Auftragseingänge: Anlass zur Unruhe

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tom68:

Auftragseingänge: Anlass zur Unruhe

 
07.05.01 14:31
Auftragseingänge: Anlass zur Unruhe
 
Deutlicher Rückgang verstärkt den Konjunktur-Pessimismus
 
Am Konjunktur-Himmel ziehen Wolken auf. Die Auftragseingänge der deutschen Wirtschaft brechen ein. Das ist Wasser auf die Mühlen der Konjunktur-Pessimisten. Auf eine Senkung der Leitzinsen durch die Europäische Zentralbank können sie jedoch nur schwerlich hoffen.

Die angestrengten Bemühungen von Bundeskanzler Schröder und den einschlägig verantwortlichen Ministern seines Kabinetts, demonstrativen Optimismus zu verbreiten und der Stimmung womöglich schon dadurch positive Impulse zu geben, entfernen sich zusehends von der volkswirtschaftlichen Realität. Der Einbruch der deutschen Auftragseingänge ist nach dem skeptischen Bericht des Ifo-Instituts und dem schwachen Einkaufsmanager-Index ein weiterer schwerer Dämpfer für die Berufsoptimisten in der Regierung und ein ernstzunehmendes Warnsignal.

Die volle Brisanz des Auftragrückgangs von - preis- und saisonbereinigt - 4,4% gegenüber dem Vormonat erschließt sich erst nach der Aufschlüsselung in Inlands- und Auslandsorders. Hier zeigen sich zwei gefährliche Entwicklungen: Der Rückgang der Aufträge aus dem Inland um 2,3% signalisiert, dass die Rechnung einiger Volkswirte, der private Konsum werde durch die Steuerreform spürbar angekurbelt, nicht aufgeht. Die Bürger sind momentan gezwungen, die geringen Steuerersparnisse gleich bei ihrem Tankwart wieder abzuliefern. Einen Ausgleich für nachlassende Wirtschaftsimpulse aus dem Ausland können sie nicht liefern.

Der mit einem Rückgang um 7% nachgerade dramatische Einbruch der Auftragseingänge für deutsche Unternehmen aus dem Ausland macht die große Abhängigkeit der deutschen Industrie von der übrigen Weltwirtschaft und insbesondere den USA deutlich. Bislang zeigte sich die Auslandsnachfrage nach Produkten des verarbeitenden Gewerbes überraschend stabil - jetzt bricht sie auf erschreckende Weise ein und verblüfft in ihrer Höhe alle Analysten. Sollte sich die Konjunktur in den Vereinigten Staaten noch stärker abkühlen – wofür es durchaus Anzeichen gibt - sind weitere schmerzliche Auswirkungen zu erwarten.

Natürlich sollte diese Statistik nicht überbewertet werden. Die Auftragsvergabe unterliegt oftmals saisonalen Schwankungen und ist entsprechend volatil. Im Zusammenhang mit den bereits erwähnten übrigen Frühindikatoren gesehen, entsteht allerdings ein zunehmend düsteres Bild der gesamtwirtschaftlichen Lage. Aus deutscher Sicht kommt noch hinzu, dass die Entwicklung in der übrigen Europäischen Union nicht so dramatisch ist. Hier verstärkt die traditionelle Exportabhängigkeit der deutschen Wirtschaft allgemeine Negativ-Entwicklungen nochmals.

Eines jedoch erscheint trotz schlechter Indikatoren nach wie vor unwahrscheinlich - eine Senkung der Zinsen in Euroland durch die EZB. Zwar werden die Ökonomen der Zentralbank die sich häufenden Warnsignale gewiss ebenfalls registrieren und entsprechend zu interpretieren wissen. Andererseits haben die europäischen Währungshüter gerade in jüngster Zeit immer wieder ihren Auftrag zur Wahrung der Geldwertstabilität betont und sich kurzsichtige politische Ratschläge verbeten. Auch hier sind es die rasant gestiegenen Benzinpreise, die anhaltend starken Druck auf die europäischen Preise ausüben und somit den Handlungsspielung der EZB weiter einengen.

Autor: Markus Siebenmorgen, 14:19 07.05.01

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