Erfolgreich im Schlamm gesuhlt
BORUSSIA DORTMUND - VFL BOCHUM 1:0 BVB setzt seinen Aufwärtstrend fort Bochums Trainer Peter Neururer stempelt Schiri Albrecht zum Sündenbock ab
Von Frank Heidenreich
DORTMUND · Peter Neururer hatte große Mühe, sich zu beruhigen. Mit hochrotem Kopf wartete er am Spielfeldrand, nahm Schiedsrichter Hermann Albrecht wild gestikulierend und wortreich in Empfang. Der Trainer des VfL Bochum hatte den Unparteiischen als Sündenbock für die 0:1 (0:1)-Niederlage seiner Mannschaft vor 75 500 Zuschauern im Revierderby bei Borussia Dortmund ausgemacht. "Wenn es den Fall Hoyzer nicht gäbe, würde ich von einem Skandal sprechen", schimpfte Neururer - und schoss dann doch wieder einmal volle Breitseiten ab. "Uns ist der Sieg genommen worden. Es frustriert mich am meisten, dass uns bis zum jetzigen Zeitpunkt zwölf Punkte weggepfiffen worden sind", sah sich Neururer nicht zum ersten Mal in dieser Saison benachteiligt. Es waren zwei eindeutige Fehlentscheidungen Albrechts, die die Bochumer Gemüter erhitzten. So ahndete der Schiedsrichter ein elfmeterreifes Foul von BVB-Keeper Roman Weidenfeller an Filip Trojan nicht (10.), und einem regulären Treffer von Vratislav Lokvenc (48.) verweigerte er wegen vermeintlicher Abseitsstellung die Anerkennung. "Sie können mir glauben, dass der Frust bei uns am größten war. Es tut mir Leid für den VfL Bochum", gab Albrecht seine Fehler zu.
Da konnte Bert van Marwijk den Unmut seines Kollegen gut verstehen. "Bochum hat zu wenig bekommen", meinte der Trainer von Borussia Dortmund auch mit Blick auf die Tatsache, dass der VfL durchaus gleichwertig, in der Anfangsphase sogar klar überlegen gewesen war und eine Großchance bei einem Pfostenschuss von Lokvenc verzeichnete (4.). "Da hätte Bochum in Führung gehen können", meinte Lars Ricken nach dem Derby auf einem rasenähnlichen Untergrund, der eher eine Mischung aus Wasserballett und Schlammcatchen als ein reguläres Fußballspiel zugelassen hatte.
"Den Platz kann man
erst mal wegwerfen"
"Den Platz kann man erst mal wegwerfen", sagte Ricken mit einem Schmunzeln beim Betrachten des umgepflügten Bodens, auf dem beide Teams dennoch eine kampfbetonte, abwechslungsreiche Partie geboten hatten.
Dass der BVB am Ende dank eines Treffers des erneut überragenden Jan Koller (21.), der den Ball im Nachsetzen über die Torlinie drückte, erfolgreich gewesen war und damit zehn Punkte aus den vergangenen vier Partien holte, führte Bert van Marwijk zwar darauf zurück, dass "wir ein bisschen Glück hatten". Dennoch ist auch ein Stimmungsumschwung innerhalb der Mannschaft unverkennbar. Die trostlose Hinrunde ist zu den Akten gelegt, ebenso das Thema Abstieg. "Wenn wir uns nicht ganz dämlich anstellen, dann sind wir unten raus", sagte Mannschaftskapitän Christian Wörns, der in der Schlussminute Opfer einer üblen Tätlichkeit von Peter Madsen geworden war. Der Bochumer hatte Wörns das Knie in den Unterleib gerammt. "Das ist abgehakt", meinte der 32-Jährige und blickte lieber nach vorn - mit einer gehörigen Portion Selbstbewusstsein. "Ich habe keine Lust, nur Platz zehn oder elf zu halten. Die Pflicht haben wir hinter uns, jetzt kommt die Kür", hat Wörns die Hoffnung auf einen Uefa-Cup-Platz noch nicht aufgegeben.
Tabellenregionen, von denen Bochum derzeit nur träumen kann. "Wir sind stark genug für die erste Liga" meinte Trojan zwar trotzig. Doch die Lage wird immer brenzliger, die Abstiegsgefahr für den Tabellen-16. akuter. Was Peter Neururer allerdings nicht um seinen Arbeitsplatz bangen lässt. "Ich habe noch nie Angst um meinen Job gehabt", meinte der VfL-Coach, der sich nach der schwachen Leistung von Schiedsrichter Albrecht augenzwinkernd noch für einen Zweitjob als Unparteiischer bewarb, denn: "Ich würd‘s mit Sicherheit objektiver machen."
Gruß Moya