Mails/Nachrichten vom 18.04.2002, Bernecker & Cie.
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Guten Morgen, meine Damen und Herren,
gestern zeigte der Markt, wie schwierig es ist, eine Tendenzwende aus der Konsolidierung heraus zu finden, wenn die Markttechnik noch unbefriedigend ist. Es gab mehrere Ansätze, aber keinen Durchbruch, wenn ich mich so ausdrücken darf. Wichtig:
Die Bilanz der Zwischengewinne wird im Prinzip immer besser, weil die Erwartungen zu negativ waren und die realen Zahlen doch besser aussehen. Typisches Beispiel: IBM. Gewinnwarnung, Absturz des Kurses auf 84 $. Gestern ausgewogene Zahlen, die auf eine Gewinnstagnation hinauslaufen, aber keinen Gewinneinbruch bedeuten. Was macht der Markt daraus? Rein technisch besteht noch ein Risiko bis 79/82 $, wie beschrieben. Das ist bis jetzt nicht erreicht worden. Ob es noch zu erwarten ist, lasse ich offen. Mir geht es um's Prinzip. Dazu gehört auch ein Umsatzrückgang von 12 % im I. Quartal.
Apple Computer hat die Talsohle vorzeitig überschritten, legte im Umsatz 5 % zu, und nur das Ergebnis nahm um 11 Cents je Aktie ab. Im Endeffekt läuft dies auf das Gleiche hinaus wie bei IBM. Weil aber der Markt damit rechnet, notiert Apple nur 2 $ unter bisherigem Top und wird diese Hürde überspringen, wenn die Analysten der Meinung sind, daß sich der PC-Markt insgesamt wesentlich verbessern kann. Das strahlt dann sofort auf alle anderen aus, wie Compaq, Dell oder Gateway.
So lange nicht alle Zahlen offen liegen, wie ich es x-fach wiederhole, ist nichts anderes möglich, als abzuwarten, wie der Markt auf die Quartalszahlen reagiert. Ausschließlich aus diesem Grund bleibe ich noch auf der vorsichtigen Seite.
Auf ein Faktum weise ich ergänzend hin: Die ungewöhnliche Erholung der Industrie-Produktion im I. Quartal beruhte auf Lagerinvestitionen. Das ist immer die erste Phase im Konjunkturtrend, dem anschließend die Anlage-Investitionen folgen. Das wird für die gesamte Computer-Industrie die entscheidende Größe für die kommenden 24 Monate sein. Deshalb sind mir die letzten Quartalszahlen nicht so wichtig. Die Markttechnik von vorgestern wurde gestern im Wesentlichen bestätigt. Die Zahlen haben sich kaum nennenswert verändert. Aber ich merkte gestern schon an, daß der Ansatz für eine Wende da ist, aber gestern eben noch nicht bestätigt worden ist.
Nachrichtlich: Am Montag wird eine erste Zwischenbilanz aller Gewinnberichte dieser Woche möglich sein. Als letzte ganz wichtige Größe gilt für mich das Ergebnis von Microsoft, das mir zur Stunde nicht vorliegt. Dieser Titel zusammen mit GE und IBM ist und bleibt das Richtmaß für den Gesamtmarkt, wie beschrieben. Ferner:
Coca Cola mußte vorgestern einen Abschlag von 1,4 % hinnehmen. Das ist nur eine Reaktion auf den Ausbruch bis 54 $. Coca Cola ist ein Trendindikator. Vielleicht kein großer Renner, aber die Markttechnik in dieser Aktie, wie auch in Disney und demnächst McDonald's, halte ich für wichtig für den Generaltrend des Marktes im ganzen Jahr.
Zu den Technologie-Aktien eine wichtige Erkenntnis, die ich für außerordentlich interessant halte: Die Bedeutung einer Branche hängt am Anteil des BIP. Zwischen 11 und 13 % liegt die Grenze, wo das Wachstum sich deutlich verringert. Die Pharma-Industrie macht es vor. Sie erreichte im letzten Jahr 13 % am amerikanischen BIP und die Zuwachsraten nehmen deutlich ab. Das ändert nichts an der Qualität der Unternehmen, aber deren Dynamik in Umsatz und Gewinn zeigt Schwächen. Sie sehen es in den Kursen, und ich hatte mich vor 4 Wochen Knall und Fall aus der Pharmazeutik wieder zurückziehen müssen, nachdem ich den Ansatz gemacht hatte, erstmals seit 2 Jahren wieder einzusteigen.
Frankfurt hat heute wieder SAP-Tag. Es stehen sich gegenüber: Umsatzzuwachs von 15 % zum einen und die Entwicklung des nachhaltigen Gewinns zum anderen. Denken Sie daran: Um die gegenwärtige Bewertung zu rechtfertigen, muß der Gewinn stärker steigen als der Umsatz. Das orientiert sich aber nicht an den Quartals-, sondern an den Jahreszahlen. Das gegenwärtige Kursniveau ist für mich kein Kaufniveau. Ausgenommen sind natürlich Tagestradings, und dies gilt für alle Technik-Aktien unverändert: Sie sind sehr liquide, geben Spielraum für große Transaktionen der Banken und Fonds und sind deshalb sehr beliebte Spielpapiere mit merklichen Potentialen. Das aber können Sie nur mit akkurater Markttechnik ausloten, und dafür steht Ihnen die Terminbörse Daily zur Verfügung oder aber: Mit BernSTEIN können Sie, je nachdem, welche Zeitachse Sie wählen, dieses Spiel sehr genau mitmachen. Sogar auf Stundenbasis. Ich empfehle Ihnen, sich damit zu beschäftigen.
Nachrichtlich: BHW startete gut ins neue Jahr mit plus 13 % im Neugeschäft. Für das laufende Jahr wird ein etwa gleich bleibendes Ergebnis avisiert, bis 2005 will man allerdings in die Top 3 Riege der Spezialisten für die private Altersvorsorge aufrücken. Mit einem KGV von 19 ist die Aktie nicht wirklich günstig, der charttechnische Boden bei ebenfalls etwa 19 ist allerdings reizvoll. Hält er, ist mindestens eine technische Erholung drin, denn die Aktie kommt von 36 EUR. Hochtief schreibt in Deutschland rote Zahlen. Allerdings macht der Deutschland-Anteil nur noch 18 % der gesamten Bauleistung (13,4 Mrd EUR) aus. Dagegen steht immer noch eine lächerliche Bewertung von 1,34 Mrd EUR, also ziemlich genau 10 %. Die Aktie ist damit uneingeschränkt weiterhin ein Kauf. Allianz vermeldet einen Jahresüberschuß von 1,623 Mrd EUR nach 3,46 Mrd EUR zuvor. Das ist das schlechteste Ergebnis seit 1996, enthält aber gleichfalls die Terroranschläge sowie auch die Schwäche am Finanzmarkt. Ich hatte mich bereits zur Aktie geäußert und tue es in der nächsten AB erneut. Bitte nachlesen.
Tokio gewinnt mehr und mehr Kontur. Zunächst gibt es nur einen technischen Eindruck, der sich aber in den letzten 2 Tagen nochmals verfestigt hat. Ich neige dazu, Anfangspositionen aufzubauen, die sich zunächst lediglich auf diese Markttechnik beziehen. Wirkliche Bewertungsfakten gibt es jetzt im Moment nicht. Darauf verweise ich ausdrücklich. Schauen Sie sich in der AB bitte auf der Seite 8 die Charts an, die ich für 3 Aktien zusammengefaßt habe.
Ich trete deshalb heute kürzer, wie eingangs begründet. Tun Sie es ebenfalls: Noch kein grünes Licht.
Herzlichst Ihr
Hans A. Bernecker
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