natürlich auch für alle anderen,artikel bei onvista von heute, viel spass bei lesen: FRANKFURT (dpa-AFX) - Die scharfe Korrektur in Reaktion auf die Finanzkrise hat
die internationalen Aktienmärkte auch aus charttechnischer Sicht an den
Scheideweg gebracht: Die Kursgewinne der vergangenen Jahre stehen auf dem Spiel.
Hoffnung gibt es aber für die zweite Jahreshälfte, die aus Sicht der Technischen
Analyse Licht am Ende des Tunnels zeigt und den Aktienmärkten positives
Überraschungspotenzial verleiht. Das ist der Tenor der 4ten Frühjahrskonferenz
der Vereinigung Technischer Analysten Deutschlands (VTAD) unter dem Thema
'Subprimekrise und Aktiencrash – Herausforderung 2008'.
RAUHES ERSTES HALBJAHR, POSITIVES ZWEITES

Aktuell ist die Psyche der Anleger angegriffen. 'Die Anlegermentalität hat sich
verändert - Aktien werden bei Rückschlägen nicht mehr gekauft, sondern bei
Erholungen verkauft', sagt Jörg Scherer, Technischer Analyst bei HSBC Trinkaus.
Die langjährigen Aufwärtstrends seien Geschichte. Auch die 'Relative Stärke' der
internationalen Aktienindizes lasse die Börsenampeln auf Rot stehen. Dieser
Indikator setzt Auf- und Abwärtsbewegungen von Indizes über die Zeit in
Relation. Anleger müssen daher mit einem Test des Januar-Tiefs bei 6.384 Punkten
im DAX rechnen. Darunter bestehe Risiko bis auf 6.200 Zähler abzurutschen.
Optimismus für das zweite Halbjahr zieht Scherer dennoch aus zyklischen
Überlegungen: Die Zyklik lege für 2008 ein verhaltenes Auftaktquartal nahe,
während das zweite Halbjahr Überraschungspotenzial biete. Dann greift dem
Analysten zufolge die alte Börsenweißheit 'US-Wahljahre sind Börsenjahre'. Auch
der Demographie- und Konsumzyklus gebe Aktien Rückenwind bis zum Ende des
Jahrzehnts. Entwarnung gebe der DAX aber erst mit einem Anstieg über die
technisch besonders wichtige Marke von 7.190 Punkten.
Thomas Nagel von Equinet stellt die verlorengegangene 'Relative Stärke' von
Europas Börsen im Vergleich zu den USA als aktuelle Belastung heraus. 'Anleger
müssen abwarten, bis dieser Abwärtsdruck abgebaut ist.' Positiv wertet der
technische Analyst aber, dass die wichtige Unterstützung bei 6.300 bis 6.500
Punkten im DAX während der scharfen Korrektur Ende Januar - die aus Sicht aller
Experten charttechnisch einigen Schaden anrichtete - gehalten hat. Würden diese
Niveaus unterschritten, taxiert Nagel das maximale Rückschlagspotenzial auf
5.500 bis 5.700 Punkte, auch wenn dieses aus seiner Sicht nicht ausgeschöpft
werden würden. Nachdem sich diese 'Relative Stärke' zuletzt schlagartig
verschlechtert hat, rechnet Nagel im Jahresverlauf mit einer Gegenbewegung, die
dem DAX neue Kraft geben wird.
Der Technische Analyst Holger Galuschke fürchtet für den europäischen Markt eine
negativeres Szenario: 'Der EuroSTOXX50 hat seinen viereinhalbjährigen
Aufwärtstrend im Oktober beendet.' Im stark verschlechterten technischen Umfeld
sei die Wahrscheinlichkeit eines Abwärtsszenarios gestiegen und die Luft nach
oben begrenzt. Galuschke sieht massiven Widerstand für den EuroSTOXX50 bei 3.892
Punkten und wäre von einem Rückschlag des europäischen Leitindex auf 2.560
Zähler – dem Tief vom August 2004 - nicht überrascht.
ZYKLIK UND SAISONALE MUSTER POSITIV
Hoffnung für das zweite Halbjahr machen wie von Scherer angesprochen die
saisonalen Muster der Aktienmärkte in Jahren der US-Präsidentschaftswahl. Die
Saisonalität untersucht jahreszeitlich bedingte Verläufe. 'Das Vorwahljahr- und
das Wahljahr verlaufen typischerweise positiv an den Aktienmärkten', betont
Dimitri Speck von SeasonalCharts. Stimulierende Maßnahmen werden vor der Wahl
getätigt und unpopuläre erst hinterher - das stützt die Börse. Wahljahre selbst
zeigen typischerweise einen schwachen Start und einen deutlichen Anstieg in der
zweiten Jahreshälfte. Das stimme für 2008 positiv.
Robert Rethfeld von Wellenreiter-Invest sagt: 'Das Tief an den Aktienmärkten im
Januar war sehr signifikant und bietet entsprechend gute Unterstützung.' Der
Experte erwartet zwar auf Sicht der kommenden Jahre eine längere Durststrecke an
den Aktienmärkten, die sich langfristig tendenziell seitwärts bis leicht abwärts
bewegen sollten. Für den weiteren Jahresverlauf 2008 ist aber auch Rethfeld
nicht skeptisch. Er rechnet bereits im zweiten Quartal mit einer vorgezogenen
Erholung der internationalen Börsen, da Investoren schon vor dem erwarteten
Anstieg im Jahresverlauf kaufen.
Fondsmanager Dietrich Denkhaus zieht seine Prognose aus der
Elliot-Wellen-Analyse, die sich wiederholende Wellenmuster in Kursverläufen
untersucht. Denkhaus sieht die Börsen aktuell in ihrer letzten Aufwärtswelle,
innerhalb der sie aktuell eine Korrektur durchlaufen. Auch aus dieser Sicht ist
im zweiten Halbjahr eine Erholung zu erwarten. Wegen des technisch
angeschlagenen Kursbildes dürfte diese aber nicht mehr so stark ausfallen und
die Indizes werden es schwer haben, ein neues Hoch zu markieren. Die größten
Chancen räumt Denkhaus der japanischen Börse ein, wo er Ende April ein
Kaufsignal erwartet./fat/sk/wiz
--- Frederik Altmann, dpa-AFX ---