Hamburg - Genau zwei Monate nach dem Insolvenzantrag der zahlungsunfähigen Hamburger Kabel New Media AG ist am Montag das entsprechende Verfahren über das Vermögen des IT-Dienstleisters eröffnet worden. Die gleiche Prozedur betrifft auch die Tochterfirmen in Berlin, München, Bonn und Friedrichshafen. Außerdem ist Gründer Peter Kabel von seinem Amt als Vorstandschef zurückgetreten, teilte das Unternehmen in der Hansestadt mit.
Der "Entrepreneur des Jahres 2000" hatte das Handtuch bereits am Freitag geworfen, den Schritt aber nicht öffentlich bekannt gegeben. Spekuliert wird, dass er die laufenden Verhandlungen mit der größten deutschen Werbeagenturgruppe BBDO nicht beeinträchtigt.
BBDO-Sprecher Thomas Huber bestätigte der WELT, dass starkes Interesse bestehe, wesentliche Teile von Kabel New Media auch in Hamburg zu übernehmen. Für den Kauf der Kabel-Filialen Köln und Berlin seien bereits Verträge ausgehandelt, sagte er. Außerdem habe BBDO Interesse bekundet, unter bestimmten Bedingungen auch den wichtigsten Teil des Kabel-Stammhauses in der Hansestadt mit bis zu 120 Beschäftigten zu übernehmen. Gespräche darüber seien aber noch nicht angelaufen.
Nach den Worten von Huber will BBDO die Kabel-Büros in Köln und Berlin mit 70 Angestellten komplett übernehmen und in seine Internet-Tochter BBDO Interactive eingliedern. Er rechne mit einem Abschluss. In Hamburg hat BBDO Interesse an einer Abteilung, die als Herzstück von Kabel New Media gilt: Sie betreut unter anderen den Großkunden BMW. Sollte die Übernahme gelingen, dann wären - einschließlich früherer Verkäufe im Rahmen des Insolvenzverfahrens - etwa 250 der zuletzt 400 deutschen Arbeitsplätze der Kabel-Gruppe gesichert. Ob das gelingt, ist aber noch unklar. Hintergrund ist, dass BBDO als Bedingung für die Übernahme von BMW eine Auftragsgarantie "für einen überschaubaren Zeitraum" fordert. An dieser Forderung waren Verhandlungen mit anderen Interessenten gescheitert.
Zuletzt hatte die Nürnberger Agentur WWL Internet Verhandlungen abgebrochen. Eine Sprecherin sagte, Prüfungen verschiedener Kabel-Projekte hätten ergeben, dass ein Kauf zu riskant sei. Dagegen konnte die Hamburger W-Center Consulting GmbH vergangene Woche die Kabel-New-Media-Tochter Kabel-E-Solutions kaufen, eine der profitabelsten Einheiten. Damit wurden 23 Beschäftigte übernommen, die unter anderem an den Gewinn bringenden BMW-Aufträgen gearbeitet hatten. FBi/ax