Sehe hier ja wieder mal fast ausschließlich charttechnische Aussagen. Aber warum sind wir tatsächlich in dieser Seitwärtsbewegung?
Der Hauptgrund liegt darin, dass der Markt die Zinsentwicklung nicht einschätzen kann. Stichwort jetzt Jackson Hole. Die amerikanischen Zinsen haben sich inzwischen von den Tiefstpunkten entfernt, der Charttechniker würde sagen Doppelboden. In Europa wird vermehrt über den Sinn der EZB-Politik gesprochen.
Und so kann es natürlich noch eine Weile weitergehen. Ich gehe auch davon aus, dass im September nichts passiert, dann würde man ja Trump helfen. Das will keiner. Aber nach der Wahl kann dann die endgültige Wende kommen, ich würde sagen sie muss kommen. Was machen? Das Zeitfenster Long spielen oder das Zeitfenster zum Ausstieg nutzen. Vielleicht werden die Charttechniker nochmals einen kleinen Ausbruch versuchen; die großen Institutionellen werden aber dann das Gegenteil tun. Ich werde mich dann anschließen und meine Longpositionen reduzieren. Auf der Tradingseite bin ich schon länger nicht dabei. Ich sehe nach wie vor, dass wir den Abwärtstrend verlassen haben, sehe aber auch die fehlende Dynamik nach oben. Das sieht in den USA auch so aus. Der N100 konnte den Hochpunkt aus 2000 bisher nicht nachhaltig übertreffen, der Transportindex hinkt hinterher. Es fehlt eine Bestätigung des Ausbruchs.
Die volkswirtschaftlichen Zahlen geben letztendlich wenig Hilfe. In der Summe neutral. Die Unternehmensergebnisse sind eher schwach, in den USA sieht die Entwicklung der Gewinne je Aktie durch exzessive Aktienrückkaufprogramme zulasten der Bilanzqualität besser aus als sie tatsächlich ist. Bei einer möglichen Zinswende wird die Bilanzqualität zunehmend wieder in den Blickpunkt geraten und die Marktunterstützung durch Rückkäufe wird abnehmen.
An die Charttechniker gerichtet: Bei den großen Kapitalsammelstellen werden die meisten wichtigen Assetallokation-Entscheidungen durch eine Strategie-Abteilung getroffen, in der weitestgehend Volkswirte sitzen. Charts spielen da kaum eine Rolle. Die Charts werden in gewissen Situationen von Volkswirten gemacht. Und mit einer Zinswende am Jahresende könnten die Volkswirte Oberwasser bekommen. Das scheint Soros ähnlich zu sehen.