ja, da hat man mal eine schwächere Zahl hingezaubert. Die Frage bleibt wovor der Markt mehr Angst hat, vor steigenden Zinsen oder vor einer Rezession.
Jetzt haben wir eine Zahl, die den Optimisten in die Karten spielt, die keine großen Zinserhöhungen mehr erwarten, weil die Inflation wegen einer schlechten Konjunktur ohnehin zurückkomt. Und jetzt erhöht die OPEC noch den Output, was soll da schon schiefgehen?
Vielleicht hat der eine oder andere schon mal etwas von Stagflation gehört. Inflation, aber die Wirtschaft wächst nicht. So ungefähr das schlimmste Szenario, das es gibt.
Ja, eine solch Zahl ist gut für die Inflationserwartungen. Aber eine Volkswirtschaft ist ein sensibler Kreislauf und man muss schauen was an den anderen Enden des Kreises passiert und viele Reaktionen sind auch auf einer Zeitachse zu bewerten. Natürlich kommt die Inflation runter wenn die FEd agiert, Frage ist aber wann und mit welchen Nebenwirkungen. Und was bedeutet das für den Markt. Schaut der Markt über die aktuelle Situation hinweg, sieht schon die niedrigere Inflation und ignoriert die zwischenzeitliche Rezession? Reaktionen am Kapitalmarkt sind auch immer eine Art von Wahrscheinlichkeitsrechnung; deshalb schaue ich mir gerne Statistiken an. Und die besagen, dass der Markt erst dann dreht wenn die FED tatsächlich agiert. So wie die FED ja auch jetzt den Kursanstieg beendet hat. Der Markt ist doch im letzten Jahr immer weiter angestiegen obwohl alle darauf spekulierten, dass die FED agieren muss.
Eine weiter Statistik für den Juni kommt von Jeff Hirsch. Er befasst sich mit dem Juni , wenn Midterm-Wahlen in den USA stattfinden. Der erste Handelstag ist demnach fast immer nach oben gerichtet, aber der Juni rangiert für die großen US-Indices in solchen Jahren an der letzten Stelle. Es ist mit einem negativen Return zu rechnen. Grundsätzlich ist ja der September der schlechteste Monat und der Oktober bringt die größte Volatilität.
Müssen wir also jetzt den Markt wegen einer Zahl kaufen? Kommt nicht vielleicht doch zuerst die Rezession mit sinkenden Unternehmensgewinnen? Ich würde eher sagen, dass die Modelle der Großen im Markt zunächst die Rezessionkarte spielen werden . Die agieren meistens erst mit Verspätung. Ich bleibe also auf der vorsichtigen Seite, auch wenn ich eine Sommerrallye in geringem Ausmaß nicht ausschließen möchte. Aber die letzten Prozente bei höchstem Risiko überlasse ich gerne den anderen.