwickeln sollte, die man dann vielleicht auch zu Büchern für den deutschen Markt machen könnte? Oder an die Kooperation mit einem chinesischen Verlag, von der ich anschließend nix mehr gehört habe? Oder an die Pläne für "b2b", die auch irgendwo verschwunden sind oder mehr oder weniger diskret geführt werden, jedenfalls hört man auch davon verdächtig wenig.
Und man hat Beteiligungen gekauft, bookrix, beam, Daedalic, Buchpartner, hat oolipo (tja, das "Netflix der Bücher" ist es nun doch nicht so ganz geworden) gegründet.
Die Aufgabe von Herrn Schierack war es wohl (und ich vermute, dass der verstorbene Stefan Lübbe da auch entsprechend Druck gemacht hat), möglichst viele Bälle in die Luft zu werfen und dann damit zu jonglieren.
Je mehr Bälle in die Luft geworfen werden, desto schwieriger ist es aber, diese auch in der Luft zu halten und wenn man sich heute die Manege anschaut, dann stellt man fest, dass dort doch eine Menge Bälle inzwischen still und ruhig auf dem Boden liegen.
oolipo ist geschetert, wie gesagt, USA und China und b2b sind verstummt, Daedalic steht genauso wie Buchpartner auf dem Prüfstand und beam und bookrix laufen irgendwo unter ferner liefen im Konzern mit (und stören bestenfalls nicht).
Über diese ganzen Aktivitäten hat man dann leider auch das Kerngeschäft vernachlässigt (ein Zeichen, ein schlechtes, dafür war der Abgang von Herrn Rudloff ohne dass dieser in seiner Funktion ersetzt wurde).
Das Geld wurde komplett für "neue Bälle" verwendet und der Buchbereich hat darunter erkennbar gelitten (man muss sich ja nur einmal das Standing von Bastei Lübbe im Gesamtmarkt für HC Belletristik, DEM Kerngeschäft von BL anschauen (in der Präsentation zur HV). Bastei Lübbe hatte immer Spitzenplätze, aber in den letzten beiden Jahren lag man vom Umsatz her nur noch auf Rang 6 bzw. Rang 13 im Markt. Schlecht!!
Dass dann, wenn aus dem Kerngeschäft nix mehr nachkommt, das Geld aus dem Börsengang dann irgendwann mal aufgebraucht sein wird, war klar. Versuche gegenzusteuern sind gescheitert. Herr Schierack hat ja verzweifelt versucht, oolipo Aktien an den mann zu bringen, einmal um Cash ins Unternehmen zu holen und dann auch, um das Risiko, das er da wohl auch gesehen hat, für BL zu reduzieren. Hat nicht geklappt!
Und aus den Beteiligungen kam auch kein Geld nach Köln zurückgeflossen - im Gegenteil. Da hat sich halt gerächt, dass man beim Kauf viel zu sehr aufs Wachstum (mehr Bälle braucht das Land) statt auf Ertragskraft und Cash Flow geschaut hat.
Um nicht ganz "deppert" dazustehen hat man offenbar die Autorenrechte nur minimalinvasiv abgeschrieben (deshalb jetzt die Sonderabschreibung!!) und versucht über 100 ganz legale Bilanztricks den Gewinn besser darzustellen als er operativ wirklich war (das musste aber eben jeder erkennen! deshalb sehe ich darin nach wie vor keinen Betrug sondern eben erlaubte Bilanzkosmetik).
Nur irgendwann ist dann auch mal Feierabend. Und dieser Punkt ist nun offenbar erreicht. Der Künstler wurde aus dem Zelt geschickt, das Publikum ist not amused und es gibt keinen Applaus. Ob es daran lag, dass der Künstler so schlecht war oder daran, dass ihm einfach zu viele Bälle zugeworfen worden sind, ist zweitrangig, die Nummer ist missglückt.
Nun muss erst einmal die Manege wieder hergerichtet werden, um vielleicht einem anderen Künstler die Möglichkeit zu geben, seine Nummer zu zeigen. Gut, dass dieser Künstler aber schon vorab darauf hingewiesen hat, dass er mit deutlich weniger Bällen jongliert als der Vorgänger, weil er keine Lust hat, auch mit Buhrufen aus der Manege gejagt zu werden.
Anders gesagt: Vielleicht war die Aufgabe nicht nur für Herrn Schierack zu groß und er MUSSTE scheitern?
Egal: Neues Spiel neues Glück!