Optimismus für Dividendenpapiere ungebrochen - Kurzfristig aber Rückschläge erwartet - Berichtssaison läuft auf Hochtouren
von Beatrix Wirth
Berlin - Nicht nur die Urlauber in Deutschland, auch die Börsianer befinden sich derzeit auf der Sonnenseite. Parallel zu den steigenden Temperaturen klettern die Kurse am Aktienmarkt scheinbar unermüdlich in die Höhe, und das bereits seit Wochen. Selbst die Vorhersagen für das Wetter und die Börse ähneln sich: Immer wieder werden schwere Gewitter vorhergesagt. Allerdings entpuppen sie sich oft nur als kurze, erfrischende Sommerregen. So wie in den zurückliegenden fünf Handelstagen, als der Dax trotz zeitweiliger Dämpfer ein neues Jahreshoch erreichte und mit einem Plus von 2,4 Prozent ins Wochenende ging.
Für die anstehende Woche sagen Experten erneut Rückschläge voraus. "Wir hatten eine sehr starke Woche. Mit den Aktienkursen ist auch die Nervosität am Markt gestiegen", erläutert Rolf Elgeti, Stratege bei der Commerzbank. Daher sei eine ähnlich gute Entwicklung in der aktuellen Handelswoche "unwahrscheinlich". Stratege Carsten Klude vom Bankhaus M.M. Warburg rechnet mit einer Seitwärtsbewegung des Dax, während die Bankgesellschaft Berlin für die Aktienmärkte in Europa kurzfristig eine "relativ ruhige Phase" erwartet. Die Bilanzsaison in den USA neige sich dem Ende zu, die dortigen Börsen schwächelten und auch von der Konjunkturseite seien keine großen Impulse zu erwarten, heißt es zur Begründung. Entsprechend sehen die Experten das deutsche Börsenbarometer in einer Spanne zwischen 3300 und 3460 Zählern.
Die gute Nachricht: Positive Überraschungen seien nicht ausgeschlossen, betonen die Strategen ausdrücklich. Doch gibt es auch einen Wermutstropfen. Mehr und mehr sorgen sich die Experten über die Entwicklung am US-Rentenmarkt. Die dortigen Renditen sind angesichts der aufgehellten Konjunkturperspektiven in jüngster Zeit regelrecht explodiert. In nur eineinhalb Monaten stieg die Rendite der zehnjährigen Treasuries um 130 Basispunkte und erreichte am Freitag 4,39 Prozent. Ein solcher Anstieg kann die Zinsen bei Hypotheken, Kreditkarten und Firmendarlehen nach oben treiben.
"Wenn die Zinsen hoch bleiben oder weiter steigen, wird dies jedes Anziehen der Nachfrage bremsen", befürchtet Charles Ryan, Vizepräsident von BB & T Asset Management. Am US-Hypothekenmarkt sind die ersten Auswirkungen bereits zu spüren. So ist der Index, der die Neuanträge zur Umschuldung von Hypothekenkrediten in noch billigere Darlehen misst, seit Mai um 58 Prozent abgestürzt. "Damit entfällt eine wichtige Einkommensstütze für die amerikanischen Konsumenten", warnen die Strategen von Helaba Trust.
Im schlimmsten Fall könnten wegen der hohen gesamtwirtschaftlichen Bedeutung des Konsums in den USA weiter steigende Renditen die US-Konjunktur abwürgen. Eine Sorge, die nicht ganz unbegründet scheint: Schließlich gehen die Marktakteure dies- und jenseits des Atlantiks mittlerweile wieder von anziehenden Leitzinsen aus. Der Geldmarkt-Future für die USA (Fed Funds Future) signalisiert bis März 2004 eine erste Zinserhöhung von 25 Basispunkten. Und auch in Europa haben die Erwartungen in Richtung Zinserhöhung gedreht, zeigt der so genannte Euribor-Future auf. Das spricht für anhaltend hohe und tendenziell weiter steigende Renditen - mit möglicherweise fatalen wirtschaftlichen Auswirkungen.
Doch noch überwiegt der Optimismus. Die Hypo-Vereinsbank prognostiziert auf Sicht von sechs bis neun Monaten einen Dax-Stand von rund 3800 Punkten. "Aus fundamentaler Sicht besitzen die Aktienmärkte mittelfristig weiteres Kurspotenzial, weshalb Kursschwächephasen einen günstigen Einstiegszeitpunkt bilden", ergänzt das Research der DZ Bank.
Mutige können also etwaige Wolken-Intermezzi über dem Börsenparkett gut nutzen. Der Unternehmenskalender ist prall gefüllt und dürfte für einige Impulse sorgen. Zu den marktbewegenden Veröffentlichungen zählen die Strategen in dieser Woche dabei vor allem die Quartalszahlen des US-Technologiekonzerns Cisco sowie von HSBC und Crédit Suisse. In Deutschland legen allein sieben Dax-Unternehmen neue Daten vor: Altana, Fresenius Medical Care, Commerzbank, Bayer, Adidas-Salomon, BASF und BMW.
Welt.de
von Beatrix Wirth
Berlin - Nicht nur die Urlauber in Deutschland, auch die Börsianer befinden sich derzeit auf der Sonnenseite. Parallel zu den steigenden Temperaturen klettern die Kurse am Aktienmarkt scheinbar unermüdlich in die Höhe, und das bereits seit Wochen. Selbst die Vorhersagen für das Wetter und die Börse ähneln sich: Immer wieder werden schwere Gewitter vorhergesagt. Allerdings entpuppen sie sich oft nur als kurze, erfrischende Sommerregen. So wie in den zurückliegenden fünf Handelstagen, als der Dax trotz zeitweiliger Dämpfer ein neues Jahreshoch erreichte und mit einem Plus von 2,4 Prozent ins Wochenende ging.
Für die anstehende Woche sagen Experten erneut Rückschläge voraus. "Wir hatten eine sehr starke Woche. Mit den Aktienkursen ist auch die Nervosität am Markt gestiegen", erläutert Rolf Elgeti, Stratege bei der Commerzbank. Daher sei eine ähnlich gute Entwicklung in der aktuellen Handelswoche "unwahrscheinlich". Stratege Carsten Klude vom Bankhaus M.M. Warburg rechnet mit einer Seitwärtsbewegung des Dax, während die Bankgesellschaft Berlin für die Aktienmärkte in Europa kurzfristig eine "relativ ruhige Phase" erwartet. Die Bilanzsaison in den USA neige sich dem Ende zu, die dortigen Börsen schwächelten und auch von der Konjunkturseite seien keine großen Impulse zu erwarten, heißt es zur Begründung. Entsprechend sehen die Experten das deutsche Börsenbarometer in einer Spanne zwischen 3300 und 3460 Zählern.
Die gute Nachricht: Positive Überraschungen seien nicht ausgeschlossen, betonen die Strategen ausdrücklich. Doch gibt es auch einen Wermutstropfen. Mehr und mehr sorgen sich die Experten über die Entwicklung am US-Rentenmarkt. Die dortigen Renditen sind angesichts der aufgehellten Konjunkturperspektiven in jüngster Zeit regelrecht explodiert. In nur eineinhalb Monaten stieg die Rendite der zehnjährigen Treasuries um 130 Basispunkte und erreichte am Freitag 4,39 Prozent. Ein solcher Anstieg kann die Zinsen bei Hypotheken, Kreditkarten und Firmendarlehen nach oben treiben.
"Wenn die Zinsen hoch bleiben oder weiter steigen, wird dies jedes Anziehen der Nachfrage bremsen", befürchtet Charles Ryan, Vizepräsident von BB & T Asset Management. Am US-Hypothekenmarkt sind die ersten Auswirkungen bereits zu spüren. So ist der Index, der die Neuanträge zur Umschuldung von Hypothekenkrediten in noch billigere Darlehen misst, seit Mai um 58 Prozent abgestürzt. "Damit entfällt eine wichtige Einkommensstütze für die amerikanischen Konsumenten", warnen die Strategen von Helaba Trust.
Im schlimmsten Fall könnten wegen der hohen gesamtwirtschaftlichen Bedeutung des Konsums in den USA weiter steigende Renditen die US-Konjunktur abwürgen. Eine Sorge, die nicht ganz unbegründet scheint: Schließlich gehen die Marktakteure dies- und jenseits des Atlantiks mittlerweile wieder von anziehenden Leitzinsen aus. Der Geldmarkt-Future für die USA (Fed Funds Future) signalisiert bis März 2004 eine erste Zinserhöhung von 25 Basispunkten. Und auch in Europa haben die Erwartungen in Richtung Zinserhöhung gedreht, zeigt der so genannte Euribor-Future auf. Das spricht für anhaltend hohe und tendenziell weiter steigende Renditen - mit möglicherweise fatalen wirtschaftlichen Auswirkungen.
Doch noch überwiegt der Optimismus. Die Hypo-Vereinsbank prognostiziert auf Sicht von sechs bis neun Monaten einen Dax-Stand von rund 3800 Punkten. "Aus fundamentaler Sicht besitzen die Aktienmärkte mittelfristig weiteres Kurspotenzial, weshalb Kursschwächephasen einen günstigen Einstiegszeitpunkt bilden", ergänzt das Research der DZ Bank.
Mutige können also etwaige Wolken-Intermezzi über dem Börsenparkett gut nutzen. Der Unternehmenskalender ist prall gefüllt und dürfte für einige Impulse sorgen. Zu den marktbewegenden Veröffentlichungen zählen die Strategen in dieser Woche dabei vor allem die Quartalszahlen des US-Technologiekonzerns Cisco sowie von HSBC und Crédit Suisse. In Deutschland legen allein sieben Dax-Unternehmen neue Daten vor: Altana, Fresenius Medical Care, Commerzbank, Bayer, Adidas-Salomon, BASF und BMW.
Welt.de