Ausblick: Abseits ausgetretener Pfade verdienen

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Ausblick: Abseits ausgetretener Pfade verdienen

 
23.12.01 21:35

Ausblick: Abseits ausgetretener Pfade verdienen



Langsam verlieren die Deutschen den Spaß an der Aktie. Nur noch 28 Prozent würden, wenn sie 50.000 Euro übrig hätten, diese in Aktien stecken. Im Juni waren es noch 35 Prozent. Nur noch jeder 50. Deutsche sieht die Aktie als „wichtigste Anlageform“. Viele haben das Vertrauen in die Börsen verloren.

Was Unternehmen und Banken versäumten, bügelt jetzt der Gesetzgeber aus. Im Januar und - hoffentlich - mit dem Finanzmarktgesetz im Frühjahr, wird eine ganze Reihe neuer Vorschriften in Kraft treten, die Anlegern wieder Vertrauen einflößen sollen.

Gegen Manipulation und Vertuschung

Kursmanipulation wird 2002 erstmals als Straftat gewertet. Schadenersatzprozesse sollen künftig auch gegen Personen, nicht nur gegen Unternehmen möglich sein. Damit steigen die Chancen betrogener Anleger, ihr Geld wieder zu bekommen. Die Börsenaufsicht wird gestrafft. In Frankfurt soll sich eine Schwerpunktstaatsanwaltschaft um Börsendelikte kümmern. Fast alle Unternehmen müssen künftig melden, wenn sich ihre Anteilseignerstruktur gravierend verändert.

Diese Maßnahmen gegen Manipulation, Vertuschung und Lügen helfen. Aber was tun, wenn die Kurse dennoch nicht steigen? Der breite Markt dürfte dem ewigen Mantra „Mitte 2002 erholt sich die Konjunktur, Aktienkurse nehmen diesen Effekt drei bis sechs Monate vorweg“ nämlich kaum folgen. Nur Überraschungen bringen Kurssteigerungen. Was alle erwarten, ist aber keine Überraschung mehr. In der Herde mitzulaufen lohnt nur, wenn man rechtzeitig den Absprung schafft. Das aber ist schwer.

Wir werden in den kommenden Monaten keine fulminanten Kursgewinne bei Blue Chips sehen. Auch das Geschäft mit den Neuemissionen wird nicht werden, wie es einmal war. Ab Frühjahr könnten sich zwar einige Neulinge an die Börse wagen. Es werden aber kaum mehr werden als gleichzeitig wegen Insolvenz oder Segmentwechsel aus Nemax und Smax herausfallen.

Flurbereinigung bei Unternehmen

Geld verdienen kann man vor allem abseits der ausgetretenen Pfade. 2002 kommt die Flurbereinigung in der deutschen Untermnehmenslandschaft. Beteiligungsverkäufe werden steuerfrei. Mega-Fusionen und feindliche Übernahmen dürften sich zwar in Grenzen halten - zu eng sind die Bande, die in der alten Deutschland AG Unternehmen, Banken und Manager verknüpfen. Spekulationen auf kleinere Fusionen aber, zum Beispiel am Neuen Markt, dürften aufgehen.

Vor allem aber sollten Anleger einen Blick auf Werte außerhalb von Dax, Smax und Nemax riskieren. Von den Fonds nicht beachtet, fristen dort viele kleinere Unternehmen aus alten Industrien ihr Börsendasein. Der Wert ihrer Gebäude, Maschinen und Finanzmittel liegt über dem Börsenwert. Ihre Gewinne sind bescheiden, aber immerhin vorhanden. Diese unterbewerteten Kandidaten zu erkennen, macht Mühe. Anleger brau-chen dazu aber weder teure Realtime-Kurse noch - sofern überhaupt vorhanden - die allerneuesten Adhoc-Meldungen. Meistens reichen der letzte Geschäftsbericht und ein wenig geistige Anstrengung.

Übernahmegesetz hilfreich

Diese Nebenwerte werden kaum gehandelt. Für institutionelle Anleger sind sie zu klein. Der allergrößte Teil ihrer Aktien ist in festen Händen. Genau da liegt aber auch die Chance dieser grundsoliden Investments. Ab 1. Januar gilt nämlich das neue Übernahmegesetz. Es erleichtert großen Aktionären, Minderheitsaktionäre aus ihren Beteiligungen heraus zu drängen und sich die Unternehmen ganz einzuverleiben - gegen eine angemessene Entschädigung, versteht sich. Die Chance, diese auch wirklich zu bekommen, steigt ab Januar. Bei Übernahmen müssen nämlich künftig alle Aktionäre gleich behandelt werden - ein eigentlich selbstverständliches, früher aber oft schmählich missachtetes Gebot.

Mit intelligenten Börsengeschäften können Anleger mit langem Atem, die darauf spekulieren, sich heraus-kaufen zu lassen, hohe Kursgewinne erzielen. Die Risiken dagegen sind begrenzt. Wenn die Spekulation nicht aufgeht, bleiben immer noch eine oft ansehnliche Dividendenrendite und zumindest leicht steigende Kurse. Die Zeiten der mühelosen dreistelligen Kursgewinne, das müsste mittlerweile jeder gemerkt haben, sind vorbei. Aber sieben oder vielleicht auch zehn Prozent im Jahr sind schließlich auch nicht schlecht.

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