Sandoz macht den Geldbeutel auf
Bereits am Dienstagabend gaben die Hamburger bekannt, dass sich der Schweizer Pharmakonzern bereit erklärt hat, 350 Millionen US-Dollar für die Produktions- und Forschungsanlage in Toulouse bereitzustellen.
Darüber hinaus sicherte sich Evotec Ansprüche auf Meilensteinzahlungen und Umsatzbeteiligungen im Wert von 300 Millionen US-Dollar. Hierfür stellt Evotec für die Herstellung sogenannter Biosimilars ein Portfolio von bis zu 10 Molekülen bereit.
In der Pressemitteilung gab das Unternehmen an: "Der Verkauf wird sich unmittelbar positiv auf das Ergebnis auswirken und Evotecs kurz-, mittel- und langfristigen Umsatzmix, Gewinnmargen und Kapitaleffizienz verbessern."
Rückläufige Umsätze, aber ein Hoffnungsschimmer
Am Mittwochmorgen gab Evotec außerdem Einblick in seine Bücher. Nach 9 Monaten erzielte das Unternehmen Konzernerlöse in Höhe von 535,1 Millionen Euro. Das bedeutet gegenüber dem Stand vor einem Jahr einen Rückgang um 7,1 Prozent.
Hoffnungsschimmer bleibt jedoch die Biologics-Sparte. Hier hat sich der Umsatz um 11,3 Prozent auf 143,4 Millionen Euro verbessert. Neben der Kooperation mit Sandoz hob der Konzern auch Aufträge des US-Verteidigungsministeriums hervor.
Kosteneinsparungen "über Plan", aber weiterhin operative Verluste
Bei der Profitabilität gelang keine Leistungssteigerung, die ist im Gegenteil weiter rückläufig. Das bereinigte EBITDA liegt mit -16,9 Millionen Euro deutlich unter dem Vorjahreswert von -9,0 Millionen Euro. Evotec begründet das mit den Anlaufkosten der Anlage in Toulouse.
Fortschritte macht das Unternehmen eigenen Angaben zufolge jedoch bei den Kosteneinsparungen. Hier liege man "über Plan" und werde bis zum Jahresende mit 60 Millionen Euro mehr als doppelt so viel einsparen, wie ursprünglich geplant.
Rückkehr zu zweistelligem Umsatzwachstum geplant
Seinen Ausblick für das laufende Geschäftsjahr hat Evotec bestätigt. Angepeilt wird ein Umsatzergebnis von 760 bis 800 Millionen Euro, das bereinigte EBITDA soll sich auf 30 bis 50 Millionen Euro belaufen, Erwartet wird also ein starkes Schlussquartal mit deutlichen Verbesserungen beim operativen Ertrag.
Außerdem gab das Unternehmen neue langfristige Ziele bekannt. Bis 2028 sollen die Erlöse mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate (CAGR) von 8 bis 12 Prozent wachsen. Die EBITDA-Marge soll sich auf "mehr als 20 Prozent" belaufen. Das ist mit Blick auf die gegenwärtige Ertragslage als ambitioniert zu bezeichnen.

Extreme Volatilität gefährdet die jüngsten Fortschritte
In der Vorbörse wurden die Nachrichten hervorragend aufgenommen. Die Aktie konnte sich im frühen Handel um bis zu 10 Prozent steigern, die XETRA-Eröffnung verlief mit einem Plus von rund 2 Prozent allerdings deutlich schwächer. In der Folge wurde die Aktie zunächst abverkauft.
Nach den Verbesserungen in den vergangenen Wochen sowohl was den Kurs als auch die technischen Indikatoren angeht bietet der Mittwoch eine echte Chance für einen Befreiungsschlag. Ein Intraday-Reversal und eine Rückkehr über die 200-Tage-Linie vorausgesetzt, könnte die Erholung an Fahrt aufnehmen und die Widerstandszone um 7,70 Euro angelaufen werden.
Gelingt der Sprung hierüber, könnte Evotec kurz- bis mittelfristig an die bei 9,00 Euro liegende Hürde durchmarschieren. Rückenwind hierfür liefert vor allem der starke Relative-Stärke-Index, während der Trendstärkeindikator MACD einen an Fahrt gewinnenden Aufwärtstrend anzeigt.
Fazit: Eine Einstiegschance für Mutige
Evotec handelt am Mittwoch in einer spannenden Ausgangslage: Trotz guter News und einem zuletzt starken Chartbild wird die Aktie abverkauft. Das bietet eine Einstiegschance für mutige Anlegerinnen und Anleger.
Die Kosteneinsparungen sowie die Zuschüsse von Sandoz lindern die bilanziellen Schmerzen, während die Kapazitätsausweitung in Toulouse mittelfristig für positive Beiträge zum Umsatz und Gewinne sorgen dürfte. Gleichzeitig hat sich Evotec für weitere Meilensteinzahlungen qualifiziert.
Damit könnte die Talsohle tatsächlich durchschritten und eine nachhaltige Erholung möglich sein. Nur sollte die Aktie mit Blick auf den Chart nicht allzu viel an Boden verlieren, sonst sind die erfolgreichen Bemühungen der Käuferinnen und Käufer aus den vergangenen Wochen dahin.
Autor: ARIVA.DE Redaktion/Max Gross