Andre Kostolany Biografie

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Andre Kostolany Biografie

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05.02.01 10:17
Andrè Kostolany: Der Börsen-Charmeur

Andrè Kostolany kam am 9. Februar 1906 als jüngstes von vier Kindern wohlhabender Industrieller in Budapest zur Welt. Er studierte zunächst Philosophie und Kunstgeschichte, um Kunstkritiker zu werden. Dass er in dieser Zeit auch einige Semester Volkswirtschaft studierte, gab er erst viele Jahre später zu. Sein Ökonomie-Diplom versteckte er stets in einer Schublade...

Dabei hatte er seine ersten Erfahrungen an der Börse bereits mit 12 Jahren in Wien gesammelt, wohin er mit seinen Eltern und Geschwistern vor den Kommunisten aus Budapest geflüchtet war. Und mit 18 Jahren schickte ihn sein Vater in die Obhut des Pariser Börsenmaklers Adrien Perquel. Schon am ersten Tag seiner "Lehrzeit" erklärte ihm ein Freund seines Chefs, die wichtigste Spielregel der Börse: "Hier hängt alles davon ab, ob mehr Dummköpfe als Papiere oder ob mehr Papiere als Dummköpfe vorhanden sind."

Perquels Weisheit hielt Kostolany bis ins hohe Alter für die beste Analyse. 1930 hatte sich diese erstmals ausgezahlt: Als im Herbst 1930 die Pariser Börse zusammenbrach, war es Kostolany, der über Nacht zum reichen Mann wurde.

Schwer-reich ins Exil

Der zweite Weltkrieg zwang ihn schließlich zur Flucht. Kostolany, der katholisch getauft, aber jüdischer Herkunft war, emigrierte in die USA. An Board der "Marqués de Comillas" befand sich ein im Wortsinne schwerreichen Einwanderer, denn Kostolany hatte die Taschen voller Dollars und Franken, im Gürtel Goldmünzen und kleine Goldbarren im Gepäck, insgesamt 200.000 Dollar - was heute einem Vermögen von rund vier Millionen Dollar entspräche.

Obwohl er in den USA dann zehn Jahre ein Unternehmen leitete, fühlte er wohl nur an der Wall-Street, wo er Börsengeschichte schrieb, als richtiger Amerikaner, ansonsten blieb der Bonvivant im Geiste Europäer. Und nach dem zweiten Weltkrieg zog er Paris, München und die Cote d'Azur denn auch meist New York vor.

Seine zweite Karriere als Autor begann er erst in einem Alter, indem andere fast schon an den Ruhestand denken: Mit seinem ersten finanzpolitischen Buch "Der Friede, den der Dollar bringt" gelang Kostolany 1957 zwar noch nicht der Durchbruch als Autor. Doch das Werk habe ihn "in die wichtigsten Kreise der Verleger" gebracht, wie er selbst sagte.
Heute haben allerdings rund 1,5 Millionen Menschen seine polemisch-bissigen Bücher gelesen, die in viele Sprachen übersetzt wurden.

Der Wanderprediger der Börse

An den Börsen der Welt fühlte er sich heimisch. Der geistreiche Plauderer, der Wissen und Anekdoten auf Ungarisch, Deutsch, Englisch und Französisch zum Besten gab, setzte immer auf seine Erfahrung. Universitäres Fachwissen war Kostolany stets suspekt: "Was ich weiß, habe ich in der Praxis des Börsendschungels gelernt, und das Lehrgeld war ein Vielfaches dessen, was die besten Universitäten in Amerika gekostet hätten", pflegte er zu sagen.

Andrè Kostolany hatte zu seiner Zeit etwas geschafft, was ein Heer von deutschen Bankexperten und Analysten nicht zuwege brachten, nämlich das rätselhafte Geschehen auf dem Börsenparkett zu einem charmanten Entertainment zu formen. Er verstand es wie kein anderer, über Geld und dessen wundersame Vermehrung zu plaudern, zu scherzen und: zu informieren.

Bis ins hohe Alter jettete der Börsenexperte zwischen Paris, New York und Deutschland hin und her, um seine Weisheiten in zahlreichen Seminaren weiterzugeben. Geistige Gymnastik, wie Kolumnen, Interviews und Vorträge hielten den Börsen-Propheten fit.

Die vier G's...

Wenn er über seine Erfahrungen plauderte, konnte man eine Stecknadel zu Boden fallen hören. Dabei bot der Altmeister alles andere als konkrete Anlagetipps an, sondern beschränkte sich auf seine Lebenserfahrungen. Die halfen zwar dem Anleger wenig, der auf einen Geheimtipp hoffte, konnten aber manchen Anfänger vor kapitalen Fehlern bewahren.
Seine Erfolgsrezepte umschrieb er mit bescheidenen Strategien. Am bekanntesten war wohl seine "vier-G's-Stategie": Geld, und zwar eigenes und nicht geliehenes, Gedanken, und zwar die eigenen, also nicht die Tipps irgendwelcher Börsenexperten, Geduld - denn an der Börse sind 2 mal 2 nie 4, sondern 5 minus 1 und Geduld, bis sich die eigenen Gedanken verwirklichen. Und schließlich das Glück an der Börse.

Kostolany glaubte stets an den Dollar. Doch stellte er dieses Vertrauen unter einen zynischen-philosophischen Leitsatz: "Wer den Dollar nicht hat, wenn er fällt, hat ihn auch nicht, wenn er steigt."

Gewagte Investments, aber keine blinden

Zu seinen waghalsigsten Spekulationen gehörte der Kauf von russischen Zaren-Anleihen. Sie waren, als es die Sowjetunion noch gab, nahezu wertlos. Aber Kostolany spekulierte: Irgenwann würde die UdSSR pleite sein, und ein neues Russland müsste sofort um seine Bonität an den Kreditmärkten kämpfen - und es müsste dann auch die alten Zarenanleihen bedienen, Zinsen zahlen und tilgen. Genauso kam es.

Höchst spekulativ war auch sein Coup mit deutschen Auslandsanleihen. Kurz nach dem Krieg kaufte er in Paris deutsche Anleihen zu 250 Francs das Stück. Mitten in der europäischen Trümmlerlandschaft wollte niemand sie haben - außer Kostolany, der an den Aufbauwillen der Deutschen glaubte.
Einige Jahre später notierten diese Papiere bei 35.000 Franc.

Bis zu seinem Tode, am 14. September 1999, lebte der Opernliebhaber, der sich selbst für einen Romatiker hielt, mit seiner deutlich jüngeren französischen Ehefrau Francoise in Paris. An seinem 93. Geburtstag antwortete er auf die Frage, wie er seinen Mitmenschen im Gedächtnis bleiben möchte: "Mit angenehmen Gedanken. Sie sollen mich für einen netten Menschen gehalten haben." Der Wunsch ging in Erfüllung.
Stand November 2000

Seth Gecko:

*(grün), informativ o.T.

 
05.02.01 10:42
Courtage:

Seth Gecko

 
05.02.01 11:39
Hast du deine Sternvergabe, mit Begründung, öffentlich gemacht?
Wenn ja, finde ich sehrgut, werde ich auch machen, wenn ich mal darf.
Gruß
Seth Gecko:

@Courtage

 
05.02.01 11:50
Der echte grüne ist nicht von mir, da ich zur Zeit kein Moderator bin.
Überlege aber auch, meine nächsten vergaben öffentlich zu machen.
Dagegen spricht, daß mir die Sterne eigentlich nicht so viel bedeuten...
Ich wollte nur sicherstellen, daß der Thread oben bleibt, denn ich bin mir ziemlich sicher, daß
a.) viele ihn interessant finden
b.) mindestens jeder 10. Arivaner Kostolany nur vom Namen her kennt, und vielleicht sogar für sich irgendeine Weisheit ableiten kann (selbst wenns nur eine Bio ist)

cu
Courtage:

danke dir.

 
05.02.01 11:56
Ich werde meine Sterne veröffentlichen, wenn ich darf.
Ich persönlich finde von Kostolany, die 4 G`s gut:
1.Geld, eigenes
2.Gedanken
3.Geduld
4.Glück
Gruß
zockrat:

der Gute Alte Kosta o.T.

 
05.02.01 11:56
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