Nemax im Minus: Kinowelt stark unter Druck
Nicht lange hat die Glückssträhne am Neuen Markt angehalten. Am Mittwoch verzeichnete das Wachstumssegment wieder Kursverluste. "Der Handel erlahmt vor Weihnachten", sagte ein Händler. Das Geschäft werde vor allem von Positionsbereinigungen bestimmt. Einige Anleger wollten zudem aus steuerlichen Gründen Verluste realisieren. Zudem steht am Freitag der große Verfallstag an den Terminmärkten an. An dem dreifachen Hexensabbat verfallen Aktien- und Indexoptionen sowie Futurekontrakte. Anleger rechnen mit Kursschwankungen. Der Auswahlindex zeigte sich daher von seiner schlappen Seite und rutschte gegen 16 Uhr um 3,6 Prozent auf 1172 Punkte ab. Der marktbreite Nemax-All-Share büßte 2,9 Prozent auf 1113 Zähler ein.
Im Mittelpunkt des Handels standen die Aktien von Mediascape Communications. Das Unternehmen, das Telefon- und Datendienstleistungen via Richtfunk anbietet, prüft nach Angaben aus Branchenkreisen die Übernahme der Arcor-Tochter Arctel. Mediascape führe Verhandlungen mit dem Festnetzbetreiber. Eine Übernahme komme für Mediascape aber nur in Frage, wenn dabei auch das Geschäft übernommen würde. Arctel selbst verfüge vor allem über Infrastruktur, weniger aber über Kunden, hieß es. Branchenbeobachter gehen davon aus, dass Mediascape die Infrastruktur nur kaufen wird, um den Arcor-Konzern als Vertriebspartner zu gewinnen. Mediascape-Aktien schossen zeitweise um 23 Prozent nach oben und bröckelten dann mit einem Plus von 14,2 Prozent auf 3,20 Euro.
Auftrieb bekamen auch die Titel von Bertrandt. Das Unternehmen, das für die großen Automobilhersteller Entwicklungs- und Konstruktionsaufgaben übernimmt, legt heute seine Zahlen für das Geschäftsjahr 2000/2001 vor. "Bertrandt wird seine Prognosen möglicherweise übertreffen", meint Achim Wittmann von der Landesbank Baden-Württemberg. Der Analyst, der die Aktie von "reduzieren" auf "halten" hochgestuft hat, erwartet einen Umsatz von 214 Mio. Euro und einen Vorsteuergewinn von 8,4 Mio. Euro. Auch Anleger spekulierten auf gute Zahlen. Die Aktien zogen um 11,2 Prozent auf 17,80 Euro an.
Derweil hat Centrotec Hochleistungskunststoffe die niederländische Brink Climate Systems übernommen. Das auf die Herstellung von Spezialkunststoffen spezialisierte Unternehmen erwartet für 2002 einen Umsatz von über 100 Mio. Euro nach voraussichtlich 75 Mio. Euro im laufenden Jahr. Der Gewinn dürfte im kommenden Jahr gegenüber 2001 um rund 30 Prozent steigen. Dieses Szenario kam Centrotec nicht zugute. Die Titel verloren ein Prozent und tendierten dann bei 10,40 Euro auf Vortagesniveau.
Mächtig unter Druck stand wieder das vor der Insolvenz stehende IT-Unternehmen Biodata, deren Aktien um 20,5 Prozent auf 0,31 Euro einbrachen. Nicht besser sah es für Kinowelt aus, deren Papiere 16 Prozent auf 0,31 Euro verloren. Der Medienkonzern hat beim Amtsgericht München die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beantragt. Die Verhandlungen mit der niederländischen Bank ABN Amro über gekündigte Kredite hätten zu keinem Ergebnis geführt, hieß es. Kinowelt hofft aber noch immer auf eine Einigung mit den Gläubigerbanken.
Auch der PR-Spezialist Hunzinger Information wird sich voraussichtlich vom Neuen Markt verabschieden. Die Hauptversammlung soll im Mai über einen Wechsel in den Geregelten Markt entscheiden. Anleger reagierten darauf mit Skepsis. Die Aktien gaben um fünf Prozent auf 1,71 Euro nach.
Für Enttäuschung sorgte FAME Film & Music Entertainment, deren Papiere um 7,7 Prozent auf 0,48 Euro abrutschten. Der Film- und Musikproduzent hat wegen verschobener Produktionsstarts und Sonderabschreibungen die Prognosen für das laufende Jahr zurückgenommen. Der Umsatz belaufe sich nur noch auf zehn statt 11,7 Mio. Euro.
Gruß Kostolmoney