Goldpreis sinkt, Ölpreise nahezu stabil 11.09.2003
09:30
Der Goldpreis ist in der vergangenen Nacht gesunken. Dagegen blieb der Preis für Öl der Sorte Light Crude (leichtes US-Öl) und für die führende Nordseesorte Brent Crude nahezu unverändert.
Übereinstimmend meldeten das API (American Petroleum Institute) und das DOE (Department of Energy) fallende US-Rohölvorräte. Die Rückgänge der Rohölbestände wurden mit minus 6,6 Mio. Barrel und 3,7 Mio. Barrel angegeben. Dagegen konnten Heizöl und Benzin Zuwächse von 3,7 und rund 1,0 Mio. Barrel verbuchen. Der Heizölvorrat hat trotz des Zuwachs nicht die für nötig erachtete Höhe erreicht, um beruhigt in den Winter gehen zu können. Einige Fachleute befürchten in den USA eine problematische Winterversorgung. Das macht die Preise weiterhin für Ausbrüche nach oben anfällig.
Am Jahrestag der Terroranschläge vom 11. September sind verunsicherte US-Märkte zu erwarten. Für zusätzliche Unruhe sorgt ein Video des Senders El Dschasira, das den Extremisten Osama bin Laden zeigt, wie er mit seinem Vertrauten Ajman el Sauahri durch eine Gebirgsregion wandert.
Zudem wird die irakische Pipeline zwischen den wichtigen Ölfeldern im Norden des Landes und dem türkischen Mittelmeerhafen Ceyhan für weitere 5 Wochen außer Betrieb sein. Bisher wurde jede Wiederinbetriebnahme der Pipeline nach wenigen Tagen durch Sabotage beendet.
Seit dem traditionellen Ende der amerikanischen Fahrsaison am 01. September gingen die Preise zurück. Es wird erwartet, dass die Nachfrage nach Treibstoff in den nächsten Wochen sinken wird, weil nach der Ferienzeit in den USA weniger gefahren und damit wieder weniger Benzin verbraucht wird. Fondsgesellschaften trennen sich deshalb von ihren Benzinkontrakten und ziehen den Ölpreis in die Tiefe. Preisentlastend wirken auch steigende Liefermengen aus Nicht-OPEC-Ländern.
Nach der Fahrsaison in den USA richtet sich das Augenmerk der Marktteilnehmer weg von der Benzinversorgung und infolge des bevorstehenden Winters hin auf die Heizölvorräten. Auch diese Lagermengen, die derzeit rund 10 Prozent unter dem Vorjahresniveau liegen, werden von einigen Analysten als zu gering bewertet. Bevor die Heizölbestände erhöht werden, müssen jedoch die leeren Benzinlager wieder aufgebaut werden, was aber eine kräftige Aufstockung beim Heizöl verhindert, da Raffinerien im Schwerpunkt nur ein Produkt liefern können. Hier zeigt sich, dass neben der Rohölversorgung auch die knappe Verarbeitungskapazitäten preisbestimmend sein werden. Derzeit leidet dieser Markt noch unter ungeplanten Raffinerieabschaltungen, die auch auf den großen Stromausfall zurückzuführen sind.
Zudem bleibt die Lage in den Ölländern Irak, Nigeria und Venezuela weiter unsicher, somit bleiben die Lieferstaaten eine latente Gefahr für weitere Störungen in der Versorgungskette. In Venezuela werden die Demonstrationen gegen Präsident Chavez fortgesetzt und die Ölindustrie sabotiert. Auch in Nigeria bedrohen Streiks die Ölförderung.
Die Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) beschloss am 31. Juli, ihre Förderquoten unverändert zu lassen. Von den Märkten wurde diese Entscheidung angesichts der hohen Ölpreise und der nur schleppend anlaufenden irakischen Ölexporte erwartet. Der Ölpreise bewegte sich in den vorangegangenen Tagen nahe der Obergrenze des OPEC-Zielbandes von 22 bis 28 Dollar pro Barrel (knapp 159 Liter). Am 24. September findet das nächste Treffen der Ölminister statt, um über die Entwicklung im Irak und die künftige Förderpolitik zu beraten. Analysten rechnen bis Jahresende mit einer Beibehaltung der aktuellen Förderquote, da sie keine schnellen Fortschritte der irakischen Ölindustrie erwarten. Der Wiederaufbau wird durch Sabotage und Plünderungen behindert. Inzwischen signalisierte auch die OPEC selbst, dass sie bei ihrem Treffen am 24. September die Ölförderung und die Exportmenge unverändert lassen wird.
Die Ölminister der OPEC-Staaten berieten bereits am 11. Juni in Doha, der Hauptstadt des Golfemirates Katar, über ihre weitere Preis- und Mengenstrategie und kamen zu dem Entschluss, die Fördermenge unverändert bei 25,4 Millionen Barrel täglich zu belassen. Zwar liegt die offiziellen Förderquote der zehn eingebundenen OPEC-Staaten bei insgesamt 25,4 Millionen Barrel, jedoch liegt die tatsächliche Produktionsmenge vermutlich um 1,1 Millionen Barrel Rohöl über diesem Zielwert.
In den letzten Monaten hatte der Ölpreis aufgrund des Hurrikan „Claudette“, der die Förderung im Golf von Mexiko beeinträchtigte sowie infolge neuer Terroranschläge, eines unerwartet starken Rückgangs der US-Rohölvorräte, der Sabotageakte auf die Irakische Ölindustrie und der Sorge vor einer Fördermengenkürzung der OPEC deutlich zugelegt. Die USA leiden weiterhin an zu geringen Ölvorräten. Der weltgrößten Volkswirtschaft steht eine saisonal äußert dürftige Raffineriekapazität zur Verfügung, was teilweise auf den Sturm Claudette zurückzuführen ist.
Am 22. Juni exportierte der Irak erstmals seit Mitte März wieder Erdöl ins Ausland. Bis Ende des Jahres will der Irak die Ölproduktion auf das Vorkriegsniveau von rund 2,4 Millionen Barrel pro Tag steigern, nachdem der Export mit Kriegsbeginn abbrach. Im Monat August exportierte das Land 0,645 Mio. Barrel Rohöl, für September sind dann 0,8 Mio. Barrel geplant. Nach ursprünglichen Planungen sollten derzeit bereits 1,5 Mio. Barrel produziert werden. Nach Meinung von Experten kann dieses Ziel erst zum Jahresende erreicht werden und die Vorkriegsmenge erst Ende 2004.
Nach den vielen Überfälle auf US-Soldaten wünschen sich die USA die Unterstützung von möglichst vielen Staaten zur Stabilisierung der Lage im Irak. Der Wiederaufbau der irakischen Öl- und Gasindustrie wird sehr kostspielig. Analysten sorgen sich vor weiteren Sabotageakten, die zum einen die Kosten in die Höhe treiben und zum zweiten irakische Ölexporte einschränken.
In den letzten Wochen wurden viele Ungereimtheiten aus dem Irak gemeldete. Deshalb lassen sich inzwischen weder Händler noch OPEC-Mitglieder davon nennenswert beeinflussen, so dass Meldungen aus dem Irak nur kurzfristig Einfluss auf den Ölpreis haben. Dennoch ist die Entwicklung im Irak ein Unsicherheitsfaktor.
Analysten konzentrieren sich jedoch wieder verstärkt auf die Fundamentaldaten und die Unternehmenszahlen. Die Konjunkturdaten der vergangenen Monate zeigten ein gemischtes Bild, jedoch wollen Analysten nun mehr nach vorne schauen und hoffen auf eine wirtschaftliche Wende in der zweiten Jahreshälfte. Grund zum Optimismus sehen sie in den neuen Steuersenkungen und im niedrigen Zinsniveau.
Der Kurs des Euro stieg von 1,1209 Dollar auf nun 1,1253 Dollar. Ende Mai erreichte der Euro einen Rekordstand von über 1,19 Dollar und überschritt damit seinen Kurs bei der Einführung der Gemeinschaftswährung am 04. Januar 1999 von 1,1886 Dollar. In Europa war der US-Dollar in letzter Zeit der eigentlicher Preistreiber beim Öl.
Feinunze Gold: 378,70 Dollar (-1,70 Dollar)
Feinunze Silber: 5,265 Dollar
Light Crude: 29,35 Dollar (+0,17 Dollar)
Brent Crude: 27,36 Dollar (+0,17 Dollar