Ein Interessanter und informativer Wikiartikel - Wir scheinen aber makro irgendwie immer ein bisschen aneinander vorbeizureden.
Jedenfalls makro. Versprochen. ...
Hast Du denn den Wiki-Artikel zuende gelesen ? Schau mal, was man da finden kann:
By its own laws, MS (monetary sovereign) government can give itself the unlimited ability to create its sovereign currency and to give that currency any value it chooses. (Many nations intentionally have reduced the value of their currency, to stimulate exports.)
Thus, an MS government never can be forced into bankruptcy or to run short of its sovereign currency. It can pay any debt of any size, so long as that debt is denominated in its sovereign currency. It neither needs to borrow nor to tax, to service debts in its sovereign currency. It does have to impose taxes, though. Firstly, to create a demand for the currency and underpin its value. Secondly, to allow it to spend without inflating the currency. Spending by the domestic private sector and the overseas sector has an effect on both debt and inflation. Government can have a strong influence on both but is never in total control of either.
Wenn Du die Saldenmechanik ernst nimmst, verbietet sich der isolierte Blick auf die Public Debt, denn Budget Balance und Private Sector Balance stehen in einer kausalen Relation: Federal Deficit = Private Surplus und umgekehrt. Weil die Total Debt logischerweise aus aufaddiertem Budget Deficits besteht, resultiert: Total Public Debt 17 Bio $ = Net Adding eben dieser 17 Bio $ für den Privatsektor. ..
Die Diskussion um Debt Burden, Running out of Money, Grenznutzen usw geht also klar am Thema vorbei, weil es um die Qualtität dieser Relation geht, nicht um ihr Volumen. Saldenmechanisch folgt a Public Debt / Deficit ist ein Instrument zur Steuerung der Privat Debt und b Wachstum geht im Cap grundsätzlich mit Deficiten Hand in Hand. Tendiert das Budget zum Surplus, kumuliert eben der Privatsektor das Deficit (und umgekehrt). Auch China lernt gerade dieses Basic....
In MMT, we see public debt as private wealth and the interest payments as private income. The outstanding public debt is really just an expression of the accumulated budget deficits that have been run in the past. These budget deficits have added financial assets to the private sector, providing the demand for goods and services that have allowed us to maintain income growth. And that income growth has allowed us to save and accumulate financial assets at a far greater rate than we would have been able to without the deficits.
Budget minus = private plus:
zuerst nochmal die grobe Unterscheidung zwischen dem Versuch, Kreditgeld und seine Zyklen funktional und entlang empirischer Evidenz zu beschreiben und dem Bedürfnis, wirkliche oder vermeintliche Mißstände dingfest zu machen und Therapien zu formulieren. Ich finde, Du bringst diese beiden Ebenen immer wieder durcheinander, was zu Missverständnissen führen muss. ..
Selbst verorte ich mich in der ersten Ebene, arbeite mich also daran ab zu verstehen, wie die Zyklen, Boom & Bust, Malinvestment & Deinvestment bis hin zur psychologischen Oberfläche funktionieren. Nichts von all dem behandle ich als Entgleisung, Fehlentwicklung oder Versagen, sondern recht schlicht als den der Analyse vorausgesetzten Gegenstand. Weltverbesserungsvorschläge wie die der MMT oder auch der Austrians betrachte ich gelegentlich mit Sympathie, sind aber nicht mein Ding. ..
Die Geldmenge setzt sich aus der Gesamtverschuldung zusammen.
Nein, die umlaufende Geldmenge ist in ihrem Volumen Funktion der Kreditbewegung des Privatsektors. Jeder frisch gezogener Kredit erhöht die Geldmenge, jeder getilgte schrumpft sie. Öffentliche Verschuldung redistributiert lediglich das im Privatsektor erzeugte Geld. Dieser funktionale Zusammenhang hat mit Bretton Woods an Elastizität hinzugewonnen...
Das Wachstum der Geldmenge/Schulden liegt seit dem Zusammenbruch des Brettons Woods-Systems um ein Vielfaches über dem der Realwirtschaft. Die zyklischen Krisen haben seit dieser Zeit entsprechend zugenommen. Das ist das große Problem, das ich dabei sehe.
Nein, die zyklischen Krisen haben sowohl in Quantität wie Tiefe seit Bretton Woods signifikant abgenommen - eben weil die 'künstliche' Deckelung der Kreditbewegungen durch ein elastisches System ersetzt wurde (s Graphik)
Effekte von einer Erhöhung der Geldmenge auf das Wachstum, gleich ob dies durch privaten Kredit oder durch Deficitspending passiert, kürzen sich dabei nach einer gewissen Zeit durch die hervorgerufenen Preissteigerungen heraus. Genauso wie sich die negativen Effekte einer Verringerug der Geldmenge durch Deflation herauskürzen.
Nein, die Notenbank hat keinen kausalen Einfluss auf die Geldmenge (nicht beweist dies mehr als die versch QE-Phasen). Der einzige Weg der Einflussnahme ist der über die Fiscalpolitik, also über Spending / Taxation. Preissteigerungen ergeben sich dann, wenn die Kreditexpansion des Privatsektors das Produktivwachstum überschreitet und umgekehrt. Die Geldmenge spiegelt diesen Prozess, verantwortet ihn aber nicht...
..dass die antizyklische Höhe bzw. Geschwindigkeit der Neuschuldenaufnahme (Defizit) etwas anderes ist, als das antizyklische Krisenmanagement, das Keynes vorgeschlagen hatte.
Nein, es gibt kein antizyklisches Krisenmanagment. Der Staat geht in der Recession zwangsläufig reaktiv ins Deficit, weil Steuern schrumpfen und Sozialausgaben steigen. Damit substituiert er private Nachfrage wie Einkommen, was die kausale Voraussetzung dafür bildet, Privat Debt rückabzuwickeln. Verhält sich die Fiscalpolitik dysfunktional wie derzeit in der Peripherie, verstärkt sie temporär den recessiven Effekt, weil die Gesamtersparnis abnimmt...
Unterm Strich ist die Staatsverschuldung im Verhältnis zum GDP seit der Auflage unseres Papiergeldsystems 1971 nach einer kurzen Anlaufzeit doch ziemlich beständig gestiegen. Um nochmal Missverständnissen vorzubeugen, es geht mir hier nicht um die Entwicklung der depts als nominale und bezugslose Größe, sondern immer im Verhältnis zum GDP.
Nein, postrecessiv tendiert das Federal Budget genauso zum Surplus wie zuvor zum Deficit. Im echten Boom wird der Staat effektiv Schulden zurückzahlen (siehe Clinton oder die Piigs vor 08), was zwingend mit einer Eskalation privater Verschuldung zusammenfällt. Beides triggert dann den nachfolgenden Bust...
Wäre eine Erhöhung der Geldmenge - nun fasse ich ich public und privat depts wieder saldenmechanisch als Größe zusammen - tatsächlich mit entsprechendem Wachstum identisch, so hätten sich Geldmenge und Wachstum in der Relation gar nicht verschieben können. Die Entwicklung der gesamten Depts (private + public) entspräche immer der Entwicklung des realen Wachstums - dies ist aber evident gerade nicht der Fall.
Nein, Pivat Debt und Public Debt lassen sich saldenmechanisch eben nicht zusammenfassen (ein typischer 3 Klangfehler). Dass die Geldmenge per saldo schneller steigt als das GPD folgt aus der Kreditfunktion des Geldes, denn Kredit bezieht sich auf und antizpiert zukünftiges Wachstum. ..
Und ich finde es so wichtig, dass möglichst viele folgen können. Es gibt da eine interessante Sache, "wir Deutsche" versuchen unser Wissen über gehobenes Schreibniveau zum Ausdruck zu bringen, "US-Bürger" hingegen gelten als "wissend" wenn sie komplexe Zusammenhänge in einfache Erklärungen packen können.
Ich denke, die Ausdrucksweise wird sicher von der eigenen Mentalität beeinflusst. Sich von dieser zu trennen, wie es Politker und Funktionsträger auf Kursen lernen, verbessert nicht unbedingt die Überzeugungskraft. Englisch: Zeitgenössische Geldtheorien sind im deutschen Sprachraum unbekannt, der Zugriff auf angelsächsische Quellen daher unverzichtbar. 'Masse ansprechen': Ausgangspunkt hier ist das Antizyklische Trading. Popularität, Beliebtheit wird entsprechend invers gelesen...
Wenn ich dich richtig verstehe Fill, dann spielt es bei deiner Theorie (bzw. der aufgezeigten) keine Rolle ob der Staat Geld schöpft oder nicht, da es letztlich immer an der Kreditnachfrage der Privaten liegt. Wenn das so wäre, dann frage ich mich, warum Gelddruckorgien immer im Niedergang der Währungen endeten? Irgendwo muss das geschöpfte Geld doch hin gehen? Kannst du mir sagen wohin? Der Staat finanziert hiermit ja etwas, bzw. eigentlich tut es die Notenbank.
Aus Deinem VWL Studium solltest dir der Unterschied zwischen Geld- und Fiskalpolitik doch eigentlich geläufig sein. Geldpolitik agiert als allgemeiner Garant des Geldsystems und versucht, über Einfluss auf den Zins Einfluss auf die Geldmenge zu nehmen. In jedem Fall tauscht sie dabei Reserves gegen Sicherheiten der Bank, was monetär ein Nullsummenspiel darstellt. Fiskalpolitik nimmt hingegen kausalen Einfluss auf die Geldmenge, insofern Spending reales Einkommen schafft, während Taxation dieses entzieht...
Und die Privaten entschulden sich meiner Meinung nach nicht nur da sie sich keine weiteren Kredite mehr antun wollen, sondern auch da sie gar keine mehr bekommen, selbst wenn sie welche möchten, einfach da nach der Krise das Risiko für einen Ausfall höher angesehen wurde.
Richtig, ist das Kind in den Brunnen gefallen und die Kreditblase geplatzt, implodiert die Kreditnachfrage, eskaliert die Sicherheitsanforderung an den nicht mehr vorhandenen Kreditnehmer, während der Preis für Kredit nach unten geht....
Es gibt außerdem kein Beispiel aus der Geschichte wo es am Ende einer "Gelddruckorgie" nicht zum totalen Zusammenbruch der Währung gekommen ist.
Meiner Meinung nach hat "Gelddrucken" immer einen Einfluss, der sich früher oder später durchschlägt. Wie sagte Keynes: "Es gibt nichts umsonst".
Es gibt kein Gelddrucken. Die Staaten betreiben vielmehr global Austeritätspolitik, was Aggregate Demand und damit das Wachstum belastet (in den US derzeit mit - 1.7 % GDP). Das Wachstum der Geldmenge/Kreditmenge ist in der Eurozone negativ, in den US geringfügig positiv...
Es ist doch auch so, die USA könnten ihre Schulden ohne die Fed gar nicht mehr finanzieren, da es nicht mehr genügend Käufer für ihre Anleihen gibt. Somit wird doch der Markt-Zins durch die Käufe künstlich unten gehalten, was aber schon gar nicht mehr funktioniert, auch hier hat die Fed längst ihr Pulver verschossen.
Das US-Budget tendiert a Richtung Surplus und b hat nicht das geringste Problem, Bonds am Markt abzusetzen. Die langen Zinsen sind primär eine Funktion von Konjunkturerwartungen und sind in allen QE-Phasen per saldo gestiegen....
das kann man am Beispiel Griechenland sehen. Dort war niemand mehr bereit in Staatsanleihen zu investieren (Nachfragetheorie), aber das war ja nur der Fall, da das Risiko (Risikotheorie) so hoch erschien. Die Folge war ein extremer Zinsanstieg.
Die Piigs sind ein Sonderfall, insofern spekulatives Kapital vor dem Hintergrund eines noch unfertigen Euros einen Test auf dessen politische Garantie durch die Euro-Kernmächte durchgezogen hat. Praktisch gelten für die Piigs - im Ggs zu den US - die Bedingungen eines überschuldeten Privathaushaltes, dessen Kreditwürdigkeit nicht nur an möglichen Sicherheiten, sondern auch an seiner Fähigkeit hängt, zukünftiges Einkommen zu generieren...
Wenn ich dich richtig verstehe Fill, dann gehst du davon aus, dass der US-Markt einen fundamental begründeten Anstieg erlebt hat, da die Gewinne so hoch ausfallen. Hast du dir schon mal überlegt wie es zu diesen hohen Gewinnen kam?
Profits on Record = Deinvestment (Sparen) auf Unternehmensseite + sinkende Reallöhne (steigende Produktivität) + staatliches Rekord-Deficit. Letztere Variable kehrt sich um, was die Investitionsquote erhöht und damit die Profitabilität mindert. ..
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