Die iranische Regierung hat erstmals bestätigt, dass amerikanische Spionageflugzeuge ihre Atomanlagen auskundschaften. Jetzt droht der Geheimdienstchef in Iran mit dem Abschuss der Drohnen. Israelischen Informationen zufolge könnte Iran innerhalb eines halben Jahres in der Lage sein, Atombomben zu bauen.
Teheran - "Unsere Atom- und Militäranlagen sind rechtmäßig, und deswegen würden wir jede Drohne abschießen, die versucht, sie auszuspionieren", sagte Geheimdienstchef Ali Junesi heute der studentischen Nachrichtenagentur ISNA.
"Die Spionageaktivitäten der USA im iranischen Luftraum dauern seit langer Zeit an", sagte er in Teheran. "Die meisten der leuchtenden Objekte, die Bewohner im Himmel über Iran sehen, sind amerikanische Spionagegeräte, die nukleare und militärische Einrichtungen ausspionieren."
Die israelische Regierung warnte heute davor, dass Iran innerhalb von sechs Monaten die Fähigkeit zur Herstellung von Atombomben erworben haben könnte. Bis dahin seien die eingeleiteten Tests abgeschlossen, sagte der israelische Außenminister Silvan Schalom in London und fügte hinzu: "Dies ist nicht nur Israels Problem, sondern ein internationales Problem, da die Langstreckenraketen Europa erreichen können."
Am Sonntag hatte die "Washington Post" unter Berufung auf amerikanische Regierungsbeamte berichtet, dass seit nahezu einem Jahr Drohnen über Iran eingesetzt werden, um Beweise für die Entwicklung von Atomwaffen zu sammeln. Schon im Dezember wurde die iranische Luftwaffe angewiesen, alle unbekannten oder verdächtigen Flugkörper im eigenen Luftraum abzuschießen.
Bundeskanzler Gerhard Schröder hat heute eine Verhandlungslösung im Streit um das iranische Atomprogramm gefordert. EU und USA sollten gemeinsam darauf hinarbeiten, dass Teheran auf den militärischen Aspekt des Programms verzichtet, sagte er dem "Handelsblatts". An der Nichtverbreitung von Atomwaffen seien Europa und USA in gleicher Weise interessiert. Diskutiert werde nur, wie dieses Ziel zu erreichen sei. Die auf eine Verhandlungslösung gerichtete Position der Europäischen Union sei richtig: "Wenn man erfolgreich verhandeln will, muss man der anderen Seite etwas anbieten." Im konkreten Fall bedeutete dies wirtschaftliche Zusammenarbeit und Sicherheit. "Beides kann am besten von Europa und Amerika gemeinsam garantiert werden." Je enger die Zusammenarbeit, desto aussichtsreiche die Verhandlungen.
Der Vertreter Irans bei den Atomgesprächen mit den EU-Ländern, Hassan Rowhani, bekräftigte unterdessen, dass sein Land an den Plänen zur Errichtung von sieben Atomkraftwerken festhalte. Iran habe lediglich das Aussetzen der Urananreicherung bis März oder spätestens Ende Juni dieses Jahres zugesagt, erklärte Rowhani nach ISNA-Angaben während eines Besuchs in Algerien. Er verwies auf eine entsprechende Vereinbarung, die Ende vergangenen Jahres mit den Verhandlungspartnern Großbritannien, Frankreich und Deutschland getroffen worden sei.