Der Markt für Personal Computer ist im vergangenen Jahr erstmals seit 1985 geschrumpft. Der Umsatz einiger PC-Hersteller ist noch stärker zurückgegangen. Auf der Gewinnerseite stehen - wie immer - die Texaner von Dell. Eine leichte Konjunkturerholung sollte auch dem PC-Absatz etwas Schwung verleihen, steht doch der typische PC-Austauschzyklus bei Großunternehmen bevor.
Dell-Chef Michael Dell, Foto: Dell
Die Marktforschungsinstitute Gartner/Dataquest und IDC liefern nun schwarz auf weiß, womit an der Börse längst gerechnet wurde: Der weltweite Absatz für Personal Computer ist geschrumpft. Auch bei den Aussichten unterscheiden sich die beiden Marktexperten kaum voneinander: Es geht wieder aufwärts, aber ganz langsam.
Alle (drei) Jahre wieder ...
Alle drei bis vier Jahre gönnen sich Betriebe neue Computer. Nach dieser Faustregel steht eine Erneuerungsrund am Ende des laufenden Jahres bevor. Der letzte große Austausch fand im Jahr 1999 statt. Grund für diesen konzertierte Aktion warb das näher rückenden Jahr-2000-Problem. Statt an einzelnen Stellen nachzurüsten fanden es viele Firmen kostengünstiger die betroffenen Computer auszutauschen.
Dieser Zyklus könnte dennoch etwas länger dauern. Grund sind schrumpfenden Budgets in den EDV-Abteilungen. In der Flaute wird bei den Unternehmen jeder Cent zweimal umgedreht, jede Investition kritischer auf ihren Ertrag geprüft. Besonders bei Arbeitsplatz-Computern ist der Anreiz zu Neuanschaffungen gering, sind große technische Durchbrüche in den vergangenen Jahren ausgeblieben.
Compaq und Hewlett Packard verscheuchen Kunden
Großer Gewinner im Kampf über den PC-Markt bleibt Dell. Dem ehemaligen Garagenhändler aus Texas ist als einzigem bedeutendem PC-Anbieter der Ausbau der Marktanteile gelungen. Dell baute den Weltmarktanteil um 24 Prozent auf 13,9 Prozent aus. Nummer zwei Compaq musste hingegen neun Prozent abgeben und hält nur noch einen Anteil von 11,1 Prozent. Auch der künftige Compaq-Ehepartner Hewlett Packard - sollte die Fusion klappen - sieht seinen Anteil um fünf Prozent schrumpfen. Gateway droht unter den Markenartiklern in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden. Bei Compaq und Hewlett Packard hat die geplanten Fusion für Irritation bei den Kunden gesorgt.
Auch anderer Stelle hat Dell zugelegt: Das Unternehmen hat deutlich niedrigere Fertigungskosten als der nächste Konkurrent Compaq. Hat die Aktie von Dell also weiteres Kurspotenzial? Wahrscheinlich nicht. Das Papier ist extrem hoch bewertet. Der PC-Markt geht nun in eine saisonbedingte Schwächephase. Mit Hinblick auf die Konjunkturschwäche könnte die Absatzdelle noch tiefer ausfallen. Erst nach eine deutlichen Belebung der Wirtschaft dürfte die Unternehmen auch ihre EDV-Infrastruktur wieder massive ausbauen und modernisieren.
Auch wenn sich der Markt zum Jahresende 2001 wieder etwas belebt hat, bleibt das Kurspotenzial bei PC-Herstellern begrenzt. Dell wird weiterhin an der Spitze der PC-Hersteller bleiben, doch der Aktienkurs ist ebenfalls Spitzen. Auch wenn er deutlich vom Allzeithoch entfernt ist. Anleger werden sich noch in Geduld üben müssen, bis der Computer-Markt den Neustart wagt.
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