Wie schon mehrfach gesagt, entscheidet sich der Wert der AT1 Aktien an der Frage, ob eine signifikante Entschuldung durch Immobilienverkäufe und Anleihenrückkauf unter Nennwert möglich ist.
Der FFO1 ist m.E. aktuell vollkommen irrelevant für die Bewertung. Bei einer Verschuldung von mehr als 50%, einer Mietrendite von unter 5% und Anleiherenditen zwischen 8% und 12% wäre der FFO1 spätestens 2026 deutlich negativ!
Hinzu kommt das Problem, dass die für 2023 erwarteten Wertberichtigungen des Immo-Portfolios (Schätzung: 10% bzw. 3 MRD EUR) ohne deutliche Maßnahmen zur Schuldenreduktion die FK-Quote über 60% drücken werden.
Die Abwertung des Immobilienportfolios stellt eine relevante Gefahr für eine Erhöhung des LTV über die kritische 50%-Grenze dar, die zur Kündigung und Fälligstellung der Anleihen führen könnte.
M.E. müsste die Geschäftsleitung JETZT den Aktionären und Anleihegläubigern einen detaillierten Plan zur Entschuldung vorlegen. Ich habe leider den Eindruck, dass das Management seit Monaten in komplette Apathie verfallen und nicht in der Lage ist, die notwendigen schmerzhaften Maßnahmen zu ergreifen.
Das Ziel, ein DAX-Unternehmen aufzubauen ist grandios gescheitert. Statt Richtung DAX wird AT1 den MDAX im Juni aller Voraussicht nach Richtung SDAX verlassen. Dieser dem gigantischen Kursverfall geschuldete Umstand sollte dem Management endlich vor Augen führen, was die Stunde geschlagen hat. Nachdem auch hier im Forum immer noch nicht allen klar zu sein scheint, dass Anleiherenditen von mehr als 10% bei einem mit Mietrenditen von unter 5% arbeitenden Unternehmen als schriller Notruf ein UNMITTELBARES Ergreifen umfassender Notfallmaßnahmen zur signifikanten Schuldenreduktion erfordern! Statt dessen scheint das Management in der Hoffnung auf fallende Zinsen und wieder steigende Immowerte auf Zeit spielen zu wollen. Das ist nichts anderes als ZOCKEN!
Die Folgen dieser die nachhaltige Änderung der Spielregeln des Immobilienmarktes nicht zur Kenntnis nehmen wollenden Zockerei der Geschäftsleitung kann man aktuell bei Adler Group und Corestate sehen. Trotz jahrelanger und eindringlicher Forderungen des Kapitalmarkts nach Entschuldungsmaßnahmen waren die Vorstände beider Unternehmen nicht bereit, die Verschuldung durch freiwillige Liquidation / Zerschlagung des Unternehmens zu bewerkstelligen. Statt dessen hat man die längst eingetretene Überschuldung offenbar partout nicht wahrhaben wollen und den Aktionären quartalsweise immer neue Märchen erzählt. Am Ende haben die Aktionäre einen Totalverlust erlitten und die Entscheidungsgewalt über den Fortbestand des Unternehmens liegt nunmehr allein bei den Anleihegläubigern.
Das große Problem scheint darin zu liegen, dass die Manager ihren geschönten Bilanzwerten selbst glauben und daher nicht in der Lage sind, rechtzeitig Notfallmaßnahmen zu ergreifen.
Adler hat nach dem Perring-Bericht - in einem für Immobilienunternehmen traumhaften Nullzins-Umfeld - ernsthaft noch von der Realisation sämtlicher Bauprojekte gesprochen, statt den Kern allen Übels, nämlich den vollkommen irrwitzig bewerteten und obendrein voll fremdfinanzierten Projektbestand sofort komplett zum Verkauf zu stellen und das Unternehmen zu einem reinen Vermietungsunternehmen umzubauen. Statt dessen hat man das Tafelsilber - vermietete Wohnungen - verkauft und unter Verweis unter die dabei erzielten Erlöse nahe Buchwert, den verbliebenen Müll in der Bilanz als werthaltig erklärt.
Das Vorgehen erinnert fatal an das Handeln der meisten Privatanleger in Krisenzeiten. Um Cash zu sichern werden zunächst die besten Aktien also Gewinnpositionen verkauft. Die schlechten Aktien - Verlustpositionen - werden gehalten und irgendwann am Crashtief mit horrendem Verlust verkauft.
Statt Gewinn laufen zu lassen und Verluste zu begrenzen wird exakt das Gegenteil gemacht.
Von einem Profi CEO erwarte ich, dass er sich von dem psychologischen Phänomen der Abneigung, Verluste zu realisieren, lösen kann. Und genau da scheint auch bei Aroundtown das Problem zu liegen.
Wie aus dem Q4-Bericht ersichtlich, hat man 2022 vorzugsweise gut vermietete Immobilien nahe oder über Buchwert verkauft, mit der Folge, dass der FFO1 2023 deutlich sinkt.
Betriebswirtschaftlich vernünftiger wäre es, all diejenigen Immobilien zu verkaufen, die wegen Leerstands oder lediglich niedriger Mietrendite den FFO1 belasten. Man verkauft also auch bei AT1 lieber das Tafelsilber und erklärt den Rest zu Core-Immobilien, was auch immer das sein soll...
Wenn At1 bereit gewesen wäre, ein 10 MRD Immo-Paket mit 20% Abschlag zum Marktwert zu verkaufen, hätte man dafür selbst in 2022 mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit noch Investoren gefunden und wäre heute aller Verschuldungssorgen ledig.
Aber selbst wenn aktuell ein Preisabschlag von 30% nötig wäre, um ein 10 MRD-Paket zu verkaufen, wäre das angesichts eines EK von 9 MRD EUR problemlos verkraftbar und mit 7 MRD EUR Cash könnte Aroundtown bei den aktuellen Anleihekursen mindestens 8 MRD EUR Nominalwert zurückkaufen, womit 1 MRD Immowertverlust auf die Anleihegläubiger überwälzt werden könnte, so dass man sich infolge der stark gefallenen Anleihekurse mit dem Verkauf von 10 MRD bilanziertem Immovermögen letztlich auch heute um ca. 8 MRD EUR entschulden könnte, womit mehr als 50% der Finanzverbindlichkeiten getilgt wären.
Daher erneut meine Forderung: AT1 muss umgehend einen Entschuldungsplan vorlegen!
Es ist nicht im Interesse der Anteileigner, weiter zuzuwarten, bis irgendwann die Gläubiger das Zepter übernehmen. Eine freiwillige Liquidation des Unternehmens ist kein Teufelswerk! Besondere Umstände erfordern besondere Maßnahmen! Der viel beschworene NAV ist faktisch ein Komplettveräußerungswert, wird aber zumeist von Unternehmen ins Schaufenster gestellt, die eine Liquidation nicht mal im Ansatz als Handlungsoption ansehen.
Im neuen Zinsumfeld dürfte eine freiwillige Liquidation bei vielen hochverschuldeten Immokonzernen die für die Aktionäre gewinnmaximale Handlungsalternative darstellen. Es ist betriebswirtschaftlich nicht rational, ein Unternehmen fortzuführen, obwohl der Fortführungswert (Ertragswert) unter dem Liquidationswert (= Substanzwert) liegt.
Bei einer Mietrendite < 5% und einer FK-Rendite > 10% braucht es keine betriebswirtschaftlichen Kenntnisse, um zu erkennen, dass eine Fortführung für die EK-Geber nur unter der Prämisse der Komplettentschuldung sinnvoll ist. Bei NAV > 8 EUR und Aktienkurs 1 EUR sollte auch der letzte Marktteilnehmer verstehen, dass die Lösung nur Liquidation und FK-Tilgung und keinesfalls Aktienrückkauf heißen kann, wie hier im Forum vereinzelte Stimmen leider immer noch meinen...