Ein junger Mann hört Musik. (Symbolbild)
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Nicolas Fuchs Nicolas Fuchs
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Nicolas ist seit 2016 Redakteur bei ARIVA.DE. Seine Expertise in der technischen Analyse und sein Engagement für genaue Prognosen machen ihn zu einer wertvollen Ressource für die Community, die auf aussagekräftige News angewiesen ist.

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Streaming im Wandel: Warum sich bei Roku ein Blick lohnt und RTL+ und Joyn um Markanteile kämpfen.

Die Roku-Aktie hat seit Jahresbeginn bereits über 42 % zugelegt – Analysten wie Jefferies sehen dennoch weiteres Aufwärtspotenzial von bis zu 28 %. Während Roku mit Plattformwachstum und Kostenkontrolle überzeugt, kämpfen RTL+ und Joyn in Deutschland mit unterschiedlichen Strategien um Marktanteile und Profitabilität.
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Roku überzeugt Anleger – Jefferies sieht weiteres Kurspotenzial

Die US-amerikanische Streamingplattform Roku Inc. (ISIN: US77543R1023) zeigt im Jahr 2025 eine beachtliche Kursentwicklung: Mit einem Zuwachs von rund 42 % seit Jahresbeginn zählt das Papier zu den dynamischeren Werten im Technologiesektor. Nun sieht das Analysehaus Jefferies weiteres Aufwärtspotenzial und hat seine Bewertung entsprechend angepasst.

In einem aktuellen Analystenbericht stufte Jefferies Roku von „Halten“ auf „Kaufen“ hoch und erhöhte das Kursziel von 100 auf 135 US-Dollar, was einem weiteren Kurspotenzial von rund 28 % gegenüber dem letzten Schlusskurs entspricht. Die Bewertung basiert insbesondere auf der verbesserten Kostenstruktur des Unternehmens sowie einer soliden Umsatzentwicklung in der Streaming- und Werbeplattform-Sparte.

Jefferies-Analyst James Heaney hob die Fähigkeit Rokus hervor, Kosten nachhaltig zu kontrollieren, und lobte die strategische Ausrichtung auf Plattformumsätze. Diese könnten laut seiner Prognose im Jahr 2026 um etwa 20 % gegenüber dem Vorjahr steige, was mehr als der derzeitige Konsens der Wall Street von 15 % ist. Besonders betonte Heaney das Potenzial der Roku-Plattform, die nach seiner Einschätzung noch nicht vollständig monetarisiert ist und damit diverse Wachstumshebel bietet.

Auch das erwartete EBITDA (Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen) liegt in Heaneys optimistischem Szenario 25 % über dem Marktkonsens, der aktuell bei rund 565 Mio. US-Dollar für 2026 liegt. Für Investoren ergibt sich daraus eine positive Revisionsdynamik – also die Aussicht, dass Analysten ihre Schätzungen nach oben anpassen könnten, was in der Regel kurstreibend wirkt.

Jefferies fasst zusammen: Roku biete „eine der klarsten Revisionsgeschichten im Internetbereich bis 2026“, basierend auf Umsatzwachstum, Kostenkontrolle und einer marktgerechten Bewertung.

RTL+ plant Wachstum durch Abos, Preiserhöhungen und Kooperationen

Während Roku auf dem US-Markt zunehmend überzeugt, kämpfen deutsche Anbieter wie RTL+ um Anschluss und Profitabilität. Die Streamingplattform des Medienkonzerns RTL Deutschland (ISIN: LU0061462528) soll bis Ende 2026 profitabel werden. Helfen soll eine Kombination aus Nutzerwachstum, Preiserhöhungen und strategischen Kooperationen.

Aktuell zählt RTL+ rund 6,6 Millionen zahlende Abonnenten, bis Ende 2026 sollen es acht Millionen sein, wie Henning Nieslony, Chef der RTL-Streamingsparte, gegenüber dem Handelsblatt erklärte. Die Nutzerzahl legte im bisherigen Jahresverlauf um 14,5 % zu, während die Nutzungsdauer um 12,4 % auf 517 Millionen Stunden wuchs. Dies ist ein wichtiger Faktor für werbebasierte Einnahmen.

Gleichzeitig erhöht RTL+ im Januar 2026 die Preise. Der Premium-Tarif steigt von 8,99 auf 9,99 Euro, das Komplettpaket mit Musikangeboten verteuert sich auf 14,99 Euro. Ein neuer werbefreier Tarif ergänzt das Angebot, während der Basistarif bei 5,99 Euro stabil bleibt. Die Preisanpassung sei laut Nieslony durch den Ausbau des Angebots und den Wettbewerb gerechtfertigt.

Trotz des Wachstums verbucht die Streaming-Sparte noch deutliche Verluste: In den ersten drei Quartalen 2025 lagen diese bei 137 Millionen Euro, für 2026 wird jedoch mit einer Halbierung auf rund 50 Millionen Euro gerechnet. Ziel ist, 2026 vor allem durch Effizienzsteigerung und bessere Skalierung die  Gewinnzone zu erreichen.

Doch der Markt ist hart umkämpft. Die TV-Werbeeinnahmen, lange das Rückgrat der RTL-Gruppe, sind seit 2019 um 20 % eingebrochen. Streaming ist die strategische Antwort auf diesen Trend. Doch auch hier setzt mittlerweile eine Marktsättigung ein. Die durchschnittliche Zahlungsbereitschaft der Konsumenten ist begrenzt, das Angebot vielfältig.

Nieslony sieht in Kooperationen mit Plattformen wie Amazon (Amazon Aktie) Prime Video einen wichtigen Hebel. Seit Oktober ist RTL+ über Prime buchbar – für 12,99 Euro monatlich, also teurer als direkt bei RTL. Dennoch zeigt sich Nieslony überzeugt: „Die Bequemlichkeit, alles über eine Plattform zu erledigen, wird stark nachgefragt.“

Joyn setzt auf Reichweite statt Abo-Umsätze

Ein anderer Ansatz findet sich bei Joyn, der Streamingplattform von Pro Sieben Sat 1 (ISIN: DE000PSM7770). Das Unternehmen verfolgt das Ziel der maximalen Reichweite und bietet einen Großteil seines Angebots kostenlos an. Inhalte stammen nicht nur aus der eigenen Sendergruppe, sondern auch von den Öffentlich-Rechtlichen.

Im November 2025 verzeichnete Joyn 12,4 Millionen Nutzer, deutlich mehr als RTL+ mit 10,6 Millionen. Das kostenpflichtige Joyn+-Angebot liegt mit 6,99 Euro im Monat am unteren Ende des Preisniveaus in Deutschland. Trotz der großen Reichweite steht auch Joyn finanziell unter Druck: Für 2024 wurde ein Verlust von 63,7 Millionen Euro ausgewiesen.

Der langfristige Erfolg hängt laut Unternehmensangaben davon ab, ob sich vermarktbare Nutzungsdauer und Reichweite steigern lassen. Auch Joyn setzt dabei auf Kooperationen, etwa mit Amazon bei Serienproduktionen, oder durch Integration auf Distributionsplattformen wie Giga TV und Magenta TV.

Analyse: Streaming-Markt in Deutschland – zwischen Wachstum und Konsolidierung

Die deutsche Streaming-Landschaft befindet sich in einem strukturellen Wandel. Während US-Plattformen wie Roku, Netflix, Disney+ und Amazon Prime Video in den letzten Jahren massiv gewachsen sind und Skaleneffekte nutzen können, müssen deutsche Anbieter gezielt investieren, um ihre Marktposition zu halten oder auszubauen.

RTL+ und Joyn stehen dabei exemplarisch für zwei Strategien:

  • RTL+ setzt auf Umsatzwachstum durch Abo-Modelle, Preiserhöhungen und exklusive Inhalte, gepaart mit strategischen Kooperationen.

  • Joyn fokussiert sich auf Reichweite und werbefinanzierte Inhalte, kombiniert mit einer günstigen Abo-Option für Premiuminhalte.

Ein wesentlicher Unterschied zu US-Anbietern wie Roku: Diese erzielen den Großteil ihrer Einnahmen nicht nur durch Abos, sondern durch die Integration von Werbung, App-Installationen und Lizenzgeschäften über eine skalierbare Plattformstruktur – ein Modell, das bisher kaum in Europa adaptiert wurde.

Die Einschätzung von EY-Experte Marcus Dimpfel ist daher realistisch: „Streaming ist alternativlos, aber kein Selbstläufer.“ Die Konsolidierung im Markt wird zunehmen. Anbieter mit klarer Positionierung, technologischer Flexibilität und strategischen Partnerschaften werden langfristig profitieren.

Auch Kooperationen werden wichtiger: „Kooperationen und Allianzen sind der Weg in die Zukunft“, so Nieslony. Die Einbindung in Distributionsplattformen und die Möglichkeit, verschiedene Angebote über eine Oberfläche zu buchen, gewinnen an Bedeutung. Hier liegt nicht nur für RTL+ und Joyn ein strukturelles Potenzial , sondern auch für kleinere Anbieter und Nischenplattformen.

Fazit

Die aktuelle Entwicklung zeigt: Streaming ist auf dem Weg vom Wachstums- zum Effizienzmarkt. Die kommenden Jahre werden zeigen, ob sich der Markt in Richtung weniger, aber größerer Anbieter konsolidiert, oder ob durch Allianzen und technologische Integration eine vielfältige Plattformlandschaft bestehen bleibt. Klar ist: Die wirtschaftliche Tragfähigkeit der Geschäftsmodelle steht zunehmend im Fokus.


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