Wie man das von mir aufgezeigte Szenario handeln soll, ist eine sehr schwierige Frage. Momentan neige ich noch dazu die Welle mitzureiten. Es gibt sicherlich einige, die einen Rücksetzer auf 10.500 abwarten wollen, manche warten auf die FED, manche hoffen auf die Saisonalität, manche haben Angst vor Trump. Wir haben also noch eine große Anzahl möglicher Käufer. Deshalb glaube ich momentan nicht an eine größere Korrektur. Vom Gefühl her erwarte ich den DAX bald über 11.000. Die Saisonalität stört mich nicht wirklich. Saisonal müsste der DAX bei ca. 10% Plus liegen, tut er aber nicht. Wir sind auch insgesamt nicht in einer massiv überkauften Lage. Als Faustformel gelten da für mich 20% Abstand zur 200-Tage-Linie. Also 12.000. Wir sind auch nicht in einer wirklichen Euphorie-Phase. 2000 habe ich als Fondsmanager erlebt, zuständig genau für die heißen Sektoren, Technologie, Medien und Telekom. Die Situation kann man im Moment nicht vergleichen. Damals gab es täglich massive Mittelzuflüsse. Wenn man nicht sofort angelegt hat, war die relative Performance im Eimer. Das ist heute nicht so. Dazu kamen deutlich aktivere Privatanleger. IPO´s waren Selbstläufer. 50% am ersten Tag garantiert. Letztendlich haben die IPO´s den Markt zum Kippen gebracht. Man denke an Riesenemissionen wie Telekom3. Und natürlich viele substanzlose Unternehmen, die am ersten Tag mit 1 Milliarde bewertet wurden bei einem Umsatz unter 1 Mio. Ist heute alles anders, Ausnahme Tech USA und Private-Equity-Bewertungen . Deshalb halte ich den Aktienmarkt alleine für nicht überhitzt. Ich habe auch 1987 schon miterlebt. Damals gab´s den Crash wegen unerwarteter Zinserhöhung. Situation ist vielleicht eher vergleichbar.
Die Blasen sehe ich momentan in anderen Bereichen. Hauptsächlich im Bondbereich. Blasen verursacht durch die Notenbanken. Es sind allerdings dieselbigen,die die Blase zum Platzen bringen können. Dafür gibt´s allerdings keine Motivation. Wie das Endspiel aussieht, da habe ich keine Vorstellung. Ich rechne kurzfristig nicht mit dem Platzen. Aber Unfälle kommen nie erwartet sondern unerwartet. Momentan wird noch viel drüber gesprochen also passiert es noch nicht.
Meine Langfristmeinung ist bekannt. Irgendwann wird es eine große Krise geben, schlimmer als die letzte Finanzkrise. Geopolitik, Negativzins, ungleicher Wohlstand, das wird nicht ewig funktionieren. Also bleibe ich bei meinem Hedge: eigengenutzte Immobilie + Gold. Aktien bin ich Long, eher marktunabhängige Werte. In einem Spike Richtung ATH würde ich das Aktienexposure deutlich verringern. Trading-Long durchaus nochmal oberhalb von 10.750, aber mit überschaubarem Einsatz.