Aktien Müll
von Michael Vaupel
Mittlerweile habe ich fast täglich unaufgeforderte „Topp-Tipps“ im Email-Posteingang. Da werden „explosive Kursgewinne“ von „mindestens 500%“ in Aussicht gestellt, es wird eine „New Small Cap Growth Stock“ angepriesen, auf deutsch oder englisch.
Solche Emails (auf Neudeutsch „Stock Spam“ genannt, also in etwa: „Aktien Müll“) landen bei mir natürlich sofort im virtuellen Papierkorb.
Kennt man ja, das Spiel bei solchen „Empfehlungen“: Im Fall von unseriösen Anbietern hat der betreffende „Analyst“ die Aktien vorher manchmal schon selbst gekauft….und verkauft zufällig genau dann, wenn seine Leser(innen) kaufen (es wird dann in diese steigenden Kurse hinein verkauft). Das funktioniert nur bei möglichst kleinen Titeln, eben „Small Caps“, denn nur da kann die plötzlich auftretende Nachfrage der Leser(innen) zu einem Kurssprung führen.
Rainer Böhme von der Technischen Universität Dresden und Thorsten Holz von der Universität Mannheim haben sich zusammen näher mit dieser Thematik beschäftigt und zu diesem Thema gemeinsam eine Studie erstellt. Titel der Studie: "Die Auswirkungen von Stock Spam auf den Finanzmarkt".
Ganz interessant, was die beiden schreiben. In den USA ist „Stock Spam“ demzufolge noch weiter verbreitet als hierzulande (da weiß ich ja, was meinem Email-Posteingang bevorsteht).
In einem Beitrag zu dieser Untersuchung konnte ich lesen: „Fast jeder löscht die so genannten Spam Mails sofort, doch nicht jeder - sonst wäre `spammen´ kein profitables Geschäft.“
Die beiden haben über 20.000 Spam-Emails genommen, und die Auswirkungen auf die jeweils betroffenen Aktienkurse untersucht. Im Durchschnitt stieg der Kurs einer durch eine solche Email beworbenen Aktie um etwa 2%.
Tja, da gibt es natürlich spektakulärere Fälle – in denen ein Titel kurzfristig mal um 20% oder 30% nach oben schießt. Diese 2% sind aber eben der Durchschnitt, aus 20.000 Fällen. Was aber entscheidend ist: Dieser Effekt – temporärer Kurssprung – hielt nur zwei bis drei Tage an, dann sackte der Kurs wieder durch.
In dieser Zeitspanne haben die Versender des „Stock Spam“ ihre Aktien natürlich längst abgestoßen.
Es gibt eine interessante Seite: www.spamstocktracker.com
Dort wird angezeigt, wie sich einzelne „Small Caps“ nach einer Empfehlung durch „Stock Spam“ entwickelt haben. Erschreckend, wie viele TOTALVERLUSTE auf dieser Liste der angeblichen „1000%er“ stehen. Sie können sich die Seite ja mal selbst ansehen, sie spricht für sich.
Mein Rat ist so eindeutig wie nahe liegend: „Stock Spam“ gehört in den virtuellen Mülleimer!
Schönen Feiertag