14. Okt,21:40 REUTERS
FOKUS 5 - Bush lehnt Verhandlungen über Bin Laden erneut ab
(Neu: Bush, Taliban-Angebot, Angriffe, Milzbrand, Details) Washington/Kabul, 14. Okt (Reuters) - Die USA haben am Sonntag ein Angebot der radikalislamischen Taliban-Regierung in Afghanistan zu Verhandlungen über eine Auslieferung des moslemischen Extremisten Osama bin Laden erneut abgelehnt. "Wenn ich sage, keine Verhandlungen, meine ich keine Verhandlungen", sagte US-Präsident George W. Bush in Washington. Zuvor hatten die Taliban erklärt, Bin Laden könne an ein neutrales Land ausgeliefert werden, wenn die USA Beweise für dessen Beteiligung an den Anschlägen vom 11. September vorlegten. Die USA setzten ihre Angriffe auf Ziele in Afghanistan die achte Nacht in Folge fort. Bin Ladens Organisation El Kaida drohte den USA und Großbritannien, das sich an den Angriffen beteiligt, mit Vergeltungsanschlägen. "Wir wissen, dass er (Bin Laden) schuldig ist, liefert ihn aus", sagte Bush. Der führende Taliban-Vertreter Maulvi Abdul Kabir hatte zuvor in Dschalalabad gesagt: "Es kann darüber verhandelt werden, wenn die USA Beweise vorlegen und den Taliban versichert wird, dass das Land neutral ist und nicht von den USA beeinflusst wird." Die USA machen Bin Laden und El Kaida für die Flugzeug-Anschläge in New York und Washington verantwortlich, bei denen vermutlich fast 5400 Menschen getötet wurden. El-Kaida-Sprecher Suleiman Abu Gheith warnte am Samstag Amerikaner und Briten, besonders aber Moslems und Kinder davor, Flugzeuge zu benutzen oder in Hochhäusern zu leben. "Wir sagen Bush und anderen in seiner Regierung, dass der Sturm nicht enden wird, besonders der Sturm der Flugzeuge, bis die Angriffe auf Afghanistan aufhören und palästinensisches Land befreit sein wird", sagte er im katarischen Fernsehsender El Dschasira. Die USA griffen am Sonntag erneut Ziele in Afghanistan an, darunter die Hauptstadt Kabul, die Taliban-Hochburg Kandahar und Dschalalabad im Osten des Landes. Ein Augenzeuge berichtete, Kampfflugzeuge hätten am Sonntagabend Bomben nahe der Frontlinie zwischen den Taliban und der Nordallianz im Norden des Landes abgeworfen. Der Geheimdienstchef der Taliban, Kari Ahmadullah, forderte die Kämpfer der Nordallianz auf, an der Seite der Taliban gegen die USA vorzugehen. Die Nordallianz kämpft seit Jahren gegen die Taliban. Sie hält weniger als zehn Prozent des Landes. Der Außenminister der Nordallianz, Abdullah Abdullah, sagte unterdessen, seine Truppen würden zunächst nicht Kabul nicht auf vorrücken. Zunächst müsse eine politische Vereinbarung geschlossen werden, wie das Land nach einem Sturz der Taliban regiert werden solle. In den USA wurden unterdessen weitere Infektionen mit dem als biologische Waffe verwendbaren Milzbrand bekannt. Das bereits durch drei Fälle betroffene Unternehmen American Media im Bundesstaat Florida teilte mit, fünf weitere Mitarbeiter seien mit dem Erreger infiziert. Ein mit Lungenmilzbrand infizierter Mitarbeiter des Unternehmens war Anfang Oktober gestorben. In der Firma war vor den Infektionen ein als verdächtig eingestufter Brief mit Pulver eingegangen. In New York war am Freitag bei einer Mitarbeiterin des Senders NBC eine Infektion mit Hautmilzbrand festgestellt worden. Bei dem Sender im Rockefeller Center waren zuvor zwei verdächtige Briefe eingegangen. Nach Angaben des New Yorker Bürgermeisters Rudolph Giuliani wurden bei einem der Briefe Sporen von Milzbrand gefunden. Bei drei Personen, die mit dem Brief hantiert hätten, seien Sporen von Milzbrand in der Nase oder auf der Haut nachgewiesen worden, sagte Giuliani. US-Gesundheitsminister Tommy Thompson sagte, er gehe von einem terroristischen Hintergrund aus. Erreger mit der Post zu versenden, sei nichts anderes als Terrorismus, sagte er dem Sender CNN. Unklar sei jedoch, ob eine Verbindung zu El Kaida bestehe. In der Fernsehsendung "Fox News Sunday" hatte er zuvor gesagt: "Die Quelle könnte im Land sein." Möglicherweise stecke hinter den Briefen ein Nachahmer, der ebenfalls Groll auf Amerika hege. US-Vizepräsident Dick Cheney hatte zuletzt eine Verbindung der Milzbrandfälle zu Bin Laden nicht ausgeschlossen. "Ich denke, es ist nur verantwortlich davon auszugehen, dass es einen Zusammenhang gibt", sagte er im Fernsehsender PBS. kae