Biotechnologie
Morphosys-Aktie eine Wette auf profitable Zukunft
21. Mai 2004 Die Aktie des Münchener Biotechnologieunternehmens Morphosys dürfte als einer der Gewinner dieser Woche aus dem Handel gehen. Denn sie hat eine wahre Kursexplosion zur Wochenmitte erlebt. Das Papier legte mehr als 28 Prozent auf 20,55 Euro zu. Der Grund: Morphosys hat mit dem schweizerischen Pharmakonzern Novartis eine Kooperation bei der Antikörperforschung geschlossen. Die Hochstimmung stellt indes als nicht ganz so nachhaltig heraus, wie es sich Morphosys-Aktionäre sicherlich gewünscht haben: Den Freitag nutzen Anleger zu Gewinnmitnahmen. Das Titel verliert bis zum frühen Nachmittag im Xetra-Handel 6,31 Prozent auf 20,10 Euro. Das sind zwar etwa 112 Prozent mehr, als die Aktie vor Jahresfrist kostete. Doch auf Sicht von zwei Jahren steht ein satter Kursverlust zu Buche, von der Entfernung zu einstigen Kurshöhen ganz zu schweigen. Allerdings spricht die Aussicht, daß Morphosys bald die Gewinnschwelle erreichen könnte, für den Titel.
Novartis wird Großaktionär von Morphosys
Morphosys entwickelt und wendet Technologien zur Herstellung synthetischer Antikörper für die Medikamentenforschung an. Unter anderem nutzen der Leverkusener Pharma- und Chemiekonzern Bayer und der amerikanische Pharmariese Pfizer Morphosys-Technologien, wie Reuters anmerkt. Im Mittelpunkt der Zusammenarbeit mit Novartis stehe die Entwicklung von Wirkstoffen auf der Grundlage von Antikörpern, teilte Morphosys am Mittwoch in einer Pflichtmitteilung mit.
In den ersten drei Jahren dieser Kooperation werde Novartis die Forschungsaktivität bei Morphosys finanzieren. Die Vereinbarung könne auf fünf Jahre ausgedehnt werden. Novartis werde sich innerhalb der Kooperation mit rund neun Millionen Euro über eine zinslose Wandelanleihe mit einer Laufzeit von sechs Monaten an Morphosys beteiligen; in einem halben Jahr wird diese Anleihe in gut 490.000 Aktien von Morphosys umgewandelt, so daß Novartiis dann 9,1 Prozent des Aktienkapitals des Biotech-Unternehmens halten wird.
Zusätzlich wird Morphosys für Forschungsarbeiten und Lizenzen über die nächsten drei Jahre 30 Millionen Dollar erhalten. Ferner soll Morphosys Technologie-Lizenzgebühren, sogenannte Meilensteinzahlungen für das Erreichen von Forschungs- und Entwicklungszielen und auch Tantiemen aus der Vermarktung der künftigen Antikörperprodukte erhalten.
Vertrag als Vertrauensbeweis - Auf Weg zu schwarzen Zahlen?
Die Zusammenarbeit mit Novartis ist die größte Kooperation, die Morphosys bisher abgeschlossen hat. Und mithin gewiß ein Zeichen des Vertrauens in die Leistungsfähigkeit des Unternehmens. Eine andere Frage ist, wann die angekündigten Zahlungen in welcher Höhe kassenwirksam werden, wie eine Morphosys-Sprecherin zu FAZ.NET sagte. Insofern ist zwar abzusehen, daß es nicht bei der Vorhersage bleibt, den zuletzt um neun Prozent auf 15,3 Millionen Euro gesunkenen Jahresumsatz auf 19 Millionen Euro zu erhöhen. Die Prognose werde überarbeitet - nur sei das neue Ziel noch unklar.
Gleiches gilt für die Frage, wann das Unternehmen auch unter dem Strich schwarze Zahlen schreiben wird. Im vergangenen Jahr hat es immerhin ein positives operatives Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisation (Ebitda) von 1,25 Millionen Euro nach einem Betriebsverlust von 18,7 Millionen Euro im Jahr davor verzeichnet. Das Nettoergebnis war jedoch negativ. Den Verlust konnte Morphosys aber von 24,4 Millionen Euro auf 4,1 Millionen Euro drücken. Gleichzeitig schwoll der Netto-Barmittelzufluß auf 5,8 Millionen Euro an und war erstmals positiv. Zudem wuchs die Summe der liquiden Mittel um 20 Prozent auf 23,2 Millionen Euro zu Ende Dezember 2003.
Aktie hoch bewertet - Kurzfristiger Abwärtstrend überwunden
Mithin gibt die Geschäftsentwicklung Anlaß zu berechtigten Hoffnungen, daß Morphosys bald auf Jahresbasis schwarze Zahlen schreiben wird, und darauf kommt es schließlich an. Sabine Eberhardt, Analystin von Merck Finck & Co., hat schon Ende April nach dem gemeldeten Umsatzplus von 14 Prozent und einem Nettoergebnis von 466.000 Euro im ersten Quartal gemeint, die Ertragswende werde spätestens 2005 gelingen. Vielleicht wird dies auch schon in diesem Jahr der Fall sein, meint sie nun. Dies wäre ein Meilenstein für eine deutsche Biotech-Firma. Die Analystin empfiehlt den Titel zum Kauf, während die DZ Bank die Aktien im März nach dem Kursanstieg auf knapp 22 Euro ebenso wie das Bankhaus Vontobel als Halte-Position bezeichnet hatte; allerdings bescheinigt Vontobel dem Biotech-Unternehmen eine „exzellente Technologie in starkem Wettbewerb“.
Die Morphosys-Aktie kann sich also nicht nur auf die Aussicht auf einen baldigen Tritt über die Gewinnschwelle stützen, sondern auch auf vielstimmiges Analystenlob. Der Titel ist dessen ungeachtet mit einem Verhältnis vom Umsatz zum Börsenwert von 0,15:1 weiter hoch bewertet, wenn auch nicht so hoch wie GPC Biotech, bei der diese Kennziffer 0,09:1 beträgt; im zweiten Fall ist also der Börsenwert gut zehnmal höher als der Umsatz. Charttechnisch sieht es nicht berauschend, aber auch nicht schlecht aus. Der Titel bewegt sich seit dem Ausbruch aus dem langfristigen Abwärtstrend im Februar im Aufwärtstrend, ist aber in der seit Januar geltenden und von 16 bis knapp 23 Euro reichenden Handelsspanne gefangen. Ein Sprung über die obere Grenze wäre ein starkes technisches Kaufsignal.
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Bin ja mal gespannt, wie schnell es GPC gelingt, da aufzuschliessen. 2 bis 3 Jahre mindestens, vorher wird GPC weiterhin kaum Umsätze machen, dafür dann rapide nach oben, wenns denn klappt..
Grüße
ecki