Mehr als zwei Drittel des weltweit erzeugten Opiums kamen in den neunziger Jahren aus Afghanistan. Nun sind die alten Felder wieder bepflanzt, Bauern planen die Ernte - aller Verbote durch die neue Regierung zum Trotz.
Mohnfeld in der Provinz Nangharhar: Die Vernichtung der Pflanzen würde Zehntausende in Existenznot stürzen
Kabul - Eigentlich sollten auf den Feldern bei Kandahar bis Mitte März die Traktoren rollen und alle Mohnplanzen unterpflügen. So jedenfalls hat es der neue Gouverneur der Region angekündigt. Aber wenige Kilometer von seinem Amtssitz entfernt bereitet Bauer Abdul Wadud unbekümmert die Ernte vor, die in wenigen Wochen ansteht. Von einem Verbot des Opium-Anbaus habe er nichts gehört, meint er. Und der Verwaltungschef des Bezirks entschuldigt sich für seine Untätigkeit bei der Kontrolle des Verbotes: "Wir haben halt noch keine stabile Regierung".
Opium in Afghanistan ist ein großes Problem - für die neue Regierung wie für die Vereinten Nationen und die westlichen Staaten, die militärische Sicherheitsgarantien für Afghanistan übernommen haben. In den neunziger Jahren wurde der Rohstoff für Heroin zur Haupteinnahmequelle des Landes. Auch mehr als 70 Prozent des weltweit erzeugten Opiums kam aus Afghanistan.
Im Jahr 2000 verbot das Taliban-Regime den Opium-Anbau, die Produktion kam fast ganz zum Erliegen. Doch nach Beginn des Afghanistan-Krieges der USA vergangenen Jahres bestellten die Bauern ihre Mohnfelder wieder neu. Nach einer ersten Untersuchung der Vereinten Nationen wurden 84 Prozent der ehedem mit Opium-Pflanzen bestellten Felder wieder erneuert.
Die Vernichtung der Ernten würde Zehntausende Bauern und Landarbeiter in Existenznot stürzen. "Wir haben hohe Ausgaben - Saatgut, Wasser, die Miete für den Traktor", erklärt der 30-jährige Wadud am Rand seines "Dschiribs", eines rund 2000 Quadratmeter großen Feldes. "Der Mohn deckt unsere Kosten. Der Weizen gibt das, was wir zum Essen brauchen."
Ähnlich wie Wadud nutzt jeder Bauer mindestens ein Viertel seiner von tief gelegenen Quellen bewässerten Felder für den Mohnanbau. "Wenn ich ein 'Dschirib' mit Weizen bestelle, kann ich 7.000 Rupien (140 Euro) verdienen", erklärt der 25 Jahre alte Mohammad Gul. "Ein 'Dschirib' mit Mohn bringt 100.000 Rupien."
Die seit Dezember amtierende Interimsregierung von Hamid Karsai hat im Januar ein Verbot des Mohnanbaus verhängt. Da war die Saat aber längst ausgebracht. Verwaltungschef Nasar ist skeptisch, ob das Verbot umgesetzt werden kann: "Die Regierung hat die Macht, den Mohnanbau mit Gewalt zu stoppen. Aber das wäre nicht gut. Es ist eine neue Regierung, die Leute sind arm und haben keine andere Einkommensquelle als Mohn." Ähnliche Bedenken sind auch aus der Nachbarprovinz Helmand zu hören, der größten Mohnanbauregion in Afghanistan. Die US-Regierung, die anderen an der internationalen Schutztruppe beteiligten Staaten sowie die Drogenbehörde der Vereinten Nationen halten sich mit öffentlichen Ermahnungen noch zurück. Hinter den Kulissen wird diskutiert, ob die Ernte zerstört oder mit internationalen Mitteln aufgekauft werden sollte und wie man den künftigen Anbau stoppen kann.
Die Bauern der Ortschaft Schah Agha Dorahi wissen, welche Alternativen es geben könnte. Mit einem Traktor für jeweils zwei Bauern sowie Saatgut und Düngemitteln könnten sie Gewürze oder andere profitable Agrargüter anbauen, sagt der 45-jährige Ibrahim Jan: "Aber in den vielleicht 30 Jahren, in denen in der Provinz Kandahar schon Mohn angebaut wird, ist niemals jemand zu uns gekommen, um darüber zu reden".
Mohnfeld in der Provinz Nangharhar: Die Vernichtung der Pflanzen würde Zehntausende in Existenznot stürzen
Kabul - Eigentlich sollten auf den Feldern bei Kandahar bis Mitte März die Traktoren rollen und alle Mohnplanzen unterpflügen. So jedenfalls hat es der neue Gouverneur der Region angekündigt. Aber wenige Kilometer von seinem Amtssitz entfernt bereitet Bauer Abdul Wadud unbekümmert die Ernte vor, die in wenigen Wochen ansteht. Von einem Verbot des Opium-Anbaus habe er nichts gehört, meint er. Und der Verwaltungschef des Bezirks entschuldigt sich für seine Untätigkeit bei der Kontrolle des Verbotes: "Wir haben halt noch keine stabile Regierung".
Opium in Afghanistan ist ein großes Problem - für die neue Regierung wie für die Vereinten Nationen und die westlichen Staaten, die militärische Sicherheitsgarantien für Afghanistan übernommen haben. In den neunziger Jahren wurde der Rohstoff für Heroin zur Haupteinnahmequelle des Landes. Auch mehr als 70 Prozent des weltweit erzeugten Opiums kam aus Afghanistan.
Im Jahr 2000 verbot das Taliban-Regime den Opium-Anbau, die Produktion kam fast ganz zum Erliegen. Doch nach Beginn des Afghanistan-Krieges der USA vergangenen Jahres bestellten die Bauern ihre Mohnfelder wieder neu. Nach einer ersten Untersuchung der Vereinten Nationen wurden 84 Prozent der ehedem mit Opium-Pflanzen bestellten Felder wieder erneuert.
Die Vernichtung der Ernten würde Zehntausende Bauern und Landarbeiter in Existenznot stürzen. "Wir haben hohe Ausgaben - Saatgut, Wasser, die Miete für den Traktor", erklärt der 30-jährige Wadud am Rand seines "Dschiribs", eines rund 2000 Quadratmeter großen Feldes. "Der Mohn deckt unsere Kosten. Der Weizen gibt das, was wir zum Essen brauchen."
Ähnlich wie Wadud nutzt jeder Bauer mindestens ein Viertel seiner von tief gelegenen Quellen bewässerten Felder für den Mohnanbau. "Wenn ich ein 'Dschirib' mit Weizen bestelle, kann ich 7.000 Rupien (140 Euro) verdienen", erklärt der 25 Jahre alte Mohammad Gul. "Ein 'Dschirib' mit Mohn bringt 100.000 Rupien."
Die seit Dezember amtierende Interimsregierung von Hamid Karsai hat im Januar ein Verbot des Mohnanbaus verhängt. Da war die Saat aber längst ausgebracht. Verwaltungschef Nasar ist skeptisch, ob das Verbot umgesetzt werden kann: "Die Regierung hat die Macht, den Mohnanbau mit Gewalt zu stoppen. Aber das wäre nicht gut. Es ist eine neue Regierung, die Leute sind arm und haben keine andere Einkommensquelle als Mohn." Ähnliche Bedenken sind auch aus der Nachbarprovinz Helmand zu hören, der größten Mohnanbauregion in Afghanistan. Die US-Regierung, die anderen an der internationalen Schutztruppe beteiligten Staaten sowie die Drogenbehörde der Vereinten Nationen halten sich mit öffentlichen Ermahnungen noch zurück. Hinter den Kulissen wird diskutiert, ob die Ernte zerstört oder mit internationalen Mitteln aufgekauft werden sollte und wie man den künftigen Anbau stoppen kann.
Die Bauern der Ortschaft Schah Agha Dorahi wissen, welche Alternativen es geben könnte. Mit einem Traktor für jeweils zwei Bauern sowie Saatgut und Düngemitteln könnten sie Gewürze oder andere profitable Agrargüter anbauen, sagt der 45-jährige Ibrahim Jan: "Aber in den vielleicht 30 Jahren, in denen in der Provinz Kandahar schon Mohn angebaut wird, ist niemals jemand zu uns gekommen, um darüber zu reden".