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Flatexdegiro sieht sich nach Bafin-Ärger wieder voll im Geschäft

FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Frankfurter Online-Broker Flatexdegiro will sich nach einer Sonderprüfung der Finanzaufsicht und einem Führungswechsel wieder auf den Ausbau seines Geschäfts konzentrieren. "Der Sonderbeauftragte ist abgereist. Wir sind wieder back to business", sagte Flatexdegiro-Chef Oliver Behrens am Montagabend vor dem Internationalen Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten. So sei er mit dem Auftritt in Deutschland noch nicht zufrieden. Punkten will er mit Angeboten wie Kryptohandel und Wertpapierleihe - und mit einer Integration der Systeme von Flatex und Degiro, die zusammen 16 europäische Länder abdecken.

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Dass Flatexdegiro zuletzt nicht so stark vorankam, erklärte Manager Behrens mit der Bafin-Untersuchung. Mit der Behebung der kritisierten Mängel sei das Unternehmen drei Jahre lang beschäftigt gewesen: "Hauptberuflich, könnte man fast schon sagen."

Behrens war früher Europa-Chef der US-Bank Morgan Stanley . Bei dem Online-Broker Flatexdegiro hatte er im vergangenen Herbst die Führung übernommen, nachdem dessen langjähriger Lenker Frank Niehage in Ungnade gegangen war. Flatex-Gründer und Großaktionär Bernd Förtsch hatte Niehage und Teile des Managements zuvor öffentlich harsch kritisiert und damit mehrere Wechsel in der Führungsriege ausgelöst.

Ein wichtiger Kritikpunkt war neben verpassten Marktchancen die Sonderprüfung der deutschen Finanzaufsicht Bafin gewesen. Die Behörde hatte Mängel im Betrieb des Unternehmens ausgemacht und Flatexdegiro einen Prüfer ins Haus geschickt.

Trotz der Unruhe wächst das Geschäft von Flatexdegiro nach Behrens' Ansicht weiterhin gut: "Wir eröffnen 1.000 neue Konten am Tag." Ende Juli kam das Unternehmen auf gut 3,3 Millionen Kunden und ein verwaltetes Vermögen von 87,6 Milliarden Euro.

Anders als Banken bietet Flatexdegiro keine Anlageberatung an - und will dies auch künftig nicht tun, wie Behrens betonte. Stattdessen will er Bildungsangebote wie Online-Seminare rund um Finanzen und Geldanlage aufbauen. Dadurch sollen Kunden Grundlagen erwerben, um selbst über Investitionen in Aktien und andere Vermögenswerte entscheiden zu können.

An Wachstumspotenzial mangelt es aus Sicht des Managers nicht. So gebe es in Deutschland derzeit etwa 25 Millionen Wertpapierdepots. Angesichts einer Bevölkerung von mehr als 80 Millionen könnten laut Behrens marktweit weitere 10 bis 15 Millionen Depots drin sein.

Schließlich lägen hierzulande rund 3.400 Milliarden Euro auf Sparkonten und auf Konten mit täglicher Verfügbarkeit wie Girokonten und Tagesgeldkonten. Diese würden im Schnitt mit 0,6 oder 0,7 Prozent verzinst. Gemessen an Marktzinsen oder Aktienrenditen geht den deutschen Sparern aus seiner Sicht daher eine große Menge Geld verloren.

Hatte Großaktionär Förtsch die frühere Unternehmensspitze noch für einen verpassten Einstieg in den Kryptohandel kritisiert, hat Behrens inzwischen ein entsprechendes Angebot vorgestellt. Für die Kundschaft sei Flatexdegiro hierbei einer der günstigsten Anbieter, sagte er am Abend. Neu bei Flatexdegiro ist auch die Wertpapierleihe. Los geht es zunächst in den Niederlanden.

Um die Angebote des Konzerns nach und nach auf weitere Länder auszudehnen, will Behrens die noch getrennten Systeme von Flatex und Degiro zusammenführen. Flatex aus Frankfurt hatte den niederländischen Anbieter Degiro im Jahr 2020 übernommen./stw/tav/jha/

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