Amerika konsumiert - und verschuldet sich maßlos

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calexa:

Amerika konsumiert - und verschuldet sich maßlos

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01.02.03 15:17
Während sich draußen die Welt endlich winterlich weiß färbt und die Medien entdecken, dass es nicht nur die amerikanische Pro-Kriegshaltung zum Thema Irak zu geben scheint und nun auch Journalisten und Politiker zu Wort kommen, die den Irak nicht nur von Atlanten oder Karten oder gar nur vom Hören-Sagen her kennen (gemeint sind Ulrich Kienzle, Jürgen Todenhöfer und der deutsche Nahost-Experte schlechthin, Peter Scholl-Latour), tritt ein ganz anderes Problem zu Tage, nämlich die wirtschaftliche Krise. Sie scheint sich Woche für Woche weiter auszubreiten. Schon melden sich erste US-Wirtschaftsexperten und verkünden ihre frohe Botschaft von baldigen Arbeitslosenquoten im zweistelligen Bereich. Gut, Deutschland ist hier zur Abwechslung mal Vorreiter, aber was will man machen, wenn zwei Wahlkämpfe zu führen waren und ein Krieg vor der Tür steht?

Die Gefahr geht aber nicht von Deutschland aus, sondern von Amerika. (Mal etwas Neues, oder?) Die Spekulationsblase der Endneunziger, die viele, mich eingeschlossen, zu spät oder gar nicht haben kommen sehen, steht vorm Platzen (gääähn). Die Amerikaner finanzieren ihr Wachstum, das sich immerhin noch zwischen zwei und drei Prozent bewegen soll, mit Schulden. Die amerikanischen Haushalte verschulden sich, um zu konsumieren. Das ist auch kein neues Phänomen, denn bereits Ende der 80er und auch vor der Weltwirtschaftskrise in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts lief derselbe schlechte Film ab. Wie in einem B-Hollywood-Streifen mit miserablen Schauspielern. Aber anstatt aus den Fehlern zu lernen, wird die Geschichte wiederholt. Mittlerweile liegt die Verschuldung der Privathaushalte bei 8 Billionen US-Dollar. Im Endeffekt bedeutet dies, dass jeder durchschnittliche US-Haushalt mehr Schulden hat, als Jahreseinkommen. Insolvenz, ick hör dir trapsen......
Gleichzeitig öffnet sich die Schere zwischen dem, was Amerikaner im Jahr mehr verdienen und dem, was sie zusätzlich zu den alten Krediten neu hinzuleihen, immer weiter. Während die Sparquote der Amerikaner 1980 noch bei etwas mehr als 10 Prozent lag, sank sie sukzessive bis 2001 auf 2,5 Prozent ab. Bis November 2002 erholte sie sich etwas und liegt nun bei 3,9 Prozent. Gleichzeitig stiegen die Gesamtkonsumausgaben in den Vereinigten Staaten von 1.763 Mrd. US-Dollar im Jahre 1980 auf 7.287 Mrd. US-Dollar 2002. Während in Deutschland derzeit die Spar- und Rabattwelle losgetreten wird, scheint es in Amerika der Schuldenberg zu sein, der ins Rutschen kommt. Schon heute wendet jeder Amerikaner im Schnitt 13 Prozent seines Einkommens zur Zinstilgung und Schuldenrückzahlung auf. Im nächsten Jahr rechnen Goldman Sachs-Experten bereits mit 18 Prozent. Insgesamt mussten sich im vergangenen Jahr 1,5 Millionen Amerikaner für zahlungsunfähig, sprich bankrott, pleite, insolvent erklären lassen.

Das Leben ist in Amerika ja auch nicht einfach. Da braucht man Geld für Sicherheit (hier in Deutschland übernehmen das ja die Raucher - übrigens danke dafür und den Lungenkrebs), also Waffen und für große, unsichere, benzinschluckende Geländewagenungetüme, könnte man überspitzt meinen. Nicht zu vergessen die Unmengen an Kosten für das Lieblingshobby vieler Amerikaner, den Patriotismus. Während der Durchschnittsamerikaner also einkauft, als stünde Saddam Hussein bereits persönlich vor den Stadttoren New Yorks, bekommt er in seiner Panik noch Hilfe von Seiten der Banken und Kreditinstitute. Unlängst veröffentlichte das nach Aktienwert größte Finanzinstitut der Welt, die Citigroup (nach der Bilanzsumme ist es die japanische Mizuho-Holding, aber das nur eben am Rande), sein Ergebnis für das vierte Quartal des Geschäftsjahres 2002. Der Nettogewinn fiel um 37 Prozent auf nunmehr nur noch lächerliche 2,4 Mrd. US-Dollar. Aber im für nahezu alle anderen Unternehmen eher miserablen Geschäftsjahr 2002 erwirtschaftete der Konzern mit dem Markenzeichen des Regenschirmes einen Rekordgewinn von 15,3 Mrd. US-Dollar. Die Bilanzsumme betrug etwas mehr als 1 .000 Mrd. US-Dollar. Der derzeitige Börsenwert liegt bei ca. 185 Mrd. US-Dollar. Gegen diese schiere Größe sieht das deutsche Vorzeigeinstitut Deutsche Bank eher wie ein Hütchenspieler aus.

Das Quartals-Ergebnis des amerikanischen Finanzriesen allerdings stützt sich zum Großteil auf das Privatkundengeschäft. In diesem Bereich wuchs der Gewinn um 26 Prozent auf 3,1 Mrd. US-Dollar. Nicht zuletzt dank des Kreditgeschäfts. Jeder amerikanische Haushalt nennt im Schnitt 12 Kreditkarten sein eigen. Dies scheint jedoch zuwenig zu sein, meinen manche Banken und pumpen eben jedes Jahr nochmals 3,8 Mrd. US-Dollar in Werbung und Anzeigen, um noch mehr Karten an den Mann, respektive die Frau zu bekommen. Normal sind es ja auch letztere, die das sauer erarbeitete Geld der Männer wieder unter die Leute bringen. Sagt man...... Entschuldigen sie die Frage, aber könnte es nicht sein, dass die Kreditkartenhersteller, -vertreiber, die Banken und Portemonnaie-Hersteller ein stilles Kartell am Laufen haben?

Im Gegensatz zu Deutschland, wo die Kreditkartenschulden automatisch jeden Monat vom Konto angebucht werden, können sich die meisten Amerikaner den grö0ten Teil nach nur 30 Tagen stunden lassen. Natürlich zu einem angemessenen Zins, der da schon einmal bei 15 bis 24 Prozent liegen kann. Es lebe der Wucher. Was viele nicht beachten, aus einer relativ geringen Schuldensumme können anhand dieser Möglichkeiten recht schnell, vor allem für die Banken, erquickliche „grüne“ Zahlensummen entstehen. Man braucht nur die eine Karte zu nehmen, um die Raten der anderen Karte(n) abzubezahlen, bis irgendwann alle Karten ihr Limit erreicht haben. Zu den Schulden kommen die normalen Zinsen, die Überziehungszinsen, die Verspätungszinsen, die Mahngebühren und letzten Endes die Inkassozinsen hinzu. Jetzt könnte man ja einmal das Zinseszins-System in Frage stellen oder, klein angefangen, mal fragen, warum die Amerikaner dieses System nicht durchschauen? Kaufen sie heute, zahlen sie in Raten, in einem halben Jahr oder besser noch, wenn sie mal wieder Geld oder eine neue Kreditkarte ihr eigen nennen. Es lebe der Konsum auf Pump!

Möge der Kaufrausch nie enden. Die Folgen wären fatal. Während man beim Irakkonflikt noch vermittelnd eingreifen kann, wird man beim Platzen dieser amerikanischen Schuldenblase unweigerlich zum Zuschauer degradiert und mit in den Abwärtssog gezogen, auch als unbeteiligt dreinschauender Europäer oder Deutscher. Bisher halten sich die warnenden Stimmen in der Öffentlichkeit zurück bzw. werden zurückgehalten. Panik ist das letzte, was man jetzt gebrauchen kann. Bricht der Konsum nämlich ein, setzt sich eine Abwärtsspirale in Gang, die das ganze Weltwirtschaftssystem unter sich begraben könnte. Das das IWF-System krankt, brauche ich wohl niemanden zu erzählen, solange afrikanische Staaten wie Sambia für 200 Mio. US-Dollar Nahrungsmittelhilfe 6 Mrd. US-Dollar Schulden tilgen müssen. Aber das ist wieder eine andere Sache, die die Schuldensituation der amerikanischen Haushalte nur periphär tangiert. Auch kann man noch schmunzeln über die „Geldstörung“ des amerikanischen Volkes. Die Großmeister der Globalisierungswirtschaft und die Erfindungskünstler neuer Geldeinsatzmöglichkeiten sind süchtig und verfallen dem Schuldenmachen, einer ernsten Volkskrankheit, ähnlich dem mehrfachen Waffenbesitz oder der Klage-und-Verklage-Freudigkeit

Falls sie immer noch der Meinung sind, dass der Irakkonflikt unser größtes Problem derzeit ist, hoffe ich ihnen mit diesem Text einen zweiten Ansatz zum Nachdenken geliefert zu haben. Und denken sie das nächste Mal daran, wenn sie hinter jemanden an einer Kasse im Supermarkt stehen, dessen Kreditkarte gerade zerschnitten wird: Lachen sie nicht zu laut, es könnte auch ihre Karte. Zeigen sie stattdessen „uneingeschränkte Solidarität“. Als „alter Europäer“ steht man doch über solchen Dingen wie Schadenfreude, oder?
(Quelle: "Campis Corner" auf www.investorweb.de)

So long,
Calexa
Egozentriker:

Der Supergau...

 
01.02.03 16:36
...rollt unaufhaltsam - leider nicht nur auf die USA - sondern auf uns alle zu.

Noch Knete gebunkert ? Investiert lieber heute als morgen das Ersparte.
calexa:

Man kan aber auch sein Geld aufheben

 
01.02.03 17:25
und in ein paar Monaten ein Anteile an guten Unternehmen für wenig Geld kaufen.

Hoffentlich nimmt das alles kein Böses Ende....

So long,
Calexa
www.investorweb.de
Egozentriker:

Und was ist,...

 
01.02.03 17:31
...wenn die Kohle auf einmal nix mehr wert ist ?  ;-)
calexa:

Das ist ja die Frage

 
01.02.03 18:34
ob das so sein wird. Denn z.B. in Europa ist die Zentralbank auf die Bekämpfung der Inflation verpflichtet. Das bedeutet sie wird die Zinsen erhöhen müssen. Aber das wird den Unternehmen zusetzen.

Ich glaube, daß wir eine völlig neue Weltwirtschaftssituation bekommen werden....

So long,
Calexa
www.investorweb.de
lehna:

Bei soviel Pessimismus...

 
01.02.03 19:06
dürften  Dax und Nemax langsam einen Boden gefunden haben.Werde am Montag einen Teil meiner Put-Optionen verklitschen.Langsam glaube ich an eine Rallye.
Obs eine Rallye im Abwärtstrend wird,wissen nur Leute mit`ner Glaskugel.
calexa:

Das Problem ist nur

 
01.02.03 19:09
das Ralleys aus unbegründetem Pessimismus geboren werden. Hier jedoch geht um Volkswirtschaftliche Fakten. Schau Dir mal ähnliche Beipiele in der Geschichte an, dann wirst Du verstehen, was ich meine....

So long,
Calexa
www.investorweb.de
Egozentriker:

Hmmm...

 
01.02.03 19:16
Wieviel Böden haben Dax und Nemax eigentlich inzwischen gefunden ?  ;-)
ruhrpottzocker:

Ach nee - jetzt also doch ?

 
01.02.03 19:16

Ist das wirklich neu, oder wissen wir das nicht schon seit Jahren ?

Es ist völlig wurscht, was Regierungen bei uns in Europa beschliessen oder nicht. Die können nur an den Symptomen herumdoktern. Deshalb sind die wirtschaftlichen Verhältnisse in ganz Europa auch überall gleich beschissen.

Wer das immer noch nicht weiss, der hat von Wirtschaft und Finanzen so viel Ahnung wie eine Kuh vom Stepptanzen.

Sie werden uns runterziehen, die Amis - ganz nach unten.

Besserung könnten nur getrübte Wahlaussichten für Bush und dessen Partei und damit ein Umlenken bringen. Wenn dann auch bei uns in die richtige Richtung gerudert wird, könnte es wieder besser werden. Erst dann !

Bis dahin gilt es, die Verschuldung einzudämmen, Subventionen einzusammeln und Kreativität zu fördern. Durchschlagenden Erfolg wird das aber erst haben, wenn weltwirtschaftlich sich etwas ändert.

Das nicht klar und deutlich zu sagen, ist ein Vorwurf an unsere großen Parteien. Die eine, SPD, verkündete vor der Wahl 98, die Macht zu haben, die Arbeitslosigkeit isoliert von der Weltwirtschaft erheblich senken zu können, die andere, die CDU, behauptet immer noch, man sei dazu in der Lage. Die lügen nicht nur sich selbst, sondern uns allen in die Tasche. Mittlerweile glaube ich fast, dass sie vielleicht noch nicht einmal bewusst die Unwahrheit sagen. Ich traue den Hauptmatadoren durchaus zu, es wirklich nicht zu wissen. Denn wer sagt schon gerne die Unwahrheit, wenn er darauf setzen kann, erwischt zu werden ?  
DarkKnight:

Die Amerikaner werden, wenns hart auf hart geht,

 
01.02.03 20:32
einfach ihre Staatsschulden nicht zurück bezahlen.

Warum investieren die Araber wie die Irren in Immobilien oder Unternehmensbeteiligungen? Das Geld in US kriegen die nie wieder zurück. Ebensowenig die Japaner.

Europa und USA werden davon profitieren. Wenn US erstmal offiziell im Krieg ist, gibts auch Möglichkeiten für unbefristete Moratorien oder gänzliche Annullierung der eigenen Schulden. Wer könnte ihnen schon etwas abpressen?
ruhrpottzocker:

Klar DK ! Oder so ! o. T.

 
01.02.03 20:55
josua1123:

Die Stärke der US-Wirtschaft ist der Konsum

 
01.02.03 23:36

...und der erstickt an den Schulden der Konsumenten.
Welcher neue Exportschlager soll das Loch im immer neue Rekorde erreichenden Handelsdefizit stopfen?
Auch bei uns bekommt der Konsum schön langsam Probleme,
also Mehrkonsum in Europa wird nicht gerade zu erwarten sein,
vorallem,wenn der Mittelstand immer "ärmer" wird.

Der globale Kapitalismus ist ausschließlich durch neuverschuldung aufrechtzuerhalten. Will sich keiner mehr verschulden ist das Ende erreicht.
Die ganze Welt erstikt förmlich schon in Schulden
Irgendwann gehn die Schuldner aus...

Der Kapitalismus fordert von den Konsumenten zuviel
nämlich verlaufend steigenden Konsum, bei mehr Arbeiten,
und vor allem immer mehr konsumieren, als man für seine Arbeit bekommt,
also sich heftig zu verschulden.

Die US-Wirtschaft wird vor einer grösseren Wirtschaftskatastrophe nicht mehr anspringen und unsere auch nicht.

Was,wenn es mehr Schulden gibt als die Welt wert ist?

jo.
calexa:

Sehr interessante Beiträge

 
02.02.03 10:17
Vielen Dank! Was hier so zusammenkommt, liegt mit dem auf einer Linie, was ich denke. Nur: hat jemand eine Lösung für das Problem?

So long,
Calexa
www.investorweb.de
calexa:

Keinen Vorschlag? o. T.

 
02.02.03 20:40
josua1123:

Tja,

 
02.02.03 23:07
wer denkt schon gern über Schulden nach....

jo.
calexa:

Die, die sie haben

 
03.02.03 18:12
und zwar pausenlos....

So long,
Calexa
www.investorweb.de
PRAWDA:

aber nur

 
03.02.03 18:46
mit deutscher Mentalität oder?
Calexa, Du kennst doch US-Bürger.

Viele Grüsse
calexa:

Wer Schulden hat

 
04.02.03 09:57
denkt pausenlos daran. Und besonders immer dann, wenn er sich etwas kaufen will, von dem er weiß, daß er eigentlich nicht bezahlen kann. Die Amerikaner wissen genau, daß die elenden Kreditkarten das Bezahlen zu einfach machen. Aber sie denken immer das gleiche: es wird schon gutgehen....Diese Fälle sind auch in Deutschland verbreitet, besonders bei Jugendlichen, und ich selber hab soetwas schon vor Gericht erlebt, als ich Vertreter der Staatsanwaltschaft war, bei sog. Warenbetrugsfällen....

So long,
Calexa
www.investorweb.de
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