Altana sieht Konjunktur-Talsohle erreicht
Frankfurt, 23. Aug (Reuters) - Der Pharma- und Spezialchemiekonzern Altana sieht nach den Worten seines Vorstandschefs Nikolaus Schweickart die Talsohle in der Konjunktur langsam erreicht. Von einer Trendwende könne aber noch nicht gesprochen werden, sagte Schweickart in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstag. "2002 dürfte noch kein konjunkturelles Glanzlicht werden", fügte er hinzu. Schweickart bekräftigte zugleich die Strategie seines Unternehmens, auch als mittelgroßes Unternehmen weiter unabhängig zu bleiben. Zudem deutete Schweickart für das neue Altana-Medikament gegen Atemwegserkrankungen, Roflumilast, an, gegen Jahresende die Umsatzziele möglicherweise zu erhöhen. Sein im Nebenwerte-Segment MDax gelistetes Unternehmen sieht Schweickart als viertgrößtes deutsches Pharmaunternehmen mittlerweile reif für den Dax. "Zur Philosophie bei uns gehört, dass wir auf zwei Beinen stehen, auf dem Bein Pharma und auf dem Bein Chemie", sagte der Konzernchef. Bei Altana liege im Chemie-Bereich die operative Marge etwa auf dem Niveau wie in der Pharma-Sparte bei rund 20 Prozent. Ein Konglomeratsabschlag an der Börse wie bei anderen Unternehmen sei daher für Altana mit seinen beiden Sparten nicht gerechtfertigt. "Es gibt bei uns auch keine Quersubventionen", merkte Schweickart an. Altana halte daher an seinen beiden Bereichen fest und wolle zudem auch weiter unabhängig bleiben. Der Erfolg eines Pharmaunternehmens messe sich zudem nicht an der Größe, sagte der Konzernchef. Ein großes US-Unternehmen habe einmal auf seine 64 Forschungskandidaten und seine jährlichen Forschungsinvestitionen von zwei Milliarden Dollar hingewiesen. Demgegenüber investiere Altana mit nur zwölf Forschungskandidaten jährlich lediglich rund 200 Millionen Euro, darunter seien aber mehrere Kandidaten wie Ciclesonide und Roflumilast mit Blockbuster-Qualität. "Dies liegt auch an der Fähigkeit, knappe Etats im Verhältnis zu großen Spielern sehr viel zielgenauer und damit forschungsintensiver einzusetzen", sagte der Konzernchef. Um die Produkte am Markt umzusetzen, greife Altana auch auf Partner und Allianzen zurück. Ferner kündigte Schweickart an, für sein in der klinischen Erprobung befindliches Medikament Roflumilast zur Behandlung von Asthma und Raucherlunge bis zum Jahresende einen Marketing-Partner für den US-Markt gefunden zu haben. Namen nannte er nicht, deutete aber eine Erhöhung der Roflumilast-Umsatzprognose an. "Wir können uns vorstellen, Ende des Jahres mit dem neuen Partner für den US-Markt über das Umsatzpotenzial neu nachzudenken", sagte Schweickart. Bislang liegt die von Altana ausgegebene Umsatzschätzung bei 500 Millionen Euro. Altana plant nach den Worten von Schweickart, in künftigen Marketingvereinbarungen auch das Profil des Unternehmens und den Markennamen "Altana" noch stärker herauszustellen. Dabei sollen die Partner, die vor allem eine starke US-Präsenz haben sollen, sowohl Gewinne als auch Risiken teilen. Gegenwärtig spricht Altana auch mit japanischen Unternehmen über Marketingvereinbarungen in Asien. Wenn beide neuen Mittel Roflumilast und Ciclesonide wie erwartet 2003 in Europa und 2004 in den USA auf den Markt kommen, werde der bisherige Umsatzträger Pantoprazol einen Umsatz von in der Spitze etwa 1,3 bis 1,4 Milliarden Euro erreichen, sagte Schweickart. Am Vortag hatte Altana auf einer Analystenkonferenz Forschungsergebnisse für die in der klinischen Erprobung befindlichen Atemwegsmedikamente Roflumilast und Ciclesonide vorgestellt. In der Studie der Phase II zu Roflumilast hatte Altana eigenen Angaben zufolge deutliche Erfolge bei der Behandlung der Raucherlunge nachgewiesen, woraufhin einige Investmentbanken am Donnerstag ihr Kursziel für die Altana-Aktie heraufsetzten. "Die Wirkung tritt nach sechs Wochen signifikant ein", sagte Schweickart. Sie trete somit früh ein, sei erfreulich hoch und habe auch nach sechs Monaten nicht nachgelassen. Roflumilast ist ein Entzündungshemmer, der oral eingenommen werden kann. Für Asthma befindet sich das Mittel bereits in der klinischen Erprobung der Phase III, dies soll nun auch für die Raucherlunge erfolgen. Bei der Phase-II-Untersuchung einer Substanz werden üblicherweise die Wirksamkeit sowie die Dosierung und die Nebenwirkungen untersucht. Die Phase-III-Stufe der klinischen Erprobung ist dann der letzte Schritt vor der Marktzulassung. frs/mer