Biotech: Warten auf die Trendwende [ 01.03.02, 17:05 ]
Von Stefan Riedel
Für Investierte heißt es weiter geduldig sein. Nach einem verheißungsvollen Wochenstart lassen die Biotechs am Neuen Markt und an der Nasdaq wieder Federn. Die gute Performance einzelner Werte ändert nichts an diesem Gesamtbild.
Kein Wunder also, dass die meisten Titel nicht vom Fleck kommen. Bei einigen Titeln aus der zweiten Reihe, die fundamental aussichtsreich sind, hat sich das charttechnische Bild eingetrübt.
Dazu zählen Myriad Genetics, OSI Pharmaceuticals, Biomarin und Neurocrine Bioscience, wobei bei letztgenanntem Wert die Chancen auf eine Bodenbildung derzeit am besten sind. Der Nasdaq-Biotechindex bewegt sich weiter in einem Niemandsland um die 740 Zähler. Fester Halt findet sich hier in der Zone zwischen 670 und 700 Punkten
Dem breiten Markt mangelt es weiter an entscheidenden Impulsen. Da hilft es nicht, dass aus einzelnen Companies positive Unternehmensmeldungen kommen. Freuen können sich die Anleger bei IDEC Pharma. Das Unternehmen hat von der FDA die langersehnte Zulassung für das Präparat Zevalin gegen Lymphknotenkrebs erhalten.
Bis 2003 will IDEC damit 150 Millionen Dollar erlösen. Das Schöne dabei: Anders als beim ersten Produkt Rituxan, dem Milliardenpotenzial eingeräumt wird, nimmt IDEC den US-Vertrieb allein in die Hand. Wird Zevalin auch in Europa zugelassen, fällt diese Aufgabe unserer Dauerempfehlung Schering zu. Unsere aktuelle Einschätzung zu Schering lesen Sie hier>>.
Die Aktie von IDEC, die wir trotz der stattlichen Bewertung weiter zum KAUF>> empfehlen, zählte in dieser Woche zu den Outperformern. Dasselbe gilt für die Papiere unserer Empfehlung Gilead, deren Kurspotenzial wir zuletzt vor einem Monat besprochen hatten.
Auf dem breiten Markt überwogen die negativen Schlagzeilen. Dazu gehört die Umsatz- und Gewinnwarnung des Ausrüsters Invitrogen für das erste Quartal.
Noch weniger schmeckte den Anlegern allerdings der Ausblick von Protein Design Labs (PDLI). Wegen höherer Forschungsausgaben und niedriger Zinseinkünfte wird PDLI 2002 wieder rote Zahlen schreiben. Die Aktie gab daraufhin kräftig ab ungeachtet der Tatsache, dass die Zahlen für 2001 mit 79,5 Millionen Dollar Umsatz bei einem Reingewinn von 2,7 Millionen Dollar ordentlich ausfielen.
Im Blickpunkt der Spekulanten bleibt ImClone. Eingeweihte wollen aus dem Dunstkreis der FDA erfahren haben, dass Imclone die vorhandenen Testdaten zu Erbitux lediglich neu aufarbeiten muss. Die US-Firma soll jedoch das eigene Datenmaterial mit neuen Zahlen des Darmstädter Pharmakonzerns Merck ergänzen, der Erbitux in Europa vermarkten will.
Gesichert sind diese Erkenntnisse nicht. Viele Fragen zu Erbitux bleiben offen und dementsprechend glatt ist das Terrain für alle, die nach dem jüngsten Kursfeuerwerk jetzt noch einsteigen. Das Kurspotenzial sollte bei 30 Dollar erst einmal ausgereizt sein.
Bleibt der Neue Markt. Aus charttechnischer Sicht ist hier die Lage nach dem Fall unter 75 Punkte heikel (siehe Chart).
Neuer Schwung durch gute Zahlen oder Unternehmensmeldungen ist derzeit nicht in Sicht. Qiagen überzeugte zwar in der vergangenen Woche mit den Geschäftszahlen für 2001. Dennoch geriet die Aktie in den Abwärtssog am Neuen Markt.
Bis andere Schwergewichte ihre marktbewegenden Zahlen melden, müssen sich die Anleger noch eine Woche gedulden. Den Anfang macht MorphoSys am 11. März. Bis dahin werden sich MediGene, Evotec & Co im Fahrwasser der US-Börsen bewegen. Engagements drängen sich derzeit nicht auf.