Die nächste Hauptversammlung der Telekom am 28. Mai in Köln könnte für Telekom-Chef Ron Sommer zum Tribunal werden, auf dem auch über seine berufliche Zukunft entschieden wird. Jetzt schon kündigen Aktionärsvertreter wie der Geschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) Ulrich Hocker an, dass sie den Druck auf Telekom-Vorstandschef Ron Sommer erhöhen werden.
Hintergrund dieser geladenen Atmosphäre ist der rasante Kurssturz der T-Aktie. Am vergangenen Freitag fiel sie auf ein neuen absoluten Tiefpunkt von 12,38 Euro. Das ist weit unter dem Ausgabepreis, der beim Börsengang 1996 für Privatanleger bei 14,31 Euro lag. Und vermutlich kommt es noch schlimmer. Denn Händler sehen immer noch kein Ende der Talfahrt. Was ist los mit der ersten deutschen Volksaktie?
Seitdem die T-Aktie mit gigantischem Werbeaufwand in drei Tranchen unters Volk gebracht wurde, gab es immer wieder Zweifel an der Geschäftspolitik der Telekom, für die besonders ein Name steht: Ron Sommer. Um der Gefahr "der relativen Bedeutungslosigkeit" zu entgehen, brachte Ron Sommer den ehemaligen Staatsbetrieb auf konsequenten Expansionskurs.
Überteuerte Firmeneinkäufe in den USA, zum Beispiel der Erwerb der amerikanischen Telefonfirma Voicestream für über 30 Milliarden US-Dollar, hohe Investitionen und die Ersteigerung einer UMTS-Lizenz zum Horrorpreis von über 8 Milliarden Euro brachten dem Telekommunikationsriesen einen Schuldenberg von inzwischen sagenhaften 67 Milliarden Euro ein.
Gleichzeitig werfen diese Investitionen in die Zukunft noch (lange?) keine Renditen ab. UMTS-Anwendungen fehlen und ob mit Voicestream die Expansion nach Amerika Früchte tragen wird, ist völlig offen. Experten vermuten inzwischen, dass die Telekom noch weitere Wertberichtigungen wird vornehmen müssen, ähnlich wie bei dem zu hoch bewerteten Immobilienvermögen der Telefongesellschaft.
Darüber hinaus fällt es der Telekom zunehmend schwer, ihre Schulden zu reduzieren. Gerade erst scheiterte der geplante Verkauf des Fernsehkabelnetzes. Der Börsengang von Mobilfunktochter T-Mobile musste wegen der miesen Marktlage verschoben werden. Dabei ist schon in wenigen Wochen frisches Geld nötig, dass sich die Telekom vermutlich über Anleihen besorgen wird.
Und auch die Bundesregierung ist nicht ganz unschuldig an dieser knappen Finanzlage. Schließlich hat man zu jedem nur möglichen Zeitpunkt Geld bei der Telekom abgeschöpft.
Was den frustrierten Anlegern momentan also bleibt, ist eine traurige Erkenntnis: Die Telekom wollte zu schnell zu viel. Genützt hat´s nur dem Staat -als Verkäufer der Aktien und der UMTS-Lizenz.