SPIEGEL ONLINE - 28. Juli 2004, 14:23
URL: www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,310747,00.html
Kursfrust
540.000 Deutsche verkaufen ihre Aktien
Aufschwung hin, Kaufkurse her: Immer weniger Deutsche mischen an der Börse mit. Allein im letzten halben Jahr sank die Zahl der Aktionäre um mehr als eine halbe Million.
AP
Börsianer in Frankfurt: Die Aktienkultur in Deutschland erleidet noch einen Rückschlag
Frankfurt am Main - Der große Crash der Tech-Aktien kam Mitte 2000, die Zahl der Aktionäre aber stieg noch eine Zeit lang weiter. Rückläufig ist sie erst seit Mitte 2001 - seitdem aber kontinuierlich. Im Schnitt des ersten Halbjahres habe die Zahl der Aktienbesitzer bei 10,6 Millionen gelegen, teilte das Deutsche Aktieninstitut (DAI) in Frankfurt mit. Das seien knapp fünf Prozent oder eben 540.000 weniger als in den sechs Monaten zuvor.
Die Anzahl der ausschließlich an Fonds beteiligten Aktionäre blieb mit 5,9 Millionen nahezu unverändert. Der Anteil von Investoren, die nur einzelne Aktien im Depot haben, ging im selben Zeitraum von 3,1 Millionen auf 2,6 Millionen zurück. "Die Enttäuschung über die Kursverluste sitzt tief", weiß DAI-Leiter Rüdiger von Rosen.
Nachdem es 1997 nur 5,6 Millionen Aktionäre in Deutschland gab, war die Zahl der Aktienbesitzer zur Jahresmitte 2001 zeitweilig bis auf 13,4 Millionen emporgeschnellt. Die dramatischen Kurseinbrüche hätten Privatinvestoren aber dauerhaft verschreckt.
Gegenentwicklung: Ostdeutsche kaufen wieder
Derzeit besitzt nur noch jeder sechste Deutsche Aktien oder Anteile an Aktienfonds. Die Akzeptanz dieser Anlageformen sei hier zu Lande gegenüber anderen Industrieländern nach wie vor unbefriedigend, kritisierte von Rosen: "Die beste Medizin wären nachhaltige Kurssteigerungen und erfolgreiche Neuemissionen."
Die Deutschen wieder von den Chancen der Aktienanlage zu überzeugen, erfordere einen "langen Atem". Die schwache Entwicklung der Kurse im ersten Halbjahr 2004 stärke auch nicht gerade das Vertrauen. Dabei sei die Investition in Aktien auf lange Sicht gesehen hoch rentabel, so das DAI.
Gegenläufig ist die Entwicklung in den alten und neuen Bundesländern. Während die Zahl der Aktionäre im Westen um 7,5 Prozent sank, gab es im Osten sogar 10,8 Prozent mehr Aktionäre. Der Rückgang in den alten Bundesländern ist vor allem auf Verkäufe einzelner Aktien zurückzuführen, der Zuwachs in den neuen Bundesländern auf einen deutlichen Anstieg der Anteile an Aktienfonds.
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Kursfrust
540.000 Deutsche verkaufen ihre Aktien
Aufschwung hin, Kaufkurse her: Immer weniger Deutsche mischen an der Börse mit. Allein im letzten halben Jahr sank die Zahl der Aktionäre um mehr als eine halbe Million.
AP
Börsianer in Frankfurt: Die Aktienkultur in Deutschland erleidet noch einen Rückschlag
Frankfurt am Main - Der große Crash der Tech-Aktien kam Mitte 2000, die Zahl der Aktionäre aber stieg noch eine Zeit lang weiter. Rückläufig ist sie erst seit Mitte 2001 - seitdem aber kontinuierlich. Im Schnitt des ersten Halbjahres habe die Zahl der Aktienbesitzer bei 10,6 Millionen gelegen, teilte das Deutsche Aktieninstitut (DAI) in Frankfurt mit. Das seien knapp fünf Prozent oder eben 540.000 weniger als in den sechs Monaten zuvor.
Die Anzahl der ausschließlich an Fonds beteiligten Aktionäre blieb mit 5,9 Millionen nahezu unverändert. Der Anteil von Investoren, die nur einzelne Aktien im Depot haben, ging im selben Zeitraum von 3,1 Millionen auf 2,6 Millionen zurück. "Die Enttäuschung über die Kursverluste sitzt tief", weiß DAI-Leiter Rüdiger von Rosen.
Nachdem es 1997 nur 5,6 Millionen Aktionäre in Deutschland gab, war die Zahl der Aktienbesitzer zur Jahresmitte 2001 zeitweilig bis auf 13,4 Millionen emporgeschnellt. Die dramatischen Kurseinbrüche hätten Privatinvestoren aber dauerhaft verschreckt.
Gegenentwicklung: Ostdeutsche kaufen wieder
Derzeit besitzt nur noch jeder sechste Deutsche Aktien oder Anteile an Aktienfonds. Die Akzeptanz dieser Anlageformen sei hier zu Lande gegenüber anderen Industrieländern nach wie vor unbefriedigend, kritisierte von Rosen: "Die beste Medizin wären nachhaltige Kurssteigerungen und erfolgreiche Neuemissionen."
Die Deutschen wieder von den Chancen der Aktienanlage zu überzeugen, erfordere einen "langen Atem". Die schwache Entwicklung der Kurse im ersten Halbjahr 2004 stärke auch nicht gerade das Vertrauen. Dabei sei die Investition in Aktien auf lange Sicht gesehen hoch rentabel, so das DAI.
Gegenläufig ist die Entwicklung in den alten und neuen Bundesländern. Während die Zahl der Aktionäre im Westen um 7,5 Prozent sank, gab es im Osten sogar 10,8 Prozent mehr Aktionäre. Der Rückgang in den alten Bundesländern ist vor allem auf Verkäufe einzelner Aktien zurückzuführen, der Zuwachs in den neuen Bundesländern auf einen deutlichen Anstieg der Anteile an Aktienfonds.