Aus der FTD vom 12.2.2003 www.ftd.de/allianz
Allianz liebäugelt mit Übernahmen
Von Herbert Fromme und Sven Clausen, München
Der Allianz-Konzern wird eine aktive Rolle in der anstehenden Umstrukturierung des deutschen Versicherungsmarktes spielen. "Übernahmen und Zukäufe schließen wir nicht aus", sagte Allianz-Konzernvorstand Reiner Hagemann, der als Chef der Allianz Versicherung für das deutsche Sachgeschäft zuständig ist.
"Wir schauen uns Unternehmen, die angeboten werden, genau an", sagte Hagemann im Interview mit der Financial Times Deutschland. Es gebe keine Tabus. Neben den Finanzzahlen der Versicherer sei wichtig, ob die Allianz stabile Vertriebskapazität hinzugewinnen könne. "Das sind die entscheidenden Parameter für uns." Allerdings habe die im Jahr 2002 nach sechs Jahren abgeschlossene Integration der Vereinte-Gruppe gezeigt, wie hoch der Aufwand sei.
Im Vertrieb setzt die Allianz vor allem auf die Stärkung des selbstständigen Außendienstes - rund 12.000 haupt- und 35.000 nebenberufliche Vermittler vertreiben Allianz-Policen, Lebensversicherungen und Fondssparpläne des Dit - vor allem an Privatkunden. Über die Schalter der Tochter Dresdner Bank verkauft die Allianz neben Lebensversicherungen und Riester-Verträgen vor allem Unfallpolicen. "Die Zahl der so abgesetzten Verträge im Schaden- und Unfallbereich ist von 17.000 auf 63.000 gestiegen", sagte Hagemann.
Solider Gewinn erwartet
Die Hoffnungen auf Synergien im Firmengeschäft müssen sich erst noch erfüllen. "Bei der betrieblichen Altersversorgung läuft es sehr gut, aber bei Sachversicherungen braucht man Zeit." Im Moment erhöhe die Allianz hier die Preise, da könne man Firmenkunden nur schwer für den Wechsel begeistern. "Langfristig werden wir aber auch hier erfolgreich sein", erwartet er.
Trotz der hohen Belastung von 770 Mio. Euro allein aus der Sommerflut und weiterer Millionenlasten aus Sturmschäden kann Hagemann im März bei der Vorstellung der Bilanz der inländischen Sachgruppe wohl erneut einen soliden Gewinn ausweisen. Dazu tragen schon bekannte Sondererträge bei, die vor allem aus dem Beteiligungstausch von Allianz und Münchener Rück stammen, aber auch die Stärke des Marktführers im eigentlichen Versicherungsgeschäft.
"Wir haben verlustbringendes Geschäft kräftig saniert", sagte Hagemann. Das gelte vor allem für die tief defizitäre Autoversicherung von Firmen, das so genannte Flottengeschäft. Deshalb sei die Zahl der bei der Allianz versicherten Fahrzeuge wieder unter neun Millionen gefallen. "Das stört mich nicht. Im Privatkundengeschäft haben wir zugelegt."
Stille Reserven von 20 Prozent
Einzelheiten zu den Geschäftszahlen will Hagemann noch nicht nennen. Aber er betont, dass selbst die Börsenbaisse die Sachgruppe weniger trifft als andere. "Wir haben immer noch stille Reserven von 20 Prozent auf unsere Kapitalanlagen." Das sei zwar ein erheblicher Rückgang gegenüber 50 Prozent Ende 2001, aber besser als der Markt.
Die Sachgruppe ist trotzdem nicht die Insel der Seligen in der schweren See des Allianz-Konzerns. Der Verfall des Aktienkurses, die Probleme mit der Dresdner Bank und der Rücktritt von Konzernchef Henning Schulte-Noelle spielen eine große Rolle. "Die Stimmung ist deutlich gedämpft", sagte Hagemann. "Das geht an keinem vorbei. Viele Mitarbeiter haben Allianz-Aktien gekauft, manche machen uns Vorwürfe."
Hagemann wünscht sich "mehr Rückenwind vom Konzern". "Ich bin aber mit Herrn Schulte-Noelle der Ansicht, dass wir das Schlimmste hinter uns haben." Positiv bewertet Hagemann - dem Insider selbst Ambitionen auf den Chefsessel nachgesagt haben -, dass der designierte Allianz-Chef Michael Diekmann aus der Versicherungsseite des Allfinanzkonzerns kommt. "Viele kennen ihn aus seiner Zeit in Hamburg und Köln. Da gibt es ein wenig Stolz in der Organisation, dass ein Versicherer an die Spitze berufen wurde."
© 2003 Financial Times Deutschland
Allianz liebäugelt mit Übernahmen
Von Herbert Fromme und Sven Clausen, München
Der Allianz-Konzern wird eine aktive Rolle in der anstehenden Umstrukturierung des deutschen Versicherungsmarktes spielen. "Übernahmen und Zukäufe schließen wir nicht aus", sagte Allianz-Konzernvorstand Reiner Hagemann, der als Chef der Allianz Versicherung für das deutsche Sachgeschäft zuständig ist.
"Wir schauen uns Unternehmen, die angeboten werden, genau an", sagte Hagemann im Interview mit der Financial Times Deutschland. Es gebe keine Tabus. Neben den Finanzzahlen der Versicherer sei wichtig, ob die Allianz stabile Vertriebskapazität hinzugewinnen könne. "Das sind die entscheidenden Parameter für uns." Allerdings habe die im Jahr 2002 nach sechs Jahren abgeschlossene Integration der Vereinte-Gruppe gezeigt, wie hoch der Aufwand sei.
Im Vertrieb setzt die Allianz vor allem auf die Stärkung des selbstständigen Außendienstes - rund 12.000 haupt- und 35.000 nebenberufliche Vermittler vertreiben Allianz-Policen, Lebensversicherungen und Fondssparpläne des Dit - vor allem an Privatkunden. Über die Schalter der Tochter Dresdner Bank verkauft die Allianz neben Lebensversicherungen und Riester-Verträgen vor allem Unfallpolicen. "Die Zahl der so abgesetzten Verträge im Schaden- und Unfallbereich ist von 17.000 auf 63.000 gestiegen", sagte Hagemann.
Solider Gewinn erwartet
Die Hoffnungen auf Synergien im Firmengeschäft müssen sich erst noch erfüllen. "Bei der betrieblichen Altersversorgung läuft es sehr gut, aber bei Sachversicherungen braucht man Zeit." Im Moment erhöhe die Allianz hier die Preise, da könne man Firmenkunden nur schwer für den Wechsel begeistern. "Langfristig werden wir aber auch hier erfolgreich sein", erwartet er.
Trotz der hohen Belastung von 770 Mio. Euro allein aus der Sommerflut und weiterer Millionenlasten aus Sturmschäden kann Hagemann im März bei der Vorstellung der Bilanz der inländischen Sachgruppe wohl erneut einen soliden Gewinn ausweisen. Dazu tragen schon bekannte Sondererträge bei, die vor allem aus dem Beteiligungstausch von Allianz und Münchener Rück stammen, aber auch die Stärke des Marktführers im eigentlichen Versicherungsgeschäft.
"Wir haben verlustbringendes Geschäft kräftig saniert", sagte Hagemann. Das gelte vor allem für die tief defizitäre Autoversicherung von Firmen, das so genannte Flottengeschäft. Deshalb sei die Zahl der bei der Allianz versicherten Fahrzeuge wieder unter neun Millionen gefallen. "Das stört mich nicht. Im Privatkundengeschäft haben wir zugelegt."
Stille Reserven von 20 Prozent
Einzelheiten zu den Geschäftszahlen will Hagemann noch nicht nennen. Aber er betont, dass selbst die Börsenbaisse die Sachgruppe weniger trifft als andere. "Wir haben immer noch stille Reserven von 20 Prozent auf unsere Kapitalanlagen." Das sei zwar ein erheblicher Rückgang gegenüber 50 Prozent Ende 2001, aber besser als der Markt.
Die Sachgruppe ist trotzdem nicht die Insel der Seligen in der schweren See des Allianz-Konzerns. Der Verfall des Aktienkurses, die Probleme mit der Dresdner Bank und der Rücktritt von Konzernchef Henning Schulte-Noelle spielen eine große Rolle. "Die Stimmung ist deutlich gedämpft", sagte Hagemann. "Das geht an keinem vorbei. Viele Mitarbeiter haben Allianz-Aktien gekauft, manche machen uns Vorwürfe."
Hagemann wünscht sich "mehr Rückenwind vom Konzern". "Ich bin aber mit Herrn Schulte-Noelle der Ansicht, dass wir das Schlimmste hinter uns haben." Positiv bewertet Hagemann - dem Insider selbst Ambitionen auf den Chefsessel nachgesagt haben -, dass der designierte Allianz-Chef Michael Diekmann aus der Versicherungsseite des Allfinanzkonzerns kommt. "Viele kennen ihn aus seiner Zeit in Hamburg und Köln. Da gibt es ein wenig Stolz in der Organisation, dass ein Versicherer an die Spitze berufen wurde."
© 2003 Financial Times Deutschland