Ausverkauf: Warum die Kurse stürzen müssen

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Schtonk:

Ausverkauf: Warum die Kurse stürzen müssen

 
18.10.00 18:21
Heute mal ausnahmsweise etwas, das in w:o trading news veröffentlicht wurde, bitte um aufmerksame Lektüre!

Die Kurse stürzen, und keiner weiß so richtig warum. Es gibt keine große Firmen- oder Länderpleite. Der Ölpreis steigt - wenigstens zunächst - nicht noch weiter. Der Euro hält sich auf niedrigem Niveau stabil. Die Wirtschaft läuft auf gutem Kurs. Die Gewinne der Unternehmen steigen. Inflation und Zinserhöhungen sind (noch) kein ernsthaftes Problem, das Aktienverkäufe auslösen müsste.

Bankenkreise machen Strukturprobleme von Großanlegern für den aktuellen Ausverkauf der Aktien verantwortlich. Fonds und Spezialinvestoren haben vor Jahresfrist ihre Bestände an Technologie-Aktien überproportional ausgeweitet und damit beste Gewinne für ihre Anleger und höchste Bezahlungen für sich selbst heraus geholt. Die massenhafte Sondernachfrage nach Techno-Aktien hat deren Kurse und die Werte der Fonds in sonderbarer Weise in die Höhe getrieben, bis die Zielmarken der Manager erreicht waren.

Die Zusammensetzung der Fonds richtet sich normalerweise nach der Struktur der Aktienindizes. Wenn die Manager gute Kursentwicklungen erwarten, vergrößern sie das Gewicht dieser Papiere in den Depots zulasten jener Papiere, denen sie nicht soviel Potential ausrechnen, wie beispielsweise den Konsumwerten.

Mit der Sondernachfrage der Fonds nach Techno-Aktien war im Frühjahr auch die außergewöhnliche Kursentwicklung vorbei. Die Fonds wollten natürlich nicht gleich wieder verkaufen, was sie kurz zuvor gekauft hatten. Sie verfolgten das Prinzip Hoffnung, bis es nun zu spät ist. In diesen Tagen müssen die Manager mit den Neun-Monatsberichten vor ihre Anlage-Ausschüsse treten. Aus den überdurchschnittlichen Wertentwicklungen sind längst unterdurchschnittliche Ergebnisse geworden. Das ist eine beschönigende Formulierung für die Tatsache, dass die Fonds-Werte vielfach noch stärker als Aktienkurse und Indizes gefallen sind.

Die Konsequenz liegt nahe: Ein Ende mit Schrecken statt ein Schrecken ohne Ende. Ohne Rücksicht auf die Kurse werden nun übergroße Bestände angepasst, sprich verringert – und das weltweit. Um diese Mengen zu verkraften, ist die Nachfrage aufnahmewilliger Anleger zu klein. Die Kurse stürzen, bis die Fondsgremien getagt haben und die Beschlüsse exekutiert sind. Das kann nicht mehr lange dauern. Und das erklärt auch, warum die mittleren Aktienwerte des MDax so gute Entwicklungen aufweisen. Hier schlagen Gelder positiv nieder, die momentan so böse in die Techno-Kurse reinschlagen.
chf1:

Und gegen Ende Jahr dann in die Aktien einsteigen,

 
18.10.00 19:10
die gut gelaufen sind, weil jeder Fonds diese Titel im Depot haben will und sagen kann, sie haben die besten Aktien des Jahres!

Gruss, CHF
Hiob:

Wenn ich mir den Neuen Markt so ansehe,

 
18.10.00 19:39
habe ich nicht gerade das Gefühl, daß dort noch große Fondsverkäufe laufen. Bei den meisten Aktien wird ein Großteil der Umsätze inzwischen von Tageszockern gemacht, die oft minimale Spreads ausnutzen. Man sieht dieses jämmerliche Treiben mit den immer gleichen Ordergrößen (wie z.B. 1100 bid, 1100 ask) auf XETRA. Ansonsten habe ich eher das Gefühl, daß der Markt langsam ausverkauft ist. Bei niedrigen Einstandkursen ist in großen Mengen wohl nicht mehr lange was zu holen. Auch an der NASDAQ kann man bei vielen Werten beobachten, daß die fallenden Kurse oft bei relativ niedrigen Umsätzen zustande gekommen sind. Das gilt beispielsweise auch für Commerce One.  
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