1. Die Sojaverschwörung?
Liebe Leserinnen und Leser,
das amerikanische Landwirtschaftsministerium hat am Freitag vor dem Pfingstwochenende den
Angebots‐ und Nachfragebericht für Mai veröffentlicht der ebenfalls Prognosen für die Entwicklung
der neuen Ernte enthält. Wie bereits in der letzten Ausgabe des Corn&Oil Newsletters angekündigt,
beruhen die Prognosen des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums für die neue Saison auf
statistischen Schätzungen und Regressionen und nicht auf tatsächlichen Umfragen unter den
Landwirten. Auf den nachfolgenden Seiten werden wir den Bericht für Sojabohnen besprechen, der
einige interessante Unklarheiten enthält:
Bei den Sojabohnen wurden die Übertragsbestände für die alte Ernte im Jahr 2007/2008 von 160 auf
anschließend 145 Millionen Scheffel gesenkt. Ausschlaggebend für die Reduktion war eine Erhöhung
der Exporte um 15.000.000 Scheffel. Dadurch wurden die Endlagerbestände verringert und das
Ending Stocks to Use Ratio fiel auf 4,8 Prozent zurück.
Für die neue Ernte im Jahr 2008/2009 wurden Übertragsraten in Höhe von 186 Millionen Scheffel
prognostiziert, die deutlich unter den Schätzungen der Analysten im Bereich der 285 Millionen
Scheffel gelegen hatten. Obwohl sich die Anbaufläche deutlich von 63,6 auf 74,8 Millionen Acres
ausweitet hat und die Produktion dadurch von 2,585 Milliarden auf dann 3,105 Milliarden Scheffel
ansteigen wird, ist der Verbrauch derart groß, dass das meiste des Anstiegs kompensiert werden
kann. Allerdings gibt es in dieser Rechnung einen entscheidenden Unsicherheitsfaktor.
II
Unter dem Punkt „Residual“ der die Sojabohnen aufführt, für die das US Landwirtschaftsministerium
keine Verwendung kennt, stehen für die kommenden Saison 82 Millionen Scheffel während es in
2007/2008 nur zwei Millionen Scheffel waren und in 2006/2007 70 Millionen Scheffel. Mir persönlich
kommt diese extreme Verringerung in der aktuell laufenden Saison sehr merkwürdig vor. Entweder
hat das amerikanische Landwirtschaftsministerium über Nacht herausgefunden wo all die
Sojabohnen verblieben sind (in der letzten und der kommenden Saison weiß es das USDA offenbar
wieder nicht) oder es handelt sich hier um eine Beschönigung der Daten, damit die Politik der billigen
Nahrungsmittel für die Bevölkerung weiterhin durchgesetzt werden kann(das USDA steht in einem
Interessenskonflikt, da auf der einen die Existenz der Farmer gesichert werden muss, auf der anderen
Seite jedoch genügend Nahrungsmittel zu fairen Preisen für die Konsumenten bereit gestellt werden
müssen).
Somit halte ich die drastische Verringerung des „Residual“ von 70 auf 2 und dann wieder 82
Millionen Scheffel verdächtig. Hätte das USDA die Komponenten „Residual“ mit den üblichen 60 bis
80 Millionen Scheffel der Vorjahre angesetzt, würden die Überträge bei nur noch 80 bis 100
Millionen Scheffel liegen und die Sojapreise wären wahrscheinlich explodiert. Also hat man sich
vermutlich einem kleinen Trick bedient um die Sojabestände etwas höher ausweisen zu können.
Gehen wir nun davon aus, dass das „Residual“ wirklich in 2007/2008 bei 62 Millionen Scheffel (das
untere Ende der Werte für diese Komponenten der letzten Jahre) dann fehlen am Ende weitere 60
Millionen Scheffel. Diese müssen auch in der kommenden Saison abgezogen werden, weswegen sich
für 2007/2008 ein Endlagerbestand in Höhe von 85 Millionen Scheffel und für 2007/2008 etwa 126
Millionen Scheffel ergeben. Die Versorgungslage am Sojamarkt scheint also weitaus angespannter zu
sein als es der Markt momentan erwartet.
Global gesehen hat sich bei den Endlagerbeständen für 2007/2008 nur eine leichte Verringerung von
49,31 Millionen auf dann 49.04 Millionen Tonnen ergeben. Für die kommende Saison wurden bisher
keine Prognosen abgegeben.
III
Zusammenfassend lässt sich der USDA Bericht wenn man ihn so nimmt wie er da steht als bullisch für
die Sojabohnen auffassen. Bereinigt man ihn zudem um die meiner Meinung nach falsch
ausgewiesene Komponente des „Residual“ wird der Bericht sogar noch positiver. Momentan kämpft
der Markt jedoch nach wie vor mit der Marke von 14 US Dollar pro Scheffel im Juli Future und scheint
hier vorerst seinen Meister gefunden zu haben. Der USDA Report scheint bereits in den Kursen
einpreist zu sein, weswegen sich die Händler momentan auf den Streik in Argentinien konzentrieren,
der inzwischen seit mehreren Wochen im Gange ist.
Laut früheren Berichten hätte der Streik am Freitag beendet sein sollen, wurde jedoch bis auf den
Mittwoch dieser Woche verlängert. Die Regierung nimmt laut Angaben lokaler Beobachter die
streikenden Exporteure nicht ernst und sieht keinen Grund darin die Exportsteuer auf Sojabohnen
wieder abzusenken. Obwohl viele Händler momentan in den Sojamarkt einsteigen um hier Geld
aufgrund der Aussichten einer sich wandelnden Exportnachfrage des Auslands weg von Argentinien
und hin zu den U.S.A. verdienen wollen, sehe ich die Situation nicht so positiv. Es ist natürlich Fakt,
dass eine noch höhere Auslandsnachfrage die amerikanischen Sojabestände auf ein nie gekanntes
Tief drücken werden, jedoch stellt sich hier die Frage wie lange einerseits die argentinischen
Exporteure noch durchhalten können und ob andererseits die Amerikaner nicht einen Exportstopp
ausrufen werden.
Über die argentinischen Exporteure kann man sagen, dass hier die Zeit nicht gerade für die
Streikenden arbeitet. Seit mehreren Wochen zieht sich nun die Arbeitsniederlegung hin, was enorme
Kosten für die Firmen bedeutet. Ich glaube nicht, dass die Exporteure noch genügend Geld in der
Tasche haben um alle Fixkosten weiterhin aus der eigenen Tasche finanzieren zu können, da seitens
des Exportgeschäfts keine Einnahmen zu verzeichnen sind solange der Streik läuft. Des weiteren
müssen die ganzen Sojabohnen, welche für den Export geliefert werden auch gelagert werden und
laut Aussagen eines amerikanischen Analysten, sollen die Lager bereits mehr als voll sein und weitere
Kapazitäten sind schwer auffindbar.
IV
Außerdem bezweifle ich, dass die U.S.A. ihre Sojabestände auf Null fallen lassen werden. Die
Bestände sind momentan ohnehin knapp und eine erhöhte Nachfrage aus dem Ausland könnte die
Bestände schnell in Richtung der Marke von Null verringern. Ob die amerikanischen Politiker dies
zulassen werden und riskieren, dass die U.S.A. dann selbst irgendwann Sojabohnen importieren
müssen, kann ich mir nicht vorstellen. Deswegen wäre es auch denkbar, dass es in den U.S.A. zu
einem Exportstopp kommen könnte. Dies würde die Preise für Sojabohnen in Südamerika und
anderen Ländern sicherlich anziehen lassen, jedoch dem isolierten US Markt sehr schaden.
Ich sehe für die Sojabohnen die Gefahr, dass es schnell einige zehn Cents nach unten gehen wird
sobald sich die Streiks aufgelöst haben. Derartige Rallyes sind in der Regel sehr schnell jedoch auch
kurzlebig.
Aufgrund der positiven Aussichten für die Versorgungslage in den U.S.A. bin ich jedoch mittlerweile
wieder bullisch für die Sojabohnen gerade der neuen Ernte eingestellt und kann mir durchaus Preise
von jetzt noch utopischen 20 US Dollar pro Scheffel vorstellen, falls es zu Wetterproblemen im
Sommer und gerade hier während der kritischen Phase im August kommt.
Unter technischen Aspekten notiert Soja immer noch in einer Range zwischen zwölf und vierzehn US
Dollar, die bisher auf Schlusskursbasis nicht durchbrochen werden konnte. Wir warten weiterhin ab,
ob es der Markt schafft einen Ausbruch nach oben zu vollziehen, sehen jedoch aufgrund des starken
Widerstands in diesem Bereich sowie der möglichen Aussicht auf eine Lösung des argentinischen
Streiks kurzfristig eher wenig Potential.
Corn&Oil Newsletter – Ausgabe 14 vom 19. Mai 2008
Liebe Leserinnen und Leser,
das amerikanische Landwirtschaftsministerium hat am Freitag vor dem Pfingstwochenende den
Angebots‐ und Nachfragebericht für Mai veröffentlicht der ebenfalls Prognosen für die Entwicklung
der neuen Ernte enthält. Wie bereits in der letzten Ausgabe des Corn&Oil Newsletters angekündigt,
beruhen die Prognosen des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums für die neue Saison auf
statistischen Schätzungen und Regressionen und nicht auf tatsächlichen Umfragen unter den
Landwirten. Auf den nachfolgenden Seiten werden wir den Bericht für Sojabohnen besprechen, der
einige interessante Unklarheiten enthält:
Bei den Sojabohnen wurden die Übertragsbestände für die alte Ernte im Jahr 2007/2008 von 160 auf
anschließend 145 Millionen Scheffel gesenkt. Ausschlaggebend für die Reduktion war eine Erhöhung
der Exporte um 15.000.000 Scheffel. Dadurch wurden die Endlagerbestände verringert und das
Ending Stocks to Use Ratio fiel auf 4,8 Prozent zurück.
Für die neue Ernte im Jahr 2008/2009 wurden Übertragsraten in Höhe von 186 Millionen Scheffel
prognostiziert, die deutlich unter den Schätzungen der Analysten im Bereich der 285 Millionen
Scheffel gelegen hatten. Obwohl sich die Anbaufläche deutlich von 63,6 auf 74,8 Millionen Acres
ausweitet hat und die Produktion dadurch von 2,585 Milliarden auf dann 3,105 Milliarden Scheffel
ansteigen wird, ist der Verbrauch derart groß, dass das meiste des Anstiegs kompensiert werden
kann. Allerdings gibt es in dieser Rechnung einen entscheidenden Unsicherheitsfaktor.
II
Unter dem Punkt „Residual“ der die Sojabohnen aufführt, für die das US Landwirtschaftsministerium
keine Verwendung kennt, stehen für die kommenden Saison 82 Millionen Scheffel während es in
2007/2008 nur zwei Millionen Scheffel waren und in 2006/2007 70 Millionen Scheffel. Mir persönlich
kommt diese extreme Verringerung in der aktuell laufenden Saison sehr merkwürdig vor. Entweder
hat das amerikanische Landwirtschaftsministerium über Nacht herausgefunden wo all die
Sojabohnen verblieben sind (in der letzten und der kommenden Saison weiß es das USDA offenbar
wieder nicht) oder es handelt sich hier um eine Beschönigung der Daten, damit die Politik der billigen
Nahrungsmittel für die Bevölkerung weiterhin durchgesetzt werden kann(das USDA steht in einem
Interessenskonflikt, da auf der einen die Existenz der Farmer gesichert werden muss, auf der anderen
Seite jedoch genügend Nahrungsmittel zu fairen Preisen für die Konsumenten bereit gestellt werden
müssen).
Somit halte ich die drastische Verringerung des „Residual“ von 70 auf 2 und dann wieder 82
Millionen Scheffel verdächtig. Hätte das USDA die Komponenten „Residual“ mit den üblichen 60 bis
80 Millionen Scheffel der Vorjahre angesetzt, würden die Überträge bei nur noch 80 bis 100
Millionen Scheffel liegen und die Sojapreise wären wahrscheinlich explodiert. Also hat man sich
vermutlich einem kleinen Trick bedient um die Sojabestände etwas höher ausweisen zu können.
Gehen wir nun davon aus, dass das „Residual“ wirklich in 2007/2008 bei 62 Millionen Scheffel (das
untere Ende der Werte für diese Komponenten der letzten Jahre) dann fehlen am Ende weitere 60
Millionen Scheffel. Diese müssen auch in der kommenden Saison abgezogen werden, weswegen sich
für 2007/2008 ein Endlagerbestand in Höhe von 85 Millionen Scheffel und für 2007/2008 etwa 126
Millionen Scheffel ergeben. Die Versorgungslage am Sojamarkt scheint also weitaus angespannter zu
sein als es der Markt momentan erwartet.
Global gesehen hat sich bei den Endlagerbeständen für 2007/2008 nur eine leichte Verringerung von
49,31 Millionen auf dann 49.04 Millionen Tonnen ergeben. Für die kommende Saison wurden bisher
keine Prognosen abgegeben.
III
Zusammenfassend lässt sich der USDA Bericht wenn man ihn so nimmt wie er da steht als bullisch für
die Sojabohnen auffassen. Bereinigt man ihn zudem um die meiner Meinung nach falsch
ausgewiesene Komponente des „Residual“ wird der Bericht sogar noch positiver. Momentan kämpft
der Markt jedoch nach wie vor mit der Marke von 14 US Dollar pro Scheffel im Juli Future und scheint
hier vorerst seinen Meister gefunden zu haben. Der USDA Report scheint bereits in den Kursen
einpreist zu sein, weswegen sich die Händler momentan auf den Streik in Argentinien konzentrieren,
der inzwischen seit mehreren Wochen im Gange ist.
Laut früheren Berichten hätte der Streik am Freitag beendet sein sollen, wurde jedoch bis auf den
Mittwoch dieser Woche verlängert. Die Regierung nimmt laut Angaben lokaler Beobachter die
streikenden Exporteure nicht ernst und sieht keinen Grund darin die Exportsteuer auf Sojabohnen
wieder abzusenken. Obwohl viele Händler momentan in den Sojamarkt einsteigen um hier Geld
aufgrund der Aussichten einer sich wandelnden Exportnachfrage des Auslands weg von Argentinien
und hin zu den U.S.A. verdienen wollen, sehe ich die Situation nicht so positiv. Es ist natürlich Fakt,
dass eine noch höhere Auslandsnachfrage die amerikanischen Sojabestände auf ein nie gekanntes
Tief drücken werden, jedoch stellt sich hier die Frage wie lange einerseits die argentinischen
Exporteure noch durchhalten können und ob andererseits die Amerikaner nicht einen Exportstopp
ausrufen werden.
Über die argentinischen Exporteure kann man sagen, dass hier die Zeit nicht gerade für die
Streikenden arbeitet. Seit mehreren Wochen zieht sich nun die Arbeitsniederlegung hin, was enorme
Kosten für die Firmen bedeutet. Ich glaube nicht, dass die Exporteure noch genügend Geld in der
Tasche haben um alle Fixkosten weiterhin aus der eigenen Tasche finanzieren zu können, da seitens
des Exportgeschäfts keine Einnahmen zu verzeichnen sind solange der Streik läuft. Des weiteren
müssen die ganzen Sojabohnen, welche für den Export geliefert werden auch gelagert werden und
laut Aussagen eines amerikanischen Analysten, sollen die Lager bereits mehr als voll sein und weitere
Kapazitäten sind schwer auffindbar.
IV
Außerdem bezweifle ich, dass die U.S.A. ihre Sojabestände auf Null fallen lassen werden. Die
Bestände sind momentan ohnehin knapp und eine erhöhte Nachfrage aus dem Ausland könnte die
Bestände schnell in Richtung der Marke von Null verringern. Ob die amerikanischen Politiker dies
zulassen werden und riskieren, dass die U.S.A. dann selbst irgendwann Sojabohnen importieren
müssen, kann ich mir nicht vorstellen. Deswegen wäre es auch denkbar, dass es in den U.S.A. zu
einem Exportstopp kommen könnte. Dies würde die Preise für Sojabohnen in Südamerika und
anderen Ländern sicherlich anziehen lassen, jedoch dem isolierten US Markt sehr schaden.
Ich sehe für die Sojabohnen die Gefahr, dass es schnell einige zehn Cents nach unten gehen wird
sobald sich die Streiks aufgelöst haben. Derartige Rallyes sind in der Regel sehr schnell jedoch auch
kurzlebig.
Aufgrund der positiven Aussichten für die Versorgungslage in den U.S.A. bin ich jedoch mittlerweile
wieder bullisch für die Sojabohnen gerade der neuen Ernte eingestellt und kann mir durchaus Preise
von jetzt noch utopischen 20 US Dollar pro Scheffel vorstellen, falls es zu Wetterproblemen im
Sommer und gerade hier während der kritischen Phase im August kommt.
Unter technischen Aspekten notiert Soja immer noch in einer Range zwischen zwölf und vierzehn US
Dollar, die bisher auf Schlusskursbasis nicht durchbrochen werden konnte. Wir warten weiterhin ab,
ob es der Markt schafft einen Ausbruch nach oben zu vollziehen, sehen jedoch aufgrund des starken
Widerstands in diesem Bereich sowie der möglichen Aussicht auf eine Lösung des argentinischen
Streiks kurzfristig eher wenig Potential.
Corn&Oil Newsletter – Ausgabe 14 vom 19. Mai 2008
Wilhelm Busch: "Aber hier, wie überhaupt, kommt es anders, als man glaubt."
Gruß Pichel
Gruß Pichel