Frankfurt, 27. Jan (Reuters) - Der Touristikkonzern Thomas Cook profitiert unerwartet stark von der wieder gestiegenen Reiselust der Deutschen.
In der bis April laufenden Wintersaison 2005/06 verzeichnete der Konzern in Deutschland bislang 6,7 Prozent mehr Buchungen als im Vorjahr. Für den Sommer seien bislang 11,8 Prozent mehr Reisen gebucht worden als vor einem Jahr. Der Umsatz sei "in ähnlicher Größenordnung" gestiegen, sagte Vorstandsmitglied Peter Fankhauser am Donnerstagabend in Frankfurt. Auch das Ergebnis des vor zwei Jahren noch verlustreichen Reisekonzerns werde zulegen. "Uns geht es um profitables Wachstum", sagte Fankhauser.
"2006 wird ein gutes Jahr für die Touristik. Das Konsumklima hellt sich auf", prognostizierte der Cook-Vorstand. "Wir sind daher auch zuversichtlicher, dass der Gesamtmarkt zwischen zwei und vier Prozent zulegen wird. Wir selbst wollen über dem Markt wachsen", fügte er hinzu. Für das abgelaufene Geschäftsjahr 2004/2005 (zum 31. Oktober) hatte der Konzern erstmals seit vier Jahren wieder einen Gewinn von mindestens 20 Millionen Euro angekündigt. Die Zahlen sollen im März vorgelegt werden.
Neben der Marke Neckermann-Flugreisen (plus 12,8 Prozent) entwickelte sich auch der etwas teurere Veranstalter Thomas Cook überdurchschnittlich gut mit bislang 18 Prozent Buchungsplus für den Sommer. Schwach ist dagegen der Zuwachs bei Autoreisen.
In der Branche wird Neckermann hinter vorgehaltener Hand Preisdumping vorgeworfen. Fankhauser wies dies zurück. Die zahlreichen Frühbucheranreize bedeuteten nicht, dass an den Reisen nichts mehr verdient werde.
KEINE PROBLEM MIT FUSSBALL-WM - SORGENKIND TÜRKEI
Zweistellige Zuwachsraten für den Sommer weist die spanische Insel Mallorca als wichtigstes Auslandsreiseziel der Deutschen auf. Auch für den Juni, wo Marktforscher wegen der Fußball-Weltmeisterschaft Einbußen befürchteten, habe Neckermann derzeit 25 Prozent mehr Buchungen als im Vorjahr. "Unsere speziellen WM-Angebote kommen an", sagte Detlef Altmann, Chef von Neckermann-Flugreisen.
Einziges Sorgenkind ist die Türkei. Nach einem guten Buchungsstart ging die Nachfrage in den vergangenen Wochen infolge der Berichte über die Ausbreitung der Vogelgrippe merklich zurück. Die Situation beruhige sich, sagte Altmann. Dennoch müsse man seitens der gesamten Branche aktiv werden und aufklären. Aus Deutschland reisen jährlich mehr als vier Millionen Urlauber in die Türkei.
SCHWEIGEN ZUR KÜNFTIGEN KONZERNSTRATEGIE
Fankhauser lehnte jegliche Stellungnahme zu möglichen strategischen Veränderungen bei Thomas Cook ab. Der seit November amtierende neue Konzernchef Thomas Holtrop hüllt sich bislang ebenfalls in Schweigen. Intern arbeitet die Führung seit Wochen an dem von Holtrop initiierten Projekt "Move". Nach zweijähriger Sanierung sucht der Konzern wieder eine Wachstumsstrategie. Dabei gilt als sicher, dass der ehemalige Vorstandschef von T-Online verstärkt auf den Internetvertrieb setzen will.
Daneben ist unklar, ob sich die Eigentumsverhältnisse ändern. 50-Prozent-Eigner KarstadtQuelle hat mehrfach öffentlich erklärt, man habe Interesse an der Übernahme der bei der Lufthansa liegenden anderen 50 Prozent. Die Fluggesellschaft hat offiziell bislang jegliches Interesse an einem Verkauf dementiert.
amr/zwi
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