Die letzten Tage bzw. heute konnte man die verschiedenen Ansätze von Privatanlegern forenübergreifend live mitverfolgen. Ich mache mal einen – selbstverständlich völlig subjektiven – Vergleich, mit dem ich mir sicherlich keine Freunde machen werde.
Ansatz im Forum 1
- Sich der Vola in der Aktie an Berichtstagen bewusst sein
- Vorher schauen, was erwartet wird/wo der Konsensus liegt
- Wecker auf 7 Uhr stellen
- Bis zur Markteröffnung die Zahlenmitteilung gelesen haben
- OBJEKTIV die Zahlen mit dem Konsensus abgleichen
- Schnelle Entscheidung treffen, ob Zahlen passen oder nicht
- Konklusion: 15% bzw. 30 Mio EBITDA „Miss“
- Ab 07.30 konsequent die getroffene Entscheidung umsetzen & verkaufen
Ansatz im Forum 2
- Vorher nicht die Erwartungen prüfen
- Einschätzung „vielversprechend“ & „gerechtfertigtes zweistelliges Plus“
- Gefahr sind „Presse“ & „gewisse Marktteilnehmer“
- In der ersten Stunde kräftig nachkaufen
- Kursverluste nach schwachen Zahlen als „völlig abnormal“ sehen
- Klammern an Buy-Empfehlungen (btw, die neuen Kursziele kommen erst noch)
Das stand bei stock3 heute Vormittag: „Die Aktien von AMS-Osram brechen im frühen Handel um über 13 Prozent ein, da der Ausblick für das vierte Quartal die Erwartungen der Analysten verfehlt. Vontobel-Analyst Mark Diethelm hebt hervor, dass die Umsatzprognose 5 Prozent und die Prognose für den operativen Gewinn 15 Prozent unter den Erwartungen liegen.“ Und genau diese Info war schon um 07.00 Uhr bekannt bzw. hätte jeder herleiten können.
Mir ist schon klar: an einem Tag mit über 18% Minus will keiner solche Postings lesen. Was zudem stimmt ist, dass mein Handeln auch nicht immer so konsequent ist. Und es versteht sich von selbst, dass hier verschiedene Anlegertypen aufeinandertreffen – die Permabullen, die das zur Not jahrelang aussitzen wollen und andere Anleger, die wie ich vllt auch an die langfristige AMSO Story glauben, aber dennoch bei so einem riskanten Wert viel Fokus auf Risiko-Management legen.
Was ich aber nicht nachvollziehen kann ist, dass der Wille komplett fehlt, die Zahlen objektiv einzuordnen. Da ist sofort klar, dass die Q4 Zahlen recht deutlich unter den Erwartungen liegen und trotzdem kommt da die Einschätzung „vielversprechend“ & „gerechtfertigtes zweistelliges Plus“ – was ist denn dafür die Basis gewesen? Stattdessen kommen gleich wieder die bösen Presseleute und Leeverkäufer ins Spiel.
Und was ich schon oft geschrieben habe: einer der ganz wenigen Vorteile, die wir Kleinanleger ggü den Profis haben, ist, dass wir mit unseren Minipups Positionen sowohl vor- als auch nachbörslich schnell reagieren können. Das sollte man mE nutzen.
Und die entscheidende Frage: ab wann (zeitlich & vom Kurs her) muss man sich die Sache wieder anschauen? Any educated guess is highly welcome. Frage für nen Freund.