Seit vorsichtig ....
Ulrich hat ja schon richtig mit V. angefangen ... könnte Druck aufkommen trotz 3 Sat ...
Gruß LALI
Unternehmen am Neuen Markt - von einer Katastrophe in die nächste! Lesen Sie hierzu
untenstehenden Artikel.
Quelle: Computerwoche
Geplatztes Großprojekt kommt Caatoosee teuer
22.02.2002 um 13:43 Uhr
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Trotz mehrmaligen Anlaufs gelang es dem einstigen
Börsenstar Caatoosee nicht, einen Web-Shop für die Kaufhauskette Breuninger einzurichten.
Schon zweimal wurde das defizitäre Unternehmen wegen ausstehender Zahlungen verklagt;
nun drohen weitere Forderungen in Millionenhöhe.
Klaus Steinbrecher ärgert sich. "Das sind ganz große Chaoten", schimpft er über die Mitarbeiter
der Caatoosee AG. "Die können keine Projekte managen." Eigentlich ist Steinbrecher ein
erfahrener IT-Berater, den so schnell nichts aus der Fassung bringt. Sein Spezialgebiet: die
Sanierung ins Stocken geratener IT-Projekte. Eben dieses Know-how benötigte Caatoosee im
Januar 2001, als es Steinbrechers US-amerikanische Firma KPS Consulting LLC unter Vertrag
nahm.
Im vorangegangenen Jahr hatte das schwäbische Startup-Unternehmen "mindestens dreimal"
versucht, einen Web-Shop für die Kaufhauskette Breuninger einzurichten, berichtet
Steinbrecher. Der ursprünglich vorgesehene Termin vor Weihnachten 2000 konnte nicht
gehalten werden. Damit fiel das fest eingeplante Online-Feiertagsgeschäft aus; eigens dafür
beschaffte Waren musste die Stuttgarter Zentrale mit Verlust veräußern.
Für Caatoosee drohte die Angelegenheit zum Desaster zu geraten, schließlich war Breuninger
nicht irgendein Kunde, sondern ein bundesweit aktiver Warenhauskonzern mit zirka 4800
Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von rund einer halben Milliarde Euro. Ende 2000 zog das
Management am Hauptsitz in Leonberg die Notbremse. Mehrere externe Dienstleister, darunter
KPS und die IEPG Internationale Entwicklungs Projektgesellschaft mbH, sollten helfen, das
Vorhaben doch noch zum Erfolg zu führen.
Steinbrechers Auftrag als technischer Projektleiter lautete, die Qualitätskontrolle und
Überprüfung des Caatoosee-Projektteams sicherzustellen, erläutert sein Rechtsanwalt Bernd
Joch von der Münchner Anwaltskanzlei Schwarz & Partner. Offenbar traute die
Führungsmannschaft den eigenen Mitarbeitern nicht mehr. Doch was Steinbrecher im Hause
Breuninger vorfand, überraschte auch den hartgesottenen Sanierer: Im Grunde gab es gar
nichts zu kontrollieren. "In den Unterlagen war nichts Verwertbares zu finden", so der
Consultant, der insbesondere das Datenbankdesign für den geplanten Web-Shop unter die
Lupe nehmen sollte. Breuninger habe bereits teure Oracle-Datenbanklizenzen und Sun-Server
angeschafft, die Datenbank aber wurde nie installiert.
Ein neuer Projektplan sah nun vor, zunächst funktionale und technische Spezifikationen zu
erarbeiten. Auf dieser Basis wollte das erweiterte Team das E-Commerce-System
implementieren und testen. Um das Weihnachtsgeschäft noch ausnutzen zu können, legten die
Verantwortlichen den Produktivbetrieb auf den 1. Dezember 2001.
Doch auch dieses Vorhaben geriet ins Wanken. Bereits ab Februar 2001 kam es zu
langwierigen Vertragsverhandlungen zwischen Caatoosee und Breuninger. Wegen der
schlechten Erfahrungen aus dem bisherigen Projektverlauf bestand der Kaufhauskonzern auf
einem neuen Kontrakt, der unter anderem hohe Strafen für den Fall eines erneuten Scheiterns
vorsehen sollte. Darauf wollten sich die Schwaben nicht einlassen.
Aufgrund der Verzögerungen konnten auch die externen Projekt-Manager nicht weiterarbeiten.
Breuninger verweigerte die Zusammenarbeit, solange kein neuer Vertrag mit Caatoosee
geschlossen sei. Nach drei Monaten im Projekt kam KPS-Chef Steinbrecher zu dem Schluss,
dass auch der 1. Dezember 2001 als Termin nicht mehr zu halten sei. Entnervt kündigte er den
Vertrag mit Caatoosee Ende April 2001.
Die Firmenbezeichnung Caatoosee bezieht sich auf den Namen des Indianerhäuptlings
Caa-tou-see, dem es einst gelungen sein soll, verschiedene Stämme zu vereinen. Solche
Gaben scheinen Firmenmitgründer Guido Alt nicht auszuzeichnen. Im Gegenteil: Der
selbsternannte Visionär und gelernte Philosoph habe zu den vielfältigen personellen Problemen
massiv beigetragen, indem er etwa Mitarbeiter gegeneinander ausgespielt habe, ist aus dem
Unternehmen zu hören. Nach Steinbrechers Darstellung ist das Breuninger-Projekt nicht zuletzt
an internen Differenzen im Caatoosee-Team gescheitert.
Bis heute verweigert Caatoosee der Firma KPS ausstehende Zahlungen in Höhe von rund
30.000 Dollar. Begründung: Der Berater habe vereinbarte Leistungen nicht erbracht.
Steinbrecher hat bei der 9. Zivilkammer des Landgerichts Stuttgart Klage auf Zahlung des
Honorars eingereicht. Für Caatoosee ist dies bereits die zweite gerichtliche
Auseinandersetzung. Zuvor schon hatte KPS-Anwalt Joch im Auftrag der IEPG gegen die
Schwaben geklagt. Auch in diesem Fall ging es um nicht bezahlte Rechnungen für Leistungen
im Breuninger-Projekt. Die Parteien einigten sich auf einen Vergleich.
"Thema Web-Shop beendet"
Ungemach größeren Ausmaßes droht Caatoosee von Breuninger selbst. Wegen ausbleibender
Erfolge kündigte der Kaufhauskonzern am 12. Juni 2001 den Vertrag mit den Leonbergern.
"Das Thema Web-Shop mit Caatoosee ist beendet", bestätigt Christian Burst, Abteilungsleiter
E-Commerce. Allerdings befinde sich Breuninger noch in Gesprächen, in denen es auch um
finanzielle Forderungen gehe. Zahlen mochte er nicht nennen.
Wie hoch diese Ansprüche sein könnten, gab Caatoosees Anwalt Guido Miller von der
Stuttgarter Anwaltskanzlei Seith & Steinlein selbst bekannt: Er rechne mit "Ersatzforderungen in
siebenstelliger Höhe", sagte er während der Verhandlungen mit KPS vor dem Stuttgarter
Landgericht. Laut KPS-Anwalt Joch findet sich diese Aussage auch in einem Schriftsatz der
gegnerischen Partei.
Das Management der Caatoosee AG möchte zu all den Vorwürfen lieber gar nichts sagen. "Zu
Kundenbeziehungen nehmen wir nicht Stellung", erklärt Pressesprecher Michael Gemeinhardt
lapidar, und: "Es ist nichts anhängig gegen uns." Angesprochen auf das Verfahren am
Stuttgarter Landgericht, verweist er auf die Politik des Unternehmens, laufende Verfahren nicht
zu kommentieren. Von einer Klage Breuningers in Millionenhöhe sei nichts bekannt.
Sollte Breuninger tatsächlich Zahlungen in in diesem Ausmaß zurückfordern, käme dies für
Caatoosee zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. Wie viele New-Economy-Firmen befindet sich
das 1996 gegründete Unternehmen in einem schwierigen Restrukturierungsprozess. Die
Euphorie vom Börsengang im September 2000 ist längst verflogen; im ersten Halbjahr des
laufenden Geschäftsjahres (April bis September 2001) mussten die Schwaben einen
Fehlbetrag von 18,9 Millionen Euro bei Umsätzen von 9,2 Millionen Euro verbuchen.
Millionenschwere Forderungen wären für Caatoosee zwar "noch nicht lebensbedrohend",
kommentiert Gerd Eckmann von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (Sdk). Schwerer
wiegt für ihn der damit verbundene Imageschaden. Nach außen vermittelten solche Meldungen
den Eindruck: "Die kriegen das ganze Thema nicht hin. Erfolgsmeldungen über gelungene
E-Business-Projekte gibt es nicht", klagt der Aktionärsschützer.
Zwar finden sich auf der Kundenliste der Schwaben so klangvolle Namen wie
Daimler-Chrysler, ABB oder Bertelsmann. Dabei sei jedoch stets zu hinterfragen: "Was hat
Caatoosee für diese Kunden gemacht?" wendet Breuninger-Manager Burst ein. Auf die Frage,
für welche Unternehmen Caatoosee in der Vergangenheit erfolgreich Web-Shop-Systeme
installiert hat, antwortete Sprecher Gemeinhardt schriftlich: "Wir haben keine Kunden, für die
wir Web-Shops erstellen." Im Laufe des vergangenen Jahres habe sich Caatoosee auf seine
Kernkompetenz, die Informationslogistik, konzentriert. (wh)