Der für das zweite Quartal zu erwartende Aufschwung der Konjunktur in den USA wird nach Einschätzung von Lehman Brothers recht verhalten ausfallen. So sei zu erwarten, dass das reale BIP in den Vereinigten Staaten nach einem Rückgang um 1,3 % im ersten Quartal im zweiten Vierteljahr um 3 % steigen wird, sagte Co-Chief US-Economist Stephen Slifer gestern auf dem Global Economic Forum der Investmentbank in Frankfurt. Nach Zuwächsen in den darauf folgenden Quartalen um 4 %, um 4,5 % sowie um 4 % ergebe sich für das erste Jahr nach der Rezession ein Plus von 3,8 %. Im historischen Durchschnitt habe das Wachstum nach Ende einer Rezession annualisiert indes rund 6 % betragen.
Fed ohne Eile
Eine derart kräftige Stimulation durch Geld- und Fiskalpolitik wie derzeit sei in den vergangenen 30 Jahren nicht zu beobachten gewesen, hieß es angesichts gesenkter Leitzinsen und umfangreicher Konjunkturpakete in den Vereinigten Staaten. Dabei habe die Fed keinen Anlass zur Eile mit einer Wende hin zu wieder höheren Zinsen. Denn die Arbeitslosenquote dürfte im laufenden Quartal auf über 6 % steigen, um dort bis zum Schlussquartal des kommenden Jahres zu verharren. Die Teuerung werde unterdessen erst zur Mitte des kommenden Jahres über 2 % steigen.
Der Prognose zufolge wird die US-Notenbank die Zielrate für Fed Funds in diesem Quartal auf 1,50 % senken, im zweiten Vierteljahr auf 2 % erhöhen und bis Ende des Startquartals des kommenden Jahres auf 3 % steigern. Eine Rückkehr zu der außergewöhnlichen Performance der vergangenen fünf Jahre ist dennoch unwahrscheinlich, teilte Global Chief Economist John Llewellyn mit.
Nach einem ersten, durch die Entwicklung der Lagerbestände ausgelösten, kräftigen Impuls dürfte der konjunkturelle Aufschwung an Fahrt verlieren. Die Investitionen sollten auf niedrigem Niveau stagnieren. Die Bautätigkeit werde nicht in dem Maße zulegen, wie dies nach Ende einer Rezession üblich sei. Denn aufgrund des Ausmaßes und der Geschwindigkeit der Fed-Zinssenkungen hätten sich die Aktivitäten erst gar nicht auf Rezessionsniveau abgeschwächt. An einen starken Beitrag der Auslandsnachfrage zum Wirtschaftswachstum sei schon aufgrund des anhaltend festen Dollars nicht zu denken.
Für den Euroraum sagte Michael Dicks, Chief Economist Europe, ein Wachstum des realen BIP um 1,5 % voraus sowie eine Teuerungsrate von 1,8 %. Der Euro sollte der Vorhersage nach bis Jahresende zum Dollar auf 0,95 steigen.
Aktien preiswert
In Europa sind derzeit Aktien preiswert gegenüber Bonds, wie Ian Scott, Aktienstratege für Europa, ausführte. Für die Unternehmen prognostizierte er ein Gewinnwachstum zwischen 10 und 13 % in diesem Jahr. Angesichts der konjunkturellen Entwicklung dürften zyklische Werte defensive Titel schlagen, hieß es. Zur Übergewichtung empfohlen wurden Titel aus den Branchen TMT, zyklischer Konsum, Grundstoffe und generell Papiere der Industrie. Auf der Empfehlungsliste des Instituts stehen Degussa, Bayer, Siemens, BMW, Metro, Preussag, Deutsche Bank und SAP.
Guter Dinge sind die Lehman-Strategen für den Euro-Markt für Unternehmensanleihen in diesem Jahr. Bevorzugen sollten Investoren aus Sicht von David Munvest (Head of Market Strategy Credit Europe) in diesem Jahr die Bonds von Telekommunikationsunternehmen, Automobilherstellern sowie hybride Eigenkapitalinstrumente von Banken (Tier I und Upper Tier II mit Perpetual-Charakter). Deutlich zu teuer sind nach Angaben von Munvest dagegen die unbesicherten Anleihen europäischer Banken.
Bei den Telekomtiteln preise der Markt ein viel zu hohes Emissionsvolumen ein. Von den europäischen Telekomfirmen würden 2002 nur noch halb so viele Titel auf den Markt kommen wie im Vorjahr. Bei den Auto-Bonds ist aus Sicht von Munvest ein relativ hohes Angebot an neuen Titeln eingepreist. Die Bonds aus diesen Bereichen seien im Vergleich zu den Anleihen von Unternehmen aus defensiven Sektoren (nicht zyklische Konsumentgüter, Versorger- und Energie) derzeit deutlich zu billig.
Corporate Bonds günstig
Für die erwartete gute Entwicklung des Corporate Bond Market für 2002 macht der Stratege vor allem technische Faktoren wie ein geringeres Emissionsvolumen (15 % weniger als die 250 Mrd. Euro - inklusive der Finanztitel - des Vorjahres), weiterhin enge Swap-Spreads, den anhaltenden Trend hin zu Credit Products und fehlende Anlagealternativen innerhalb der Asset-Klasse Fixed Income verantwortlich. Darüber hinaus sei der Ausblick für die Wirtschaftsentwicklung und die Aktienmärkte positiv für Corporate Bonds. Die Unternehmensgewinne würden sich wieder deutlich verbessern, was gut sei für die Credit-Qualität.
ABS zum Diversifizieren
Als Negativpunkte nennt Munvest in Europa das weiterhin latente Bonitätsrisiko bei einer Anlage in Corporate Bonds, die nach wie vor ungenügende Möglichkeit zur Diversifizierung eines Corporate-Bond-Portfolio sowie den unterentwickelten High-Yield-Markt, der nur ein Volumen von gut 20 Mrd. Euro aufweist. Aufgrund des Fehlens einer ausreichend großen Investorenbasis für High-Yield-Titel wirkten sich Abstürze von Corporate Bonds in den Bereich unterhalb von Investment Grade in Europa sehr schmerzhaft für die Portfolioentwicklung aus, so Munvest. Als eine gute Möglichkeit, die fehlenden Diversifizierungsmöglichkeiten bei der Anlage in europäische Corporate Bonds wettzumachen, bezeichnet Munvest Asset Backed Securities (ABS).
Enge Bund-Swap-Spreads
Im Bereich der liquiden Produkte wie Euroland-Staatsanleihen oder Agency-Bonds erwartet Bernd Hoefel, Leiter Financial Strategy Group, 2002 insgesamt ein relativ schwieriges Jahr, um eine gute Performance zu erzielen. Allerdings zeigt er sich zuversichtlich, dass die Bund-Swap-Spreads auf absehbare Zeit relativ eng bleiben werden. Das Ende der Swap-Spread-Kompression sei zwar in greifbarer Nähe, eine Ausweitung in stärkerem Maße aber unwahrscheinlich.
Bei der Vorhersage der möglichen Zinsentwicklung erwartet Hoefel für das Segment der zehnjährigen Staatstitel im Jahresverlauf leichte Zinssteigerungen, die sich allerdings in Grenzen halten würden. Wahrscheinlich sei ein Anstieg in Richtung 5,25 %. Aufgrund guter Nachfrage bleibe das Segment der dreißigjährigen Titel auf Dauer relativ teuer, so Hoefel.
Fed ohne Eile
Eine derart kräftige Stimulation durch Geld- und Fiskalpolitik wie derzeit sei in den vergangenen 30 Jahren nicht zu beobachten gewesen, hieß es angesichts gesenkter Leitzinsen und umfangreicher Konjunkturpakete in den Vereinigten Staaten. Dabei habe die Fed keinen Anlass zur Eile mit einer Wende hin zu wieder höheren Zinsen. Denn die Arbeitslosenquote dürfte im laufenden Quartal auf über 6 % steigen, um dort bis zum Schlussquartal des kommenden Jahres zu verharren. Die Teuerung werde unterdessen erst zur Mitte des kommenden Jahres über 2 % steigen.
Der Prognose zufolge wird die US-Notenbank die Zielrate für Fed Funds in diesem Quartal auf 1,50 % senken, im zweiten Vierteljahr auf 2 % erhöhen und bis Ende des Startquartals des kommenden Jahres auf 3 % steigern. Eine Rückkehr zu der außergewöhnlichen Performance der vergangenen fünf Jahre ist dennoch unwahrscheinlich, teilte Global Chief Economist John Llewellyn mit.
Nach einem ersten, durch die Entwicklung der Lagerbestände ausgelösten, kräftigen Impuls dürfte der konjunkturelle Aufschwung an Fahrt verlieren. Die Investitionen sollten auf niedrigem Niveau stagnieren. Die Bautätigkeit werde nicht in dem Maße zulegen, wie dies nach Ende einer Rezession üblich sei. Denn aufgrund des Ausmaßes und der Geschwindigkeit der Fed-Zinssenkungen hätten sich die Aktivitäten erst gar nicht auf Rezessionsniveau abgeschwächt. An einen starken Beitrag der Auslandsnachfrage zum Wirtschaftswachstum sei schon aufgrund des anhaltend festen Dollars nicht zu denken.
Für den Euroraum sagte Michael Dicks, Chief Economist Europe, ein Wachstum des realen BIP um 1,5 % voraus sowie eine Teuerungsrate von 1,8 %. Der Euro sollte der Vorhersage nach bis Jahresende zum Dollar auf 0,95 steigen.
Aktien preiswert
In Europa sind derzeit Aktien preiswert gegenüber Bonds, wie Ian Scott, Aktienstratege für Europa, ausführte. Für die Unternehmen prognostizierte er ein Gewinnwachstum zwischen 10 und 13 % in diesem Jahr. Angesichts der konjunkturellen Entwicklung dürften zyklische Werte defensive Titel schlagen, hieß es. Zur Übergewichtung empfohlen wurden Titel aus den Branchen TMT, zyklischer Konsum, Grundstoffe und generell Papiere der Industrie. Auf der Empfehlungsliste des Instituts stehen Degussa, Bayer, Siemens, BMW, Metro, Preussag, Deutsche Bank und SAP.
Guter Dinge sind die Lehman-Strategen für den Euro-Markt für Unternehmensanleihen in diesem Jahr. Bevorzugen sollten Investoren aus Sicht von David Munvest (Head of Market Strategy Credit Europe) in diesem Jahr die Bonds von Telekommunikationsunternehmen, Automobilherstellern sowie hybride Eigenkapitalinstrumente von Banken (Tier I und Upper Tier II mit Perpetual-Charakter). Deutlich zu teuer sind nach Angaben von Munvest dagegen die unbesicherten Anleihen europäischer Banken.
Bei den Telekomtiteln preise der Markt ein viel zu hohes Emissionsvolumen ein. Von den europäischen Telekomfirmen würden 2002 nur noch halb so viele Titel auf den Markt kommen wie im Vorjahr. Bei den Auto-Bonds ist aus Sicht von Munvest ein relativ hohes Angebot an neuen Titeln eingepreist. Die Bonds aus diesen Bereichen seien im Vergleich zu den Anleihen von Unternehmen aus defensiven Sektoren (nicht zyklische Konsumentgüter, Versorger- und Energie) derzeit deutlich zu billig.
Corporate Bonds günstig
Für die erwartete gute Entwicklung des Corporate Bond Market für 2002 macht der Stratege vor allem technische Faktoren wie ein geringeres Emissionsvolumen (15 % weniger als die 250 Mrd. Euro - inklusive der Finanztitel - des Vorjahres), weiterhin enge Swap-Spreads, den anhaltenden Trend hin zu Credit Products und fehlende Anlagealternativen innerhalb der Asset-Klasse Fixed Income verantwortlich. Darüber hinaus sei der Ausblick für die Wirtschaftsentwicklung und die Aktienmärkte positiv für Corporate Bonds. Die Unternehmensgewinne würden sich wieder deutlich verbessern, was gut sei für die Credit-Qualität.
ABS zum Diversifizieren
Als Negativpunkte nennt Munvest in Europa das weiterhin latente Bonitätsrisiko bei einer Anlage in Corporate Bonds, die nach wie vor ungenügende Möglichkeit zur Diversifizierung eines Corporate-Bond-Portfolio sowie den unterentwickelten High-Yield-Markt, der nur ein Volumen von gut 20 Mrd. Euro aufweist. Aufgrund des Fehlens einer ausreichend großen Investorenbasis für High-Yield-Titel wirkten sich Abstürze von Corporate Bonds in den Bereich unterhalb von Investment Grade in Europa sehr schmerzhaft für die Portfolioentwicklung aus, so Munvest. Als eine gute Möglichkeit, die fehlenden Diversifizierungsmöglichkeiten bei der Anlage in europäische Corporate Bonds wettzumachen, bezeichnet Munvest Asset Backed Securities (ABS).
Enge Bund-Swap-Spreads
Im Bereich der liquiden Produkte wie Euroland-Staatsanleihen oder Agency-Bonds erwartet Bernd Hoefel, Leiter Financial Strategy Group, 2002 insgesamt ein relativ schwieriges Jahr, um eine gute Performance zu erzielen. Allerdings zeigt er sich zuversichtlich, dass die Bund-Swap-Spreads auf absehbare Zeit relativ eng bleiben werden. Das Ende der Swap-Spread-Kompression sei zwar in greifbarer Nähe, eine Ausweitung in stärkerem Maße aber unwahrscheinlich.
Bei der Vorhersage der möglichen Zinsentwicklung erwartet Hoefel für das Segment der zehnjährigen Staatstitel im Jahresverlauf leichte Zinssteigerungen, die sich allerdings in Grenzen halten würden. Wahrscheinlich sei ein Anstieg in Richtung 5,25 %. Aufgrund guter Nachfrage bleibe das Segment der dreißigjährigen Titel auf Dauer relativ teuer, so Hoefel.