Die wichtigsten Ursachen für den Niedergang des römischen Reiches liegen wohl in unfähigen Kaisern, korrupten Statthaltern und dem zu großen Reich bei zu kleinem Heer.
Das Adoptivkaisertum stellte den Höhepunkt in der Entwicklung des römischen Kaiserreichs dar.
Hier wurden immer die fähigsten Menschen ausgewählt und zu den Nachfolgern des regierenden Kaisers ernannt.
Daß Marc Aurel seinen Sohn Commodus zu seinem Thronfolger machte, war wohl sein einziger großer Fehler, da er damit das Adoptivkaisertum 180 beendete.
Für ein Reich dieser Größe, war das Heer nicht ausreichend. Als Trajan 114 das Partherreich angriff, um die Gefahr, die von dieser Großmacht ausging für immer zu bannen, brach erneut ein großer Judenaufstand aus, der das ganze Gebiet zwischen Zypern und Ägypten ergriff und nur unter Aufbietung aller Reserven niedergeschlagen werden konnte.
Trajans Nachfolger Hadrian gab alle eroberten Gebiete im Partherreich auf, da die Kräfte längst nicht mehr ausreichten, auch noch diese Gebiete zu sichern.
Viele römische Statthalter beuteten das Land skrupellos aus und bereicherten sich kräftig auf Staatskosten, errichteten Willkürherrschaften und provozierten damit Aufstände. Die Reformen Diocletians dämmten derartige Praktiken weitgehend ein, da sie auf ständige gegenseitige Kontrolle und Bespitzelung ausgerichtet waren.
Die Barbaren an den Grenzen entwickelten sich von ursprünglich kleinen Dorfgemeinschaften zu großen, mächtigen Stammesverbänden, die nicht nur eine Horde Primitiver waren, sondern von durchaus klugen und fähigen Herrschern regiert wurden. Die Römer unterschätzten die Gefahr, die von ihnen ausging lange Zeit.
Die Kommandeure der Grenzlegionen erhielten weitreichende Kompetenzen, um schnell auf Krisensituationen reagieren zu können. Gleichzeitig erhielten sie auch genug Macht, um sich selbst zum Kaiser ausrufen zu können, wodurch leicht Bürgerkriege entstehen konnten.
Man muß auch die finanziellen Schwierigkeiten beachten, mit denen das Reich zu Kämpfen hatte. Während der großen Reichskrise im dritten Jahrhundert wurde die Steuerschraube unter jedem neuen Kaiser immer weiter gedreht, bis sie fast unerträglich wurden. Einige Kaiser (wie Valentinian) hatten zwar Mitleid mit den Reichsbürgern, mußten die Steuern aber trotzdem erhöhen. Der Höhepunkt wurde schließlich unter Theodosius erreicht, der 383 verkündete: "Niemand soll irgendwelches Vermögen besitzen, ohne es zu versteuern!". Dieses Ziel wurde mit beispiellos strengen Kontrollmaßnahmen verfolgt, er erließ eine Flut von Edikten und Gesetzen.
Selbst die Reichen besaßen inzwischen Steuerschulden beim Staat, die ihnen jedoch teilweise von Valentinian III. erlassen wurden - nur den Reichen wohlgemerkt: die Unzufriedenheit wuchs.
Die meisten Bürger sahen den im vierten Jahrhundert eingeführten (unter Theodosius) solidus (mit einem Drittel Gewicht des ursprünglichen solidus) nie, sie konnten sich nur die Bronzemünzen leisten, es mußten mehr von dieses hergestellt werden und es kam zu einer galoppierenden Inflation.
Ganze Landstriche wurden ruiniert, da bei der Eintreibung der Steuern von den korrupten Beamten häufig Gewalt angewandt wurde . Die Wirtschaftskrise war nicht mehr aufzuhalten und die Steuerausfälle stiegen von Jahr zu Jahr.
Ein weiterer wichtiger Fakt für den Niedergang des römischen Reiches war die Dekadenz, der viele Römer verfielen. Zum Beispiel fanden Anfang des fünften Jahrhunderts an 175 Tagen des Jahres Feste statt, 200 Jahre vorher "nur" an 135.
Auch die römische Oberschicht begann sich zu regen. Seitdem barbarische Völker in die römische Armee eintreten konnten, stiegen sie auch in höhere Positionen auf, zunächst nur im militärischen Bereich, später auch im zivilen.
Obwohl diese Menschen niederer Abstammung waren, schnappten sie aristokratischen Familien häufig einflußreiche Posten weg, worüber diese nicht sehr begeistert waren.
395 wurde Westrom gar von einem Germanen regiert, Stilicho, der die Vormundschaft über den minderjährigen Kaiser Honorius besaß. Als der Westgote Alarich in Westrom einfiel, wurde er zwar zweimal von Stilicho geschlagen, aber weder vernichtet noch getötet, obwohl Stilicho die Chancen dazu hatte. Stilicho war ebenso wie Alarich Germane und war von einer tiefen Feindschaft gegenüber Ostrom beseelt.
Als 405 wieder einmal germanische Völkermassen den Rhein überquerten, schickte Stilicho ihnen keine Truppen entgegen, da er mit der Vorbereitung einer Invasion in Ostrom beschäftigt war.
Er schürte die Feindschaft zwischen den beiden Reichsteilen, so daß sie sich gegenseitig nicht mehr unterstützten, womit der Niedergang Westroms beschleunigt wurde.
Die römische Regierung (Diocletian) versuchte seit Ende des dritten Jahrhunderts der nächsten Krise durch mehr Provinzen vorzubeugen. Es gab nun rund 100 Provinzen, doppelt so viele wie früher. Damit wollte man erreichen, daß die Gouverneure kein Verwaltungsproblem mehr übersahen und sich keiner der Gouverneure stark genug fühlte, selbst die Regierungsgewalt übernehmen zu wollen. Gleichzeitig wurde allerdings auch die Bürokratie erhöht, was mit steigenden Kosten und langsamerer Reaktionszeit in Krisen verbunden war.
Quellen
Bildatlas der Weltkulturen: Rom (Bechtermünz Verlag)
Encarta 2001 Plus
Das alte Rom (C. Bertelsmann)
Weltgeschichte (Band 3, Bertelsmann Lexikon Verlag)
Lexikon der Antike