Was, wenn die Apple Watch an der Basis und bei Fashion Victims enttäuscht?
Doch was, wenn die Apple Watch entgegen aller strategischen Überlegungen floppt und schon kurz nach der Einführung keine Anschlusskäufer findet, wenn sie im Weihnachtsgeschäft nicht das Must-Have-Gadget der Stunde ist – und sich 2016 ab der zweiten Generation schon auf dem absteigenden Ast befindet, weil die Kategorie einer Smartwatch, in die die Apple Watch trotz aller rhetorischen Umdeutungsversuche aus Cupertino letztlich fällt, einfach nicht massenmarkttauglich ist?
Was, wenn der Rest der Welt einfach nicht dieselbe Lust hat wie Marathon-Mann Tim Cook, seine Fitness 24/7 überwachen zu lassen? Wenn die Apple Watch zu wenig im Fundament des Apfelkonzerns beheimatet ist, um Hardcore-Fans regelmäßig zumindest 350 Dollar aus der Tasche zu ziehen und launische Fashion Victims am Ende einfach gar kein Interesse am Nutzungsszenario von Apple Health haben und in Richtung klassischer Modelle einfach weiterziehen?
Ein Apple Watch-Flop wäre ein schwerer Rückschlag der Ära Tim Cook
Dann hat Tim Cook zumindest ein Problem in der Narrative, wie die PR-Branche so gerne zu sagen pflegt. Startet die Apple Watch schwächer als erhofft und bleibt dann hinter den Anfangsverkäufen des iPad zurück, verändert sich die Psychologie entsprechend gegen Apple. Die Bedenkenträger gewännen nach einem Jahr der totalen Dominanz wieder Oberwasser: Nur für ein Nischenprodukt haben Fanboys fünf lange Jahre gewartet?
Am Ende des Tages ist Apple 2015 weiter eine iPhone 6- und in der zweiten Jahreshälfte iPhone 6s-Story – daran würde weder der Erfolg oder Misserfolg der Apple Watch etwas ändern. Je mehr das erfolgreichste Produkt in der Wirtschaftsgeschichte allerdings Spuren einer Sättigung aufweist, die in den kommenden Jahren unweigerlich entstehen dürften, desto bedeutsamer wird die Apple Watch.
Startet die Apple Uhr im Sommer verhalten, während das iPhone 6s nur wenige Monate später nicht an den Verkaufserfolg des iPhone 6 anknüpfen kann, hätte sich das Momentum schlagartig gegen Tim Cook verschoben. Apple würde Ende 2015 wieder in eine Warteposition auf das nächste große iPhone-Update 2016 zurückkippen, das gleichzeitig aber die Frage aufwirft, wie lange sich der Smartphone-Hype noch ausreizen lässt.
Misserfolg der Apple Watch würde Krisenszenario heraufbeschwören
Kann die Apple Watch in die kommende iPhone-Sättigungsphase hinein nicht punkten, hat Tim Cook sowohl ein monetäres als auch rhetorisches Problem. Die Uhr ist das Produkt seiner Ära, sie ist der große Gradmesser seiner Amtszeit – sie muss performen. Nicht zuletzt auch deshalb, weil Produkt-Innovationen auch in Cupertino nicht auf den Bäumen wachsen.
Ist ein nachhaltiges Apple Watch-Desinteresse 2016 absehbar, während das iPhone zu schwächeln beginnt, könnte es ein ziemlich langes Jahrzehnt bis zum nächsten „One more Thing“ werden. Und ob ein smarter Fernseher 2018, 2019 oder 2020 die Antwort auf dann präsente Wachstumssorgen ist, ist die nächste Frage. Der Apple Watch-Launch auf dem Gipfel des iPhone 6-Booms ist damit kritischer als er heute aus der Position der Stärke erscheint.
"Anleger handeln auf eigene Gefahr".